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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Zunächst einmal muß ich mich darüber informieren, was die Nächstwelle für einen Fortschritt macht. Dafür werde ich die Spähaugen freilassen.« Er öffnete einen Metallbehälter, indem er den Deckel mit einer Art Schlüssel aufrollte. Das schien zwar eine absolut sinnlose Methode zu sein, etwas zu verpacken, aber der Gute Magier war ja öfters sehr eigen. In dem Behälter befanden sich etwa zwanzig weiße Augäpfel. Er schüttelte die Dose, worauf einige von ihnen herauskullerten und unsicher in der Luft schweben blieben.
    »Schaut euch mal die Spaltenschlucht an«, sagte er zu ihnen. »Spioniert die Mundanier aus. Und erstattet regelmäßig Bericht.«
    Die Augäpfel flogen in einer geraden Linie davon. »Spähauge, sei wachsam!« pfiffen sie zum Abschied.
    Nun holte Humfrey ein Bündel papierdünner Ausschneidepuppen hervor. »Jetzt muß ich sie hierherlocken, um Schloß Roogna nicht zu gefährden«, sagte er. Er entkorkte den Bindfaden, der sie zusammenhielt, worauf sich die ersten von ihnen von den anderen abzupellen begannen, sich ausdehnten und aufblähten. Haare entrollten sich und umhüllten Köpfe, Brüste schossen an Oberkörpern hervor, und Beine begannen sich zu runden. Die Puppen wurden zu schwebenden, luftgefüllten Nymphen, auf ihre Weise durchaus hübsch, aber im Prinzip hohl. Sie schwebten zappelnd und erwartungsvoll kichernd umher.
    »Folgt den Spähaugen«, befahl Humfrey ihnen. »Und auf der Rückreise gebt ihr euch aufgeblasen und bleibt immer gerade außerhalb der Reichweite jener, die euch verfolgen sollten. Wer sich erwischen läßt, wird wahrscheinlich perforiert.« Er lächelte merkwürdig.
    Schweigend flogen die Nymphenpuppen davon.
    »Aber wenn die Mundanier hierherkommen, werden sie Euch doch angreifen!« protestierte Imbri.
    »Natürlich«, stimmte Humfrey ihr zu. »Und ich werde sie wiederum mit meinen verbliebenen Zaubern vernichten.« Er schien seine vorherige Bemerkung über die Fruchtlosigkeit seines Unterfangens vergessen zu haben. Wieder griff er in seinen Beutel und holte einen feucht aussehenden Reif hervor. »Und jetzt paß auf, Mähre, falls ich deine Hilfe brauchen sollte, was aber natürlich nicht der Fall sein wird.« Er hob den Reif empor. »Dies ist der Fluß Elba, der praktischerweise zusammengerollt ist.« Er hängte ihn über seinen rechten Arm, um zu zeigen, wie praktisch diese Verpackung war. »Er sagt ›Ellenlang liebt ich, da löschten mich Ellenbogen‹, jedenfalls in etwa. Wenn du nun das Band löst, das ihn zusammenhält, wird Elba entfesselt und überflutet die Landschaft. Gib den Fluß also erst frei, wenn du den Feind auch in einem überflutbaren Gelände vor dir hast!«
    Das Tagpferd schnaubte. Humfrey legte die Nase in Falten. »Du zweifelst an mir, Pferd? Dann schau dir das mal an.« Er brach das Endstück des Reifs ab, das aus der Verknotung hervorschaute, und warf es nach dem Tagpferd.
    Das Reifstück dehnte sich mitten in der Luft aus und wurde zu einem Wasserfall. Der Hengst wurde naß, und das Wasser rann seine Beine hinab bis zu den Fesseln und aus dem Baobabbaum, bis es schließlich nachließ. Es war tatsächlich Teil eines recht beachtlichen Flusses gewesen.
    »Na ja, du hast aber wirklich geschnaubt!« sendete Imbri belustigt. Das Tagpferd schüttelte sich. Es war nicht besonders erfreut. Doch es schnaubte nicht wieder.
    Humfrey holte eine Büchse hervor. Auf dem Deckel stand in großen Buchstaben PANDORA. »Meine Geheimwaffe, die mächtiger ist als alle anderen. Pandora war ein nettes Mädchen, das die Büchse ganz und gar nicht hergeben wollte«, sagte er und lächelte, als uralte Erinnerungen in seinem Geist wieder lebendig wurden. »Aber ich wußte, daß sie sie öffnen würde, wenn ich sie ihr nicht abnahm.« Er stellte die Büchse ab.
    Imbri fragte sich, in welcher Beziehung der Gute Magier wohl zu Pandora gestanden haben mochte und was wohl mit dem Mädchen geschehen war. Wahrscheinlich war sie schon vor langem an Altersschwäche gestorben. Was nur in der Büchse sein mochte? Imbri verspürte eine gewaltige weibliche Neugier, doch sie beschloß, der Sache lieber nicht nachzugehen. Sie würde es mit Sicherheit beizeiten schon erfahren.
    »Eine Schachtel mit Fünfnickelfüßlern«, sagte der Magier und stellte einen weiteren Gegenstand auf.
    »Fünfnickelfüßler?« fragte Imbri.
    »Äußerst rare Verwandte der Nickelfüßler«, erklärte Humfrey. »Sind fünfmal so schlimm. Knabbern immer gleich zwei Happen auf einmal.«
    Das war

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