Nacht ohne Ende
dass Sie das nicht sind.«
Der Agent blickte Ronnie höhnisch an. »Wie kommen Sie auf die Idee, dass er Ihnen glauben würde?«
»Weil ich es bestätigt habe«, warf Tiel ein.
Doc, der seine Aufmerksamkeit wieder Sabra zugewandt hatte, sagte: »Ich brauche noch ein Paket Windeln.«
Sie konnten nicht für das Baby bestimmt sein, wie Tiel annahm. Katherine hatte ihre Windeln nicht derart nass gemacht. Tiel brauchte nur einen Blick auf Sabra zu werfen, um zu begreifen, dass Doc die Windeln für sie benötigte. Ihre Blutungen hatten in der Zwischenzeit nicht nachgelassen. Wenn überhaupt, dann waren sie noch stärker geworden.
»Ronnie, darf ich noch einen Karton Windeln holen?«
»Was ist los? Irgendwas mit dem Baby?«
»Dem Baby geht es gut, aber Sabra hat Blutungen.«
»Verdammter Mist.«
»Kann ich die Windeln holen?«
»Klar, klar«, murmelte er geistesabwesend.
»Sie sind vielleicht ein Held, Davison!«, bemerkte Cain ätzend. »Um Ihre eigene Haut zu retten, sind Sie bereit, Ihre Freundin und das Baby sterben zu lassen. J a, es gehört schon echter Mut dazu, eine Frau verbluten zu lassen!«
»Ich wünschte, dieser Mexikaner hätte Ihnen den Mund mit irgendwas zugeklebt, was man nicht wieder abziehen kann«, knurrte Donna. »Sie führen wirklich schlimme Reden, G-Man.«
»Da muss ich Ihnen ausnahmsweise mal Recht geben, Donna«, sagte Gladys. Zu Cain gewandt fügte sie hinzu: »Wie kann man nur so was Abscheuliches sagen!«
»Okay, das reicht. Seien Sie still, Sie alle!«, bellte Ronnie. Alle verstummten abrupt, bis auf die beiden Mexikaner, die sich flüsternd miteinander beratschlagten.
Tiel eilte mit dem Karton Wegwerfwindeln wieder zu Doc zurück. Sie riss die Packung auf und faltete eine Windel auseinander, die er Sabra unter die Hüften schob. »Was hat Sie auf den Gedanken gebracht, die hier zu benutzen?«
»Ihre Blutungen sind so stark, dass sich die Binden zu schnell voll saugen. Diese Windeln hier sind mit Plastik gefüttert.«
Sie unterhielten sich mit gedämpfter Stimme. Keiner von ihnen wollte das Mädchen in Panik versetzen oder Ronnie noch nervöser machen, der auf die Wanduhr hinter dem Tresen starrte. Ihr langer Sekundenzeiger kreiste quälend langsam um das Zifferblatt.
Doc hockte sich neben Sabra und ergriff ihre Hand. »Sie bluten noch immer ein bisschen stärker, als mir lieb wäre.«
Ihr Blick schoss zu Tiel, die ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. »Kein Grund zur Panik. Doc denkt nur voraus. Er möchte nicht, dass die Dinge so schlimm werden, dass sie nicht mehr besser werden können.«
»Richtig.« Er beugte sich tiefer zu Sabra hinunter und sagte leise: »Würden Sie sich das mit dem Krankenhaus bitte noch einmal überlegen? Es wäre wirklich das Beste für Sie und Ihr Baby.«
»Nein!«
Er sprach eindringlich auf sie ein. »Bevor Sie nein sagen, hören Sie mir eine Minute zu. Bitte.«
»Bitte, Sabra. Lassen Sie Doc erklären«, beschwor Tiel sie.
Der Blick des Mädchens schweifte wieder zu Doc zurück, aber sie betrachtete ihn misstrauisch. »Ich denke nicht nur an Sie und das Baby«, sagte er, »sondern auch an Ronnie. Je eher er dieser Sache ein Ende macht, desto besser wird es für ihn sein.«
»Mein Dad wird ihn umbringen!«
»Nein, das wird er nicht. Nicht, wenn Sie und Katherine in Sicherheit sind.«
Sabras Augen füllten sich mit Tränen. »Sie verstehen ja nicht. Mein Vater tut doch nur so, als ob er um unsere Sicherheit besorgt wäre. Gestern Abend, als Ronnie und ich ihm erzählt haben, dass ich ein Baby bekommen würde, hat er gedroht, es zu töten. Er sagte, wenn er könnte, würde er es mir auf der Stelle aus dem Leib schneiden und es mit bloßen Händen erwürgen. Daran können Sie erkennen, wie sehr er Ronnie hasst, wie sehr er es hasst, dass wir zusammen sind.«
Tiel schnappte entsetzt nach Luft. Sie hatte noch nie ein schmeichelhaftes Wort über Russell Dendy gehört, aber dieser Beweis seiner Grausamkeit war einfach schockierend. Wie konnte jemand bloß so herzlos sein? Doc presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
»So ein Mensch ist mein Dad«, fuhr Sabra fort. »Er hasst es, auf Widerstand zu stoßen. Er wird es uns niemals verzeihen, dass wir uns ihm widersetzt haben. Er wird dafür sorgen, dass Ronnie für immer hinter Gitter kommt, und er wird dafür sorgen, dass ich mein Baby niemals wiedersehen werde. Was er mir antut, ist mir egal. Wenn ich nicht mit Ronnie und Katherine zusammen sein kann, kümmert es mich
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