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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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finden kann. Ihr müßt diese Flasche retten und ihr die Antwort entnehmen, damit mein Nachfolger sie zur Verfügung hat.«
    »Wenn Ihr doch der Magier des Wissens und der Information seid, wie kommt es da, daß Ihr die Antwort nicht jetzt schon kennt?« wollte Imbri wissen.
    »Manches Wissen ist selbstzerstörerisch«, erwiderte Humfrey. »Manche Antworten könnte ich wohl erahnen, aber mein Erahnen würde dazu führen, daß sich die Situation verändert und möglicherweise weitaus häßlichere Fragen aufwirft als jene, die man dadurch beantwortet hat. Aber hauptsächlich ist der Grund darin zu finden, daß ich keine Zukunft genau vorhersagen kann, in die ich selbst als integraler Bestandteil eingebettet bin, und die Entdeckung der Identität dieses Zaubers ist eine solche Zukunft. Und wegen meines eigenen Interessenkonflikts könnten manche Antworten als echt erscheinen, tatsächlich aber falsch sein.«
    Imbri konnte seinen Gedankengängen zwar nicht so recht folgen, entschied jedoch, daß das Gesagte nach menschlichen Maßstäben wohl einen Sinn ergab. Schließlich mußte der Gute Magier es ja wissen.
     
    Königin Iris erwartete den Guten Magier im Thronsaal.
    »Ausgezeichnet«, sagte sie. »Die Ressourcen dieses Schlosses und ganz Xanths stehen Euch zur Verfügung, Guter König Humfrey.«
    »Wer hätte das gedacht«, knurrte Humfrey. »Laßt mich erst einmal absitzen.«
    Doch das gelang ihm nicht, weil sein Klebezauber ihn immer noch fest mit Imbris Rücken verband. Er mußte in seinem Beutel nach einem Gegenzauber angeln, doch zuerst ohne Erfolg. Statt dessen ließ er aus Versehen einen Schwarm grüner Tauben frei und dann noch ein großes Buch mit dem Titel Mundanische Albernheiten; er meinte brummend, daß er dieses Buch ein paar Jahre lang verlegt habe und daß es jetzt wohl eine ganz brauchbare Unterhaltungslektüre abgeben würde, weshalb die Gorgone es ja wohl auch eingepackt habe; dann holte er ein Paar Socken mit Polkatupfern hervor. Die Gorgone hatte sie tatsächlich nicht vergessen! Schließlich fand er auch das Gegenmittel wieder und konnte endlich absteigen.
    »So, jetzt werden wir erst einmal Bilanz ziehen«, sagte König Humfrey. »Wir haben fünf Könige verloren und noch fünf vor uns…«
    »Was?« fragte Königin Iris verblüfft.
    »Fünf Könige«, wiederholte er irritiert.
    »Welche fünf Könige denn?«
    »Bink, Humfrey, Jonathan…«
    »He, Ihr rechnet ja rückwärts!« wandte sie ein. »Und Ihr und Bink seid doch noch gar nicht verlorengegangen…« Sie machte eine Pause. »Bink?«
    »Habe ich dir doch gerade eben gesagt, Iris!« schnappte Humfrey.
    »Das habt Ihr mir gesagt, Magier«, sendete Imbri hastig. »Bink soll Euch als König ablösen.«
    »Ist doch wohl dasselbe. Ihr seid beide weiblich, wie soll ich Euch denn da in meiner Erinnerung auseinanderhalten? Also gut, wichtig ist jedenfalls, daß wir uns vor dem Reitersmann hüten und die Kette sprengen. Bink ist derjenige, der am wahrscheinlichsten…«
    »Aber Bink besitzt doch überhaupt keine magischen Fähigkeiten!« protestierte Königin Iris.
    »Hör endlich auf, mich ständig zu unterbrechen, Frau!« schnauzte Humfrey sie an.
    Da bekam die Königin einen ihrer berüchtigten Wutanfälle. Ihre Standardbeschwörung des Zorns: Schwarze Gewitterwolken brodelten im Hintergrund, von Blitzen durchzuckt. Das war recht eindrucksvoll, da sie sich immerhin im Inneren eines Schlosses befanden. »Was glaubst du eigentlich, mit wem du sprichst, Gnom?«
    »König Gnom!« berichtigte Humfrey sie und griff in seinen Beutel. Er holte eine Phiole hervor, entfernte den Korken und schüttelte einen Tropfen heraus, der glitzernd an der Öffnung des Behältnisses haften blieb. Als er auf den Boden fiel, explodierte er zu Hitze und Licht. Die Sturmwolke der Königin begann zu brutzeln und zu schrumpfen, als wäre sie in einer heißen Pfanne gebraten worden, und die Lichtblitze hingen schlapp herab. Die Königin gab es auf, ihre Wut vorzuführen. Der Magier hatte sich Respekt verschafft und die Illusion vernichtet.
    »König Gnom«, wiederholte sie mürrisch.
    »Bink besitzt folgendes Talent«, fuhr Humfrey fort: »Magie kann ihm nichts anhaben. Da die Mundanier eine nichtmagische Bedrohung darstellen, wird er sie möglicherweise nicht aufhalten können – aber vielleicht kann er die Kette verlorener Könige durchbrechen…«
    »Die Kette verlorener Könige!« rief Königin Iris. »Das habt Ihr also damit gemeint!«
    »Und dadurch die Kontinuität der

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