Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
Öffentlichkeit gesät ist, findet sie gewöhnlich fruchtbaren Boden und wächst und gedeiht.
    Der vielleicht schlimmste Verrat kam von seinen Partnern in der Klinik, die er gegründet hatte. Nach langjähriger intensiver Zusammenarbeit, während der sie die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit und Fallstudien kombiniert, ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Theorien vereint und sowohl Freundschaften als auch berufliche Bündnisse geschlossen hatten, baten sie ihn, aus dem Dienst auszuscheiden.
    Er verkaufte seinen Anteil an der Klinik an seine ehemaligen Partner, verscherbelte sein imposantes Haus in Highland Park für einen Bruchteil seines Schätzwertes und verließ Dallas nach dem Motto »Ihr könnt mich alle mal«, um sich an einem unbekannten Ort niederzulassen. An diesem Punkt endete die Story schließlich. Wenn Tiel sich nicht verfahren hätte und durch Zufall in Rojo Fiats gelandet wäre, hätte sie wahrscheinlich nie wieder an ihn gedacht.
    »Ist Sabra die erste Patientin, die Sie behandelt haben, seit Sie von Dallas weggezogen sind?«, fragte sie ihn jetzt.
    »Sie ist keine Patientin, und ich habe sie nicht behandelt«, erwiderte Doc. »Ich war Krebsspezialist, kein Gynäkologe. Dies ist eine Notsituation, und ich habe darauf reagiert. Genau wie Sie. Genau wie alle anderen hier.«
    »Das ist falsche Bescheidenheit, Doc. Keiner von uns hätte für Sabra tun können, was Sie getan haben.«
    »Ronnie, ist es okay, wenn ich mir was zu trinken hole?«, rief er plötzlich dem jungen zu.
    »Klar. Natürlich. Die anderen könnten wahrscheinlich auch einen Schluck Wasser vertragen.«
    Doc beugte sich vor und zog einen Sechserpack Mineralwasser aus dem Regal. Nachdem er zwei der Plastikflaschen für sich und Tiel herausgenommen hatte, gab er den Rest an Ronnie weiter, der daraufhin Donna bat, die übrigen Flaschen zu verteilen.
    Doc trank fast die Hälfte seines Wassers in einem Zug aus. Tiel schraubte die Kappe ab, trank aus ihrer Flasche und seufzte tief, nachdem sie einen großen Schluck genommen hatte. »Gute Idee. Sollte das ein Versuch sein, das Thema zu wechseln?«, fragte sie.
    »Erraten.«
    »Sie praktizieren hier in Rojo Fiats nicht als Arzt?«
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt. Ich bin jetzt Rancher.«
    »Aber die Leute hier in der Gegend kennen Sie als Doc.«
    »In einer Kleinstadt weiß jeder alles über jeden.«
    »Aber Sie müssen doch irgendjemandem von Ihrer Vergangenheit erzählt haben. Wie hätte es sich sonst herumsprechen können, dass-«
    »Hören Sie, Miss McCoy -«
    »Tiel.«
    »Ich weiß nicht, wie es sich herumgesprochen hat, dass ich früher einmal als Arzt praktiziert habe. Und selbst wenn ich es wüsste... was geht Sie das an?«
    »Ich war nur neugierig, das ist alles.«
    »Aha.« Er wandte den Blick von ihr ab und sah starr geradeaus. »Dies ist kein Interview. Sie werden keinerlei Aussagen von mir bekommen. Also, warum sparen Sie sich nicht den Atem? Sie könnten ihn später noch brauchen.«
    »Vor diesem... diesem Vorfall haben Sie ein sehr aktives Leben geführt«, sagte Tiel. »Vermissen Sie es nicht, im Mittelpunkt der Dinge zu stehen?«
    »Nein.«
    »Langweilen Sie sich hier draußen nicht?«
    »Nein.«
    »Sind Sie nicht einsam? Sehnen Sie sich nicht manchmal nach -«
    »Wonach?«
    »Gesellschaft.«
    Er drehte den Kopf und veränderte seine Haltung, so dass er ihr Schultern und Oberkörper zuwandte. »Manchmal schon.« Er musterte sie langsam von oben bis unten. »Bieten Sie sich an, mir in dieser Beziehung auszuhelfen?«
    »Also, ich muss doch sehr bitten.«
    Und als sie das sagte, lachte er laut, um sie wissen zu lassen, dass er es nicht ernst gemeint hatte.
    Tiel hasste sich dafür, dass sie auf den Trick hereingefallen war. »Ich hatte gehofft, Sie wären über solch sexistische Beleidigungen erhaben.«
    Wieder ernst, erwiderte er: »Und ich hatte gehofft, Sie würden sich in einer Situation wie dieser scheuen, Ihre Mitmenschen mit Fragen zu löchern, besonders mit derart persönlichen. Gerade als ich anfing, Sie zu mögen.«
    Seltsamerweise hatte die Art, wie er sie jetzt ansah, mit dieser forschenden Eindringlichkeit, eine sehr viel stärkere
    Wirkung auf sie als die schmierige sexuelle Anspielung. Das war Schwindel gewesen. Dies hier war echt. In ihrem Magen flatterten Schmetterlinge.
    Aber dann brach plötzlich ein Tumult auf der gegenüberliegenden Seite des Ladens aus, der sie und Doc hastig aufspringen ließ.

8
     
    Tiel hatte den kleineren, stämmigeren Mexikaner J uan

Weitere Kostenlose Bücher