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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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oft«, meinte Chamäleon.
    Sie stiegen die Treppe empor. Als sie vor der Bibliothek standen, mußten sie feststellen, daß die Tür zu war. Ichabod klopfte zunächst, dann rief er nach dem König, doch ohne Erfolg. »Ich fürchte, er ist nicht da«, schlußfolgerte er. »Mir liegt es fern, ungebeten in Privaträume einzudringen, aber ich fürchte, wir müssen einmal nachsehen.«
    Die anderen stimmten ihm zu. Vorsichtig öffneten sie die Tür und spähten hinein. Der Raum war dunkel und still.
    »Es gibt hier eine magische Laterne, die man mittels eines Knopfes neben der Tür bedienen kann«, sagte Chamäleon und tastete danach. Kurz darauf erhellte die Laterne den Raum.
    Da saß der König Trent an einem Tisch vor einem aufgeschlagenen Buch.
    »Euer Majestät!« rief Chamäleon. »Wir müssen Euch mitteilen…«
    »Da stimmt etwas nicht«, warf Ichabod ein. »Er bewegt sich nicht.«
    Sie traten zu dem König hinüber. Er starrte reglos vor sich hin, ohne sie zu beachten. Das war wirklich äußerst seltsam, denn für gewöhnlich war König Trent einer der aufmerksamsten und höflichsten Menschen überhaupt, wie es Menschen mit wirklicher Macht recht häufig waren.
    Imbri projizierte einen Traum in den Geist des Königs. Doch sein Verstand war leer. »Er ist fort!« sendete sie den anderen beunruhigt. »Er hat keinen Geist mehr!«
    Die drei starrten einander mit wachsendem Entsetzen an. Xanth hatte seinen König verloren.

5
Sphinx und Triton
    Bis zum Morgen war die Ordnung wiederhergestellt worden. Man hatte König Trent für die Dauer seiner Krankheit in sein Schlafgemach gebracht, und Prinz Dor hatte Krone und Robe angelegt und saß nun auf dem Thron, um die Sache offiziell zu machen. Denn Dor war der designierte Thronfolger, und Xanth mußte einen König haben. Das war eine merkwürdige Nacht gewesen, die er als lediger Prinz begonnen und als verheirateter König beendet hatte.
    Wenn der junge Mann sich durch das neue Amt verändert hatte, so war davon jedenfalls nicht allzuviel zu merken. Nach dem Frühstück rief er eine Versammlung ausgesuchter Wesen zusammen. Die goldene Krone saß ein wenig schief auf seinem Kopf, und die königlichen Gewänder hingen ziemlich schlabbrig an ihm herab. Die Sachen waren für König Trent maßgeschneidert worden, der um einiges größer war als Dor, und König Dor wollte sie anscheinend nicht ändern lassen, um sie König Trent nach dessen Genesung wieder in unverändertem Zustand überreichen zu können.
    Die Ringe um seine Augen zeugten davon, daß Dor nicht geschlafen hatte. Doch das hatten ohnehin nur wenige von ihnen getan; ohne Übergang war die Freude an der Bräutigamsentführung und heimlichen Hochzeit in das Entsetzen angesichts der unfreiwilligen Abdankung des Königs Trent umgeschlagen. König Trent hatte seinen Verstand mitten während der Zeremonie auf dem Zombiefriedhof verloren. Es fiel schwer, zwischen diesen beiden Ereignissen keinen Zusammenhang zu vermuten. Die neue Königin Irene tat dies ganz offensichtlich; sie hatte einen Vater verloren, während sie gerade im Begriff gewesen war, einen Ehemann zu gewinnen.
    »Hier auf Schloß Roogna herrscht eine Krise«, sagte König Dor und sprach dabei mit größerer Autorität als sein Aussehen den Anschein erweckte. Königin Irene stand neben ihm, als sei sie bereit, ihn jederzeit aufzufangen, falls er umkippen sollte. Ihre Augen waren dunkel umrändert und rot angelaufen, und das war keineswegs das Produkt einer raffinierten Kosmetik oder Magie. Wie schmerzlich war ihr doch bewußt, daß es das Mißgeschick ihres Vaters gewesen war, welches sie plötzlich an die Stelle ihrer Mutter, der Königin, katapultiert hatte. So hatte sie sich das nicht vorgestellt und gewünscht! Die ehemalige Königin Iris war im oberen Stockwerk bei König a.   D. Trent und hielt Wache, um auch die leiseste Regung von Intelligenz aufzuspüren. Niemand wußte, was ihm eigentlich widerfahren war, aber jetzt, angesichts der mundanischen Invasion, konnten sie es sich auch nicht leisten, erst seine Genesung abzuwarten.
    Der König wandte sich einer Tafel zu, die sein Freund der Oger im Wald abgepflückt hatte. Darauf war eine grobschlächtig gezeichnete Karte Xanths zu erkennen, auf der wiederum die zahlreichen Menschendörfer markiert waren, wie auch die Zentaureninsel und die große Spaltenschlucht, die die Halbinsel Xanth in zwei Teile teilte, wenngleich sich auch kaum einer je an sie erinnern konnte. »Die Mundanier haben den Isthmus

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