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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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überquert«, sagte Dor und zeigte nach Nordwesten. »Sie stoßen in südlicher und östlicher Richtung vor und legen dabei alles in Schutt und Asche. Aber wir wissen weder, mit was für einer Art von Mundaniern wir es zu tun haben, noch wie sie bewaffnet und wie viele es sind. König Trent war zwar dabei, diese Informationen einholen zu lassen, aber ich weiß selbst nicht alles, was er wußte. Ich werde mich zwar noch mit dem Guten Magier Humfrey beraten, doch wird das schwierig sein, da wir im Augenblick keinen magischen Spiegel hier im Schloß haben, mit dem wir Kontakt zu ihm aufnehmen können. Der einzige Spiegel, den wir haben, ist gerade defekt. Wir werden versuchen, ihn zu reparieren, aber in der Zwischenzeit sind wir auf uns selbst angewiesen.«
    Da fiel Imbri etwas ein. »Euer Majestät«, projizierte sie in einem Träumchen, »wir haben die Botschaft des Magiers Humfrey an den König. In der ganzen Aufregung haben wir ganz vergessen, sie…«
    »Dann raus damit«, meinte Dor müde.
    »Sie lautet ›Vorsicht vor dem Reitersmann‹ – was wir König Trent bereits gemeldet hatten. Und ›Sprengt die Kette.‹ Das ist die zweite Nachricht.«
    Dor legte die Stirn in Falten. Er besaß einen dichten Schopf mittelblonden Haars, das ganz gut aussah, solange es gezähmt war, doch nun war es ein einziges Durcheinander. Wenn die Krone nicht gewesen wäre, hätte man ihn für einen Landstreicher halten können. »Das verstehe ich nicht.«
    »Vielleicht hätte mein Vater es verstanden«, murmelte Irene. »Er hätte sich mit dem Guten Magier beraten. Vielleicht liegt in der Waffenkammer eine Kette, deren Magie freigesetzt wird, wenn man sie sprengt.«
    »Manchmal machen Humfreys verschlüsselte Antworten mehr Ärger, als sie einem ersparen«, murrte Dor. »Warum kann er nicht einfach geradeheraus sagen, was er meint?«
    »Das kann ich vielleicht erklären«, warf Ichabod der Mundanier ein. »Zum einen glaubt er selber vielleicht, daß er sich völlig klar und verständlich ausdrückt, weil er ja so viel mehr weiß als andere. Und zum zweiten neigen Prophezeiungen dazu, sich selbst zu negieren, wenn sie allzu offensichtlich formuliert werden. Folglich muß man sie in Worte fassen, deren Sinn sich erst dann erschließt, wenn die Bedingungen für die Erfüllung der Prophezeiung gegeben sind.«
    »Möglich«, meinte Dor. »Vielleicht wird Humfrey aber auch bloß zu alt, um noch passende Antworten geben zu können. Wenn wir in der Waffenkammer keine Kette finden sollten, müssen wir diesen Krieg eben allein führen. Dazu brauchen wir als erstes zuverlässige und neue Informationen. Ich werde einen Spähtrupp aus vertrauenswürdigen Leuten losschicken müssen, die die Mundanier auskundschaften sollen…«
    »Ich werde gehen«, meldete sich Chamäleon.
    König Dor lächelte. »Nicht einmal ein König schickt seine Mutter in die Gefahr hinaus. Vor allem dann nicht, wenn sie so schön ist wie meine.« Imbri und Ichabod wechselten Blicke. Sie wußten, daß Dor in Wirklichkeit darauf hinweisen wollte, daß Chamäleon im Augenblick tief in ihrer dummen Phase steckte und sich bei einem Spähtruppunternehmen wohl als wahre Katastrophe erweisen könne. »Außerdem bezweifle ich, daß du schnell genug reisen könntest, um…«
    »Ich meine, mit Imbri«, widersprach Chamäleon. »Bei der ist jeder sicher.«
    »Ach ja, die Nachtmähre.« Dor überlegte. »Stimmt es, Mähre, daß du so schnell bist wie die Gedanken?«
    »Jawohl, Majestät«, erwiderte Imbri. »Wenn ich den Kürbis benutze. Aber das geht nur bei Nacht.«
    »Und kannst du dich auch bei Tag für die Sicherheit meiner Mutter verbürgen?«
    »Ich glaube schon.«
    König Dor schritt auf und ab, den schweren, übergroßen Umhang am Boden hinter sich her schleifend. »Das gefällt mir gar nicht. Aber ich brauche einfach bessere Informationen, und meine Mutter ist eine der wenigen Personen, denen ich absolutes Vertrauen entgegenbringe. Ich schätze, ich werde wohl besser Grundy den Golem mitschicken, damit der die Pflanzen und Tiere befragen kann. Ich würde ja selbst gehen, um die Steine auszuhorchen, wenn…«
    »Du mußt hierbleiben und herrschen«, sagte Irene und hielt mit besitzergreifender Geste seinen Arm fest.
    »Ja. Ich würde ja zu gern einen Experten mitschicken, der genau weiß, wonach er Ausschau zu halten hat. Es ist ungeheuer wichtig, daß wir genau wissen, womit wir es zu tun haben. Die Mundanier sind sehr verschieden.«
    Ichabod hüstelte. »Euer Majestät, ich

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