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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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dann, als ihm plötzlich aufging, welch perfektes Ziel er für Scharfschützen abgeben würde, blitzschnell wieder kehrt und duckte sich abermals hinter den Frito-Lay-Aufsteller. »Kassiererin, warten Sie, bis er an der Tür ist, bevor Sie aufschließen. Dann, sobald er drinnen ist, schließen Sie sie wieder ab. Verstanden?«
    »Halten Sie mich für blöde, oder was?«
    Donna wartete, bis der Arzt gegen die Tür drückte, bevor sie den Schalter betätigte. Er kam herein, und alle im Laden, einschließlich des jungen Arztes, hörten das metallische Klicken, als das Türschloss wieder einrastete.
    Nervös warf er einen Blick über seine Schulter auf die verschlossene Tür, bevor er sich vorstellte. »Ich bin, äh, Dr. Cain. Scott Cain.«
    »Kommen Sie hier rüber.«
    Dr. Scott Cain war ein gut aussehender Mann von durchschnittlicher Größe und Figur, zirka Anfang bis Mitte dreißig. Mit großen Augen musterte er die Leute, die sich in einer Gruppe vor dem Tresen zusammendrängten. Gladys winkte ihm zu.
    Sein Blick schweifte wieder zurück zu Ronnie. »Ich hatte gerade meine Besuchsrunde durch den Bezirk gemacht, als ich angepiepst wurde. Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass ich noch einmal zu einem Notfall wie diesem gerufen würde.«
    »Bei allem Respekt, Dr. Cain, aber wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Tiel teilte Docs Ungeduld. Der Grünschnabel Dr. Cain war offensichtlich zutiefst davon beeindruckt, sich als Mitspieler in einem solch spannungsgeladenen Drama wiederzufinden. Er hatte den Ernst der Lage noch gar nicht wirklich begriffen.
    Doc fragte ihn, ob er von Sabras Zustand in Kenntnis gesetzt worden wäre.
    »Man hat mir gesagt, sie läge in den Wehen und dass es Komplikationen geben könnte.«
    Doc winkte ihn zu dem zusammengekrümmt daliegenden Mädchen. »Ist es okay?«, fragte Cain Ronnie, während er einen furchterfüllten Blick auf die Pistole warf.
    »Machen Sie Ihre Tasche auf.«
    »Was? Ach so, ja, natürlich.« Er öffnete die Schnallen an der schwarzen Reisetasche und hielt sie auf, damit Ronnie ihren Inhalt inspizieren konnte.
    »Okay, fangen Sie an. Helfen Sie ihr bitte. Sie ist in ziemlich schlechter Verfassung.«
    »Es hat ganz den Anschein«, bemerkte der Arzt, als Sabra von einer Wehe gepackt wurde und laut stöhnte.
    Mit einer Reflexbewegung griff sie nach Tiels Hand. Tiel hielt ihre Finger fest umschlossen und sprach ermutigend auf sie ein. »Der Arzt ist hier, Sabra. Jetzt wird alles besser. Das verspreche ich Ihnen.«
    Doc versorgte den Arzt mit sachdienlichen Informationen. »Sie ist siebzehn. Dies ist ihr erstes Kind. Erste Schwangerschaft.« Sie nahmen ihre Plätze um das Mädchen herum ein, Doc auf Sabras rechter Seite, Dr. Cain zu ihren Füßen, Tiel auf ihrer linken.
    »Wie lange hat sie schon Wehen?«
    »Die einleitenden Kontraktionen haben heute Nachmittag angefangen. Vor ungefähr zwei Stunden ist das Fruchtwasser abgegangen. Danach sind die Wehen stark eskaliert und haben dann während der letzten halben Stunde langsam wieder nachgelassen.«
    »Hi, Sabra«, sagte der Arzt zu dem Mädchen.
    »Hi.«
    Er legte ihr die Hände auf den Bauch und untersuchte den prallen Hügel mit leichten, massierenden Handbewegungen.
    »Steißlage, richtig?«, fragte Doc, der seine Diagnose bestätigt haben wollte.
    »Richtig.«
    »Glauben Sie, Sie können den Fötus herumdrehen?«
    »Das ist sehr schwierig.«
    »Haben Sie Erfahrung mit Steißgeburten?«
    »Ich habe dabei assistiert.«
    Das war nicht die erhoffte Antwort. Doc fragte: »Haben Sie ein Blutdruckmessgerät mitgebracht?«
    »In meiner Tasche.«
    Der Arzt fuhr fort, Sabra zu untersuchen, indem er behutsam ihren Unterleib abtastete. Doc reichte ihm das Messgerät, doch er lehnte es ab, es zu nehmen. Er sprach gerade mit Sabra. »Entspannen Sie sich einfach, und alles wird in Ordnung sein.«
    Sie blickte Ronnie an und lächelte hoffnungsvoll. »Wie lange dauert es noch, bis das Baby kommt, Dr. Cain?«
    »Das ist schwer zu sagen. Babys haben ihren eigenen Kopf. Ich würde es vorziehen, Sie ins Krankenhaus zu bringen, solange noch Zeit ist.«
    »Nein.«
    »Es wäre sehr viel sicherer für Sie und das Baby.«
    »Ich kann nicht in ein Krankenhaus gehen. Wegen meines Vaters.«
    »Er macht sich große Sorgen um Sie, Sabra. Tatsächlich ist er draußen vor dem Laden. Er hat mir aufgetragen, Ihnen zu sagen -«
    Sie zuckte am ganzen Körper zusammen, als ob sie einen Muskelkrampf hätte. »Dad ist hier?« Ihre Stimme war hoch, schrill, von

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