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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem dritten Getränk, machte eine Pause, nahm einen tieferen Schluck, wartete erneut ab und stürzte schließlich den Rest herunter. »Das schmeckt ja ausgezeichnet.«
    Doch dann wurde er plötzlich unruhig. Er schwankte und mußte sich an Imbris Mähne festhalten. »Hoppla«, sagte er. »Mir wird ja auf einmal ganz anders.«
    Imbri roch wieder an dem Kelch. »Kein Wunder. Das ist ja auch Schwipps.«
    Chamäleon gesellte sich zu ihnen. »War das nicht eine wunderbare Trauung?« fragte sie und fuhr sich verstohlen über die feuchten Augen. »Ich habe echte Tränen geweint.« Sie nahm einen Drink auf.
    »Warte!« projizierte Imbri, während Ichabod dasselbe laut rief.
    Doch es war schon zu spät. Chamäleon nippte an ihrem Kelch. Offenbar mußte sie den Flüssigkeitsverlust vom Weinen wieder wettmachen. Da versanken ihre Füße plötzlich im Boden. »Huch… oje, ich fürchte, ich habe eine Sinknalco erwischt!« rief sie. »Ich sinke!«
    Gemeinsam gelang es Imbri und Ichabod, sie wieder auf Bodenebene emporzuhieven. »Ich möchte ja nicht einmal im Traum den Anschein erwecken, daß es mein Begehr wäre, die Königin zu kritisieren, die, dessen bin ich mir ganz sicher, ihre ganze Mühe auf dieses Büfett verwandt hat«, meinte Ichabod, »aber ich könnte mir durchaus vorstellen, daß in gewissen Kreisen Schabernacke dieser Art auf die Dauer als, nun sagen wir, ermüdend angesehen werden.«
    Da kam die Königin selbst auf sie zu. »Habt ihr schon etwas getrunken?« fragte sie fröhlich. Sie hatte sich in eine phantastisch mit Edelsteinen besetzte königliche Robe gekleidet, die möglicherweise eine reine Illusion war. »Ich nehme doch an, daß auch ihr die Drinks einzigartig und unvergeßlich findet. Ich möchte doch so sehr, daß diese Feier bei den Gästen zur bleibenden Erinnerung wird.«
    Stumm nickten die drei. Die Königin hatte nicht übertrieben. Königin Iris nahm nun selbst einen der Kelche auf und nippte geziert daran.
    Da spuckte sie die Flüssigkeit plötzlich höchst ungeziert wieder aus. Ihre Illusion verflüchtigte sich etwas und gab ein ganz gewöhnliches Hauskleid anstelle ihrer Robe frei.
    »Was ist denn?« verlangte sie zu wissen.
    »Ein einzigartiges und unvergeßliches Getränk, welches die Feier zur bleibenden Erinnerung bei allen Gästen macht«, murmelte Ichabod.
    »Mundanier, wage es nicht, mir gegenüber frivol zu werden!« bellte die Königin, während sich eine winzige Gewitterwolke über ihrem Kopf zusammenballte. »Was ist in diesem Kelch?«
    Imbri schnüffelte. »Apfeltinte.«
    »Apfeltinte!« rief die Königin, und ihre Juwelen bildeten sich aufs neue und funkelten wütend. »Die verwendet man doch nur, um offizielle Schreiben dokumentensicher zu unterzeichnen! Was hat denn die auf dem Erfrischungsbüfett zu suchen?«
    Ichabod nahm einen weiteren Kelch Kicka-Kola auf. »Vielleicht ist dieses Getränk hier besser, Euer Majestät«, meinte er. »Mir hat es jedenfalls eine bleibende Erinnerung beschert.«
    Die Königin roch daran und trat einen Schritt vor, als hätte jemand ihr einen Schubser von hinten verpaßt. »Das hatte ich nicht bestellt!« rief sie, und ihre Juwelen schossen nun winzige Feuerlanzen ab. »Irgendein Strolch hat die Getränke vertauscht! Oh, laßt mich nur diesen Küchenchef zwischen die Krallen kriegen!«
    Also war die Königin gar nicht für die Getränke verantwortlich zu machen. Chamäleon wirkte erleichtert.
    Die Königin hielt inne und drehte sich um. »Ach Chamäleon!« rief sie. »Ich bin eigentlich nur gekommen, um dich zu fragen, ob du meinen Mann, den König, gesehen hast. Er scheint nicht hier zu sein. Könntest du ihn wohl bitte mal für mich suchen?«
    »Selbstverständlich, Euer Majestät«, erwiderte Chamäleon. Sie drehte sich zu Imbri um. »Hilfst du mir bitte dabei? Vielleicht befindet er sich in einem dunklen Zimmer und meditiert gerade.«
    »Ja, und außerdem müssen wir ihm noch eine weitere Botschaft übermitteln«, erinnerte Imbri sie. »Warnung vor dem Reitersmann oder sprengt die Kette.«
    »Wenn wir nur wüßten, welche Kette damit gemeint ist!« Chamäleon seufzte. »Ich hab’ bisher noch keine Ketten gesehen.«
    »Ich helfe euch auch«, erbot sich Ichabod. »Ich liebe Rätsel und Geheimnisse.«
    Nachdem sie erfolglos den unteren Teil des Schlosses abgesucht hatten, fragte Ichabod: »Könnte er sich vielleicht oben in der Bibliothek aufhalten? Das ist ein sehr schöner Raum, und der König ist ein sehr belesener Mensch.«
    »Ja, da ist er

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