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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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bilde mir ein, so etwas wie eine Autorität in Sachen Mundania zu sein, da ich immerhin selbst aus Mundania stamme. Es wäre mir eine Freude mitzugehen und für Euch die Invasoren zu identifizieren.«
    Dor überlegte. »Ichabod, ich kenne Sie jetzt mit Unterbrechungen seit acht Jahren. Sie haben ausgezeichnete Forschungsarbeit im Bereich der Magie Xanths geleistet, und Ihre Informationen haben uns unermeßliche Dienste erwiesen, als wir selbst unsererseits Mundania erforschen mußten. Sie waren es, der für uns König Trent ausfindig gemacht und uns dabei geholfen hat, ihn zu befreien, als er in Mundania gefangen war. Ich vertraue Ihnen und schätze Ihr Wissen, und ich weiß auch, daß König Trent ebenso gedacht und empfunden hat wie ich. Aus diesem Grund hat er Ihnen auch freien Zugang zu allen Dingen in Xanth gewährt und Ihnen erlaubt, in der Schloßbibliothek Ihren Studien nachzugehen. Aber Sie sind und bleiben nun einmal ein Mundanier, und ich kann Sie nicht darum bitten, Ihr eigenes Volk auszuspionieren.«
    »Mein eigenes Volk plündert, brandschatzt und mordet nicht willkürlich!« protestierte Ichabod. »Ihr dürft nicht alle Mundanier nach den Übergriffen einiger weniger beurteilen!«
    »Diese wenigen könnten ausreichen, um Xanth zu vernichten«, entgegnete König Dor. »Aber Sie haben nicht unrecht. Freilich würden Sie ein Reittier benötigen, um mit der Nachtmähre Schritt halten zu können, und ich glaube kaum, daß die uns zur Verfügung stehenden Reittiere dafür geeignet wären. Ein Zentaur wäre vielleicht eine Hilfe, aber die meisten von ihnen sind gerade unten auf der Zentaureninsel, um die Verteidigung ihrer Region zu organisieren.«
    »Vielleicht kann das Tagpferd uns helfen«, warf Imbri ein.
    »Das Tagpferd?« fragte König Dor.
    »Es ist ein Hengst, ich bin ihm im Wald begegnet. Er war das mundanische Reittier des Reitersmannes, aber er ist geflohen und hat auch mir zur Flucht verholfen. Er mag keine Mundanier. Vielleicht ist er aber dennoch bereit, Ichabod zu tragen, wenn er weiß, daß der nicht zu den feindlichen Mundaniern gehört, allerdings wohl nur unter der Voraussetzung, daß dabei weder Sporen noch Trense benutzt werden. Ich soll ihn gegen Mittag am Baobabbaum treffen.«
    König Dor dachte kurz nach. »Also gut. Es gefällt mir zwar überhaupt nicht, eine solch wichtige Mission derart hastig zu organisieren, aber wir können Xanth nur dann wirkungsvoll verteidigen, wenn wir baldigst die benötigten Informationen bekommen. Triff dich mit dem Tagpferd, und wenn der Hengst einwilligt, kann Ichabod mitreiten. Doch du, Mutter, wirst den Trupp leiten. Aber höre auf jeden Fall auf Grundy…«
    Chamäleon lächelte. »Ich war schon dumm, bevor du geboren wurdest, Dor. Ich weiß schon, wie ich zurechtkomme. Ich werde auf Grundy hören.«
    Nun erschien auch der Golem. Er war etwa handtellergroß und glich der Holz- und Lumpenpuppe, die er früher einmal gewesen war, obwohl er nun lebendig war. Die meisten Bewohner Xanths besaßen ein magisches Talent; Grundy hingegen war ein Talent, das zu einer Person geworden war. »Wir werden schon miteinander auskommen«, sagte er. »Ich mag Chamäleon.«
    »Das weiß ich«, sagte König Dor.
    »Ich war schon Dors Führer, als er noch nicht einmal Prinz war«, fuhr Grundy fort und versuchte damit offenbar, seine Wichtigkeit aufzuwerten. »Ich kenne Chamäleon schon seit fünfundzwanzig Jahren. Das kann ich von diesem Klepper hier allerdings nicht behaupten.«
    Imbri legte wütend die Ohren an. Sie schickte dem Golem einen kleinen Traum, in dem er von einem Monster mit tausend Zähnen aufgefressen wurde.
    »Andererseits«, meinte der Golem, erschüttert wie nach ihrem letzten Zusammenstoß, »bin ich ihr vielleicht schon mal im Traum begegnet.«
    Chamäleon lächelte milde. »Nachtmähren sind im Traum ganz fürchterlich schlimm, aber persönlich sind sie sehr nett.«
    »Paßt auf euch auf«, sagte König Dor ernst. Er hatte sich seit gestern abend doch sehr verändert. Seine Gereiztheit und Unentschlossenheit waren verschwunden, als hätte die Verantwortung seines Amtes tatsächlich einen neuen, überlegenen Charakterzug in ihm hervorgebracht. »Ich möchte keinen von euch verlieren.« Er lächelte, um zu zeigen, daß er auch noch etwas Humor übrigbehalten hatte, obwohl das gar nicht wirklich nötig war.
    »Wir müssen uns von Königin Iris verabschieden«, sagte Chamäleon. Sie schritt die Treppe empor, und Imbri und Grundy folgten ihr, da sie nicht

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