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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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medizinische Ausbildung bekommen?«
    »Was mir wirklich Sorgen macht«, sagte er, ohne auf ihre Frage zu antworten, »ist, ob der Arzt einen Dammschnitt machen wird oder nicht.«
    Bei dem Gedanken an den Einschnitt und an die empfindliche Körperregion, durch die dieser Schnitt verlief, zuckte Tiel unwillkürlich zusammen. »Wie könnte er?«
    »Es wird nicht angenehm sein, aber wenn er keinen Dammschnitt macht, könnte sie leicht reißen, und das wird noch sehr viel unangenehmer sein.«
    »Sie tun meinen Nerven nicht gut, Doc.«
    »Ich nehme an, unser aller Nerven sind etwas angegriffen.« Wieder hob er den Kopf und blickte sie über das Mädchen hinweg an. »Übrigens, ich bin froh, dass Sie hier sind.«
    Sein Blick war genauso eindringlich, seine Augen ebenso bezwingend wie zuvor, doch diesmal kniff Tiel nicht, sondern erwiderte seinen Blick. »Ich tue doch wirklich nichts Konstruktives.«
    »Sie tun schon eine ganze Menge, indem Sie ganz einfach bei ihr sind. Wenn sie wieder eine Wehe hat, ermutigen Sie sie, nicht dagegen anzukämpfen. Wenn sie sich verkrampft und sich dadurch die Muskeln und das Gewebe um die Gebärmutter herum anspannen, verstärkt das die Beschwerden nur noch. Die Gebärmutter wurde dafür erschaffen, sich zusammenzuziehen. Sabra sollte sie ihre Arbeit tun lassen.«
    »Sie haben leicht reden«, meinte Tiel.
    »Ich habe leicht reden, allerdings«, gestand er mit einem trockenen Lächeln. »Machen Sie Atemübungen mit ihr. Atmen Sie tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus.«
    »Diese Atemübungen werden auch mir helfen.«
    »Sie machen Ihre Sache sehr gut. Sie fühlt sich wohl bei Ihnen. Sie helfen ihr, ihre Hemmungen abzulegen.«
    »Sie hat zugegeben, dass sie Ihnen gegenüber Hemmungen hat.«
    »Verständlich. Sie ist ja auch noch sehr jung«, erwiderte Doc.
    »Sie hat vorhin gesagt, Sie sähen nicht wie ein Arzt aus.«
    »Nein, das tue ich vermutlich nicht.«
    »Sind Sie Arzt?«, wollte Tiel wissen.
    »Rancher.«
    »Dann sind Sie also ein richtiger Cowboy?«
    »Ich züchte Pferde und halte eine Herde Schlachtrinder. Ich fahre einen Kleintransporter. Ich schätze, das macht mich zu einem Cowboy.«
    »Wo haben Sie dann gelernt -«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach ihre private Unterhaltung abrupt. Ronnie riss den Hörer von der Gabel. »Hallo? Ich bin Ronnie Davison. Wo bleibt der Arzt?«
    Er hielt inne, um zuzuhören, und Tiel konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er etwas hörte, was ihn mit großer Sorge erfüllte. »FBI? Wieso denn das?« Dann schrie er: »Aber ich habe sie nicht gekidnappt, Mr. Calloway! Wir sind von zu Hause durchgebrannt. )a, Sir, sie ist auch meine größte Sorge. Nein. Nein. Sie weigert sich, in ein Krankenhaus zu gehen.«
    Er hörte abermals eine Weile zu, dann warf er einen Blick auf Sabra. »Okay. Wenn die Telefonschnur bis dahin
    reicht.« Er nahm das Telefon mit zu Sabra und zog die Schnur so lang, wie es irgend ging. »Der FBI-Agent möchte mit dir sprechen.«
    Doc meinte: »Es wird ihr nicht schaden, aufzustehen. Tatsächlich könnte es ihr vielleicht sogar gut tun.«
    Er und Tiel stützten Sabra unter den Armen und halfen ihr gemeinsam auf die Füße. Sie bewegte sich mit kleinen, unbeholfenen Schritten vorwärts, gerade weit genug, um den ausgestreckten Telefonhörer von Ronnie entgegenzunehmen.
    »Hallo? Nein, Sir. Was Ronnie gesagt hat, ist wahr. Ich gehe nicht ohne ihn. Noch nicht einmal, um ins Krankenhaus zu gehen. Wegen meines Vaters! Er hat gesagt, er wird mir mein Baby wegnehmen, und er tut immer, was er sagt.« Sie kämpfte gegen aufsteigende Tränen an. »Natürlich bin ich freiwillig mit Ronnie gegangen. Ich -« Unvermittelt schnappte sie keuchend nach Luft und packte eine Hand voll von Docs Hemd.
    Er hob sie rasch hoch und trug sie wieder zu dem behelfsmäßigen Bett, wo er sie behutsam auf die Kissen legte. Tiel kniete sich neben Sabra und überredete sie - wie Doc sie angewiesen hatte -, sich zu entspannen, nicht gegen die Wehe anzukämpfen und tief ein-und auszuatmen.
    Ronnie sprach aufgeregt ins Telefon. »Hören Sie, Mr. Calloway, Sabra kann jetzt nicht mehr mit Ihnen reden. Sie hat gerade eine Wehe. Wo bleibt der Arzt, der uns versprochen wurde?« Er warf einen Blick durch die Glastür nach draußen. »Ja, ich sehe ihn. Sie können Gift darauf nehmen, dass ich ihn reinlassen werde.«
    Ronnie knallte den Hörer auf die Gabel und stellte das Telefon hastig auf den Tresen zurück. Er eilte in Richtung Tür und machte

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