Nacht ohne Ende
getauft. Er war derjenige, der den Tumult verursacht hatte. Er beugte sich gerade über Agent Cain und verfluchte ihn ausgiebig - oder zumindest nahm Tiel an, dass er fluchte, denn sein gebrülltes Spanisch war reichlich mit Kraftausdrücken durchsetzt.
Cain schrie wiederholt: »Was zum Teufel?«, während er sich vergeblich abmühte, sich von seinen Fesseln zu befreien.
Zur Bestürzung aller klatschte Juan dem FBI-Agenten kurzerhand einen Streifen Isolierband auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen. In der Zwischenzeit machte Juans Gefährte seiner Nervosität in einem Schwall von Spanisch Luft, der sowohl vorwurfsvoll klang als auch verwirrt über Juans plötzlichen Angriff auf den Agenten.
Ronnie fuchtelte hektisch mit seiner Pistole herum und rief: »He, was ist da los? Was machen Sie da? Vern, was ist passiert?«
»Weiß der Teufel. Ich muss wohl irgendwie eingedöst sein. Bin erst aufgewacht, als die beiden anfingen, herumzurangeln und sich gegenseitig anzubrüllen.«
»Er hat sich einfach auf den Agenten gestürzt«, fügte Gladys in ihrer pedantischen Art hinzu. »Aus keinem ersichtlichen Grund. Ich traue dem Burschen nicht. Und auch nicht seinem Freund, was das betrifft.«
»Que pasa ?«, fragte Doc.
Die anderen verstummten abrupt, überrascht darüber, dass er Spanisch sprach. Anscheinend war Juan noch überraschter als alle anderen. Er drehte ruckartig den Kopf herum und starrte Doc grimmig an. Nicht im Geringsten eingeschüchtert durch die zornfunkelnden Augen, stellte Doc seine Frage ein zweites Mal.
»Nada«, murmelte Juan vor sich hin.
Daraufhin stand Doc einfach nur da und tauschte finstere Blicke mit dem Mexikaner. »Also?«, soufflierte Tiel.
»Also was? Das ist der ganze Umfang meines spanischen Vokabulars, abgesehen von > hallo<, >auf Wiedersehen <, >bit te<, >danke< und >Scheiße<. Und keiner dieser Ausdrücke passt auf diese spezielle Situation.«
»Warum haben Sie sich auf ihn gestürzt?«, wollte Ronnie von dem Mexikaner wissen. »Was ist los mit Ihnen?«
»Er hat 'nen Dachschaden, das ist mit ihm los«, ließ sich Donna vernehmen. »Das hab ich gleich beim ersten Blick auf ihn gewusst.«
Juan antwortete auf Spanisch, aber Ronnie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ich kann Sie nicht verstehen. Ziehen Sie ihm einfach diesen Klebestreifen vom Mund. Na los, machen Sie schon!«, befahl er, als Juan nicht sofort gehorchte. Ronnie machte ihm durch Gebärden verständlich, was er meinte, und zeigte dabei auf Cain, der angespannt zuhörte und die Vorgänge um ihn herum mit runden, weit aufgerissenen, furchterfüllten Augen beobachtete.
Der Mexikaner beugte sich hinunter, fasste eine Ecke des Klebebands und riss es mit einem harten Ruck von den Lippen des Agenten. Cain schrie laut auf vor Schmerz und brüllte dann: »Du verdammter Scheißkerl!«
Juan wirkte regelrecht selbstzufrieden. Er blickte seinen Kumpel an, und beide lachten, als amüsierten sie sich über die Verlegenheit und den Verdruss des FBI-Agenten.
»Sie werden alle ins Gefängnis wandern, Jeder verdammte Einzelne von Ihnen.« Cain warf Tiel einen bösen Blick zu. »Und ganz besonders Sie. Sie sind schuld daran, dass wir in dieser Klemme sitzen.«
»Ich?«
»Sie, jawohl! Sie haben einen FBI-Beamten angegriffen und an der Ausübung seiner Pflicht gehindert.«
»Ich habe Sie daran gehindert, völlig unnötigerweise einen Menschen zu töten, nur damit Sie sich Ihre Sporen verdienen oder einen draufmachen konnten, oder was immer das war, was Sie dazu motiviert hat, hier reinzukommen und eine ohnehin schon komplizierte Situation noch mehr zu komplizieren. Unter denselben Umständen würde ich Ihnen jederzeit wieder eins überbraten!«
Sein feindseliger Blick schweifte langsam von einer Geisel zur anderen, um schließlich bei dem Mexikaner innezuhalten, der ihn angegriffen hatte. »Ich verstehe das einfach nicht. Was zum Teufel ist bloß mit euch Leuten los?« Er wies mit einer Kopfbewegung auf Ronnie. »Er ist der Feind, nicht ich.«
»Wir versuchen nur zu verhindern, dass diese Sache hier in einer Katastrophe endet«, erklärte Doc.
»Es gibt nur eine Möglichkeit, um das zu verhindern, nämlich, indem sich Davison kampflos der Polizei stellt und sämtliche Geiseln unverzüglich freilässt. Wir vom FBI haben es uns zur Regel gemacht, nicht mit Geiselnehmern zu verhandeln.«
»Das haben wir bereits von Calloway gehört«, erwiderte Tiel.
»Wenn Calloway denkt, ich wäre tot -«
»Wir haben ihm schon versichert,
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