Nacht-Mähre
Regierung Xanths sicherstellen. In diesem Fall läßt sich die mundanische Bedrohung eindämmen.«
Der Gute Magier hielt inne. Als Königin Iris sah, daß er fertig war, wagte sie eine weitere Frage. »Warum ist Binks Talent bisher unbeachtet geblieben? Inzwischen hätte er doch König werden müssen…«
»Wenn es allgemein bekannt gewesen wäre, daß er vor den Gefahren der Magie geschützt ist, hätten seine Feinde zu nichtmagischen Mitteln gegriffen, um ihm zu schaden«, erklärte Humfrey. »Deshalb hätte seine Magie ihn schließlich doch noch verraten. Aus diesem Grund hat sie ihn vor der Enthüllung geschützt, und zwar so, daß seine Immunität gegen magische Angriffe als zufällig erschien. Nur König Trent kannte das Geheimnis, und er bewahrte es rigoros, damit sich Binks Talent nicht etwa gegen ihn als magischen Gegner wenden würde. Denn Binks Magie ist wirklich sehr machtvoll, so unterschwellig sie sich auch oft äußern mag. Während der fünfzig Jahre, die er nun schon lebt, hat nichts Magisches ihm jemals Schaden zugefügt, obwohl es oft so aussah, oder obwohl es stets nur durch scheinbare Zufälle im letzten Augenblick abgewendet wurde. Selbst ich war unfähig, sein Geheimnis zu lüften.«
»Aber inzwischen scheint Ihr doch darum zu wissen!« warf die Königin ein.
»Ich habe es durchschauen können, als er nach Mundania ging«, erwiderte Humfrey selbstgefällig. »Das hat seine Macht vorübergehend neutralisiert. Ich wußte die ganze Zeit, daß er Magie besitzt, aber ich wußte nicht, welche. Doch selbst nachdem ich es herausgefunden hatte, konnte ich niemandem davon erzählen. Bis zum heutigen Tag, da er wieder fort ist – und als legitimer Anwärter auf den Thron von Xanth anerkannt werden muß.«
»Er wird schon anerkannt werden!« sagte die Königin grimmig. »Aber wie kann es nach ihm noch weitere fünf Könige geben, wenn er doch die Kette der Könige durchbrechen soll?«
»Dieses Detail ist mir auch unklar«, gestand der Gute Magier. »Und doch weist alles darauf hin, daß dem so ist.«
»Aber wie kann es fünf weitere Könige geben, wenn es in Xanth doch überhaupt keine Magier mehr gibt?« beharrte die Königin.
»Es gibt noch einen – den Magier Arnolde«, widersprach Humfrey ihr.
»Aber das ist doch ein Zentaur!«
»Trotzdem bleibt er ein Magier.«
»Aber seine Magie funktioniert doch bloß außerhalb von Xanth. In Xanth selbst besitzt er keinerlei Macht!«
»Das Gesetz von Xanth schreibt nicht genau vor, welche Art von Magie ein Magier haben muß oder wo sie zu funktionieren hat«, erinnerte Humfrey sie. »Nach Bink wird Arnolde König werden.«
»Und nach Arnolde?«
Humfrey spreizte die Hände. »Das wüßte ich selbst gern, aber meine Hinweise darauf sind ziemlich vage. Wenn die vollständige Kette zukünftiger Könige bekannt wäre, könnte unser verborgener Feind sie im voraus neutralisieren. Das Paradox ist der Hüter des Geheimnisses.«
Königin Iris zuckte mit den Schultern. Es war zwar offensichtlich, daß sie mittlerweile den Verdacht geschöpft hatte, daß Humfrey langsam senil wurde, aber sie wollte es lieber nicht laut aussprechen. »Was kann ich tun, um Xanth zu helfen, Euer Majestät?«
»Dich in Geduld üben, Frau. Erkenne jeden König an, wenn er kommt. Ist die Kette erst einmal unterbrochen, wirst du schon deinen Lohn empfangen. Das einzige, was du dir am meisten wünschst.«
»Ich habe mich die ganze Zeit in Geduld geübt, als wir drei Könige verloren haben!« rief sie. Und fügte dann, als Nachgedanken, hinzu: »Was für ein Einziges?«
»Das weißt du nicht?«
»Ich habe doch gefragt, oder nicht?«
»Kann mich nicht erinnern. Was immer es sein mag, auf jeden Fall wirst du es erhalten. Vielleicht auch schon, bevor die Kette durchbrochen wird. Bis dahin kann man davon ausgehen, daß wir uns in schwierigen Zeiten befinden.« Humfrey gähnte. »So, und jetzt laßt mich schlafen. Ich muß heute noch meine Falle aufstellen.« Er seufzte. »Zu schade, daß sie nichts nützen wird.« Er griff wieder in seinen Beutel und holte eine kleine, zusammengefaltete Brieftasche hervor, die er der Länge nach entfaltete, dann der Breite nach, bis er ein kleines Klappbett hatte. Darauf legte er sich und begann zu schnarchen.
Königin Iris schüttelte den Kopf. »Schwierige Zeiten! Wem sagt er das?« meinte sie. »Ach, die Könige sind heute auch nicht mehr, was sie einmal waren. Humfrey war schon immer ein äußerst ärgerlicher Mann.«
Während draußen die
Weitere Kostenlose Bücher