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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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Xanth wird fallen. Sie muß ihre Schwester herbeiholen für die Zeit, da man ihrer beider bedarf.«
    »Aber woher sollen wir wissen, wann es soweit ist?« fragte die Gorgone. »Du hast zwar die Harfe der Sirene wiederhergestellt, und sie wartet hier auf sie. Aber es kann doch gut sein, daß wir überhaupt keinen König von Xanth mehr haben werden, wenn es soweit ist, ganz zu schweigen von einem, der dann noch weiß, was er befehlen soll!«
    »Es wird jemanden geben, der weiß, was zu tun ist«, sagte Humfrey. »Mähre Imbrium, ich muß deine Dienste in Anspruch nehmen, bis ich meinen fliegenden Teppich wiederhabe. Golem, du wirst hier auf das Schloß aufpassen, bis die Mädchen zurückgekehrt sind.«
    »Ich? Aber…«
    »Oder bis die Not dich woandershin ruft.«
    »Welche Not?« fragte der Golem verblüfft.
    »Das wirst du schon merken, wenn die Zeit reif ist.« Humfrey richtete einen Zeigefinger auf das winzige Männchen. »Stell keinen Unfug mit meinen Büchern an! Und laß meine Zauber fest verkorkt.«
    »Aber wenn ich nun Durst bekomme?«
    »Manche dieser Flaschenzauber würden dich verwandeln, und zwar in einen Riesen…«
    »In einen Riesen!« rief der Golem freudig.
    »Junikäferbär«, beendete die Gorgone Humfreys Satz, worauf der Golem begreiflicherweise schnell das Interesse verlor.
    Der Magier stieg auf Imbris Rücken, wobei er sich einer Schreibtischecke als Aufsitzstütze bediente. Er war klein, alt und gebrechlich, und Imbri befürchtete, daß er herunterfallen könnte. Dann zerrte er den schweren Beutel mit den Zaubern zu sich empor und wäre beinahe tatsächlich hinabgestürzt, weil er fast das Gleichgewicht verlor. »Ich brauche wohl einen Befestigungszauber«, brummte er. Humfrey öffnete den Beutel und kramte darin herum. Dann holte er sein Fläschchen hervor und entkorkte es mühselig, um schließlich einen karierten Tropfen zu verspritzen.
    Da bildete sich ein Karogeist und segelte mit Geheul durch die Decke davon.
    »Das war die falsche Flasche«, sagte die Gorgone. »Komm, laß mich das machen.« Sie griff in den Beutel und holte eine weiße Flasche hervor. Dann entkorkte sie sie und ließ einen Tropfen hervorperlen. Der verwandelte sich sofort in eine weiße Blase, die auf Imbri und den Magier zutrieb, sie einhüllte und sich plötzlich wieder abrupt zusammenzog, wobei sie Humfrey und seinen Beutel fest mit dem Rücken der Mähre verklebte.
    »Siehst du, du brauchst mich doch«, meinte die Gorgone. »Ich weiß genau, wo jeder Zauber sich im Beutel befindet.«
    »Kusch!« sagte Humfrey, als spreche er zu einem Welpen. »Los, Mähre!«
    Da befanden sie sich auch schon wieder auf dem Weg zu Schloß Roogna. Doch Imbri war unzufrieden. »Warum habt Ihr sie nicht mitgenommen?« projizierte sie dem Magier tadelnd ihre Frage. »Die Gorgone macht sich wirklich Sorgen um Euch.«
    »Natürlich tut sie das, diese Närrin!« fauchte Humfrey. »Sie ist eine viel bessere Ehefrau, als ich je verdient habe. War sie schon immer.«
    »Aber warum…«
    »Weil ich nicht will, daß sie mit ansehen muß, wie ich Mist baue«, sagte er. »Ein Mann in meinem Alter hat auch so seinen Stolz, und mein Ende wird schmachvoll sein.«
    Das schien die Sache zu erklären. Humfrey liebte die Gorgone; seine Art, es auszudrücken, war recht subtil. Dennoch war für Imbri noch nicht alles klar. »Wenn Ihr wißt, daß Ihr scheitern werdet, warum geht Ihr dann überhaupt?«
    »Um Zeit zu schinden und es meinem Nachfolger zu erlauben, aus Mundania zurückzukehren«, erwiderte Humfrey. »Xanth braucht einen König, und zwar einen Magierkönig, und Bink ist der nächste. Aber er befindet sich noch in Mundania. Ohne König wird Xanth der Nächstwelle zum Opfer fallen.«
    »Aber Eurem eigenen Tod in die Arme zu laufen…«
    »Es ist nicht ganz dasselbe wie der Tod«, widersprach ihr Humfrey. »Aber da ich nicht weiß, ob daraus nicht irgendwann doch noch der Tod wird, will ich mich darüber lieber nicht streiten. Meine Frau kann besser arbeiten, wenn sie nicht durch Hoffnung abgelenkt wird. Ich habe die Hoffnung systematisch begraben.«
    »Das ist aber ein grausamer Mechanismus«, meinte Imbri und erschauerte, als sie ins Guckloch des Kürbisses eindrangen.
    »Nicht grausamer als die Träume von Nachtmähren«, konterte er. »Mähre, ich beabsichtige das Rätsel zu lösen, wer der verborgene Feind ist, bevor er mich ausschaltet. Ich werde seinen Namen auf eine magische Schiefertafel schreiben und in einer Flasche verbergen, die er nicht

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