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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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äh, sind getrennte Wege gegangen.«
    »Oh. Schade.«
    »Ja, das war es.«
    »Wie alt waren Sie damals?«, fragte Sabra.
    »Jung.«
    »Und wie alt sind Sie jetzt?«
    Tiel lachte nervös. »Älter. Letzten Monat bin ich dreiunddreißig geworden.«
    »Sie sollten sich besser beeilen und einen neuen Partner finden. Wenn Sie Familie haben wollen, meine ich.«
    »Sie klingen wie meine Mutter.«
    »Und? Wollen Sie?«
    »Was denn?«
    »Einen neuen Ehemann und Kinder haben?«
    »Eines Tages. Vielleicht. Zurzeit bin ich noch intensiv damit beschäftigt, mir eine Karriere aufzubauen«, erwiderte Tiel.
    »Sie könnten eine allein erziehende Mutter sein.«
    »Ich habe darüber nachgedacht, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das für mein Kind wünschen würde. Meine Entscheidung steht noch nicht fest.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, keine Familie haben zu wollen«, sagte das Mädchen mit einem zärtlichen Blick auf Katherine. »Das ist alles, worüber Ronnie und ich reden. Wir wollen ein großes Haus draußen auf dem Land haben. Mit vielen Kindern. Ich bin Einzelkind. Ronnie hat einen kleinen Stiefbruder, der zwölf Jahre jünger ist als er. Wir wollen eine große Familie haben.«
    »Das ist ein großartiges Ziel.«
    Doc signalisierte Tiel unauffällig mit einer Kinnbewegung, dass es Zeit war, die Seiten zu wechseln. Tiel half Sabra, und bald nuckelte Katherine zufrieden an der anderen Brust.
    Dann bog das Mädchen zu ihrer beider Überraschung den Kopf zurück und fragte: »Was ist mit Ihnen, Doc?«
    »Was soll denn mit mir sein?«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Meine Frau ist vor drei Jahren gestorben.«
    Sabra machte ein bestürztes Gesicht. »Oh, das tut mir so Leid.«
    »Danke.«
    »Wie ist sie gestorben? Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dass ich danach frage.«
    Er erzählte ihr von der Krankheit seiner Ehefrau, ohne jedoch den Konflikt zu erwähnen, der auf ihren Tod gefolgt war.
    »Haben Sie Kinder?«, erkundigte sich Sabra.
    »Leider nicht. Wir hatten gerade angefangen, darüber zu sprechen, dass wir eine Familie gründen wollten, als sie krank wurde. Genau wie Miss McCoy war auch meine Frau beruflich sehr engagiert. Sie war Mikrobiologin.«
    »Wow, sie muss unheimlich intelligent gewesen sein.«
    »Sie war sogar brillant.« Er lächelte, obwohl Sabra es nicht sehen konnte. »Sehr viel intelligenter als ich.«
    »Sie müssen einander sehr geliebt haben.«
    Sein Lächeln verblasste langsam wieder. Was Sabra nicht ahnen konnte, was Tiel jedoch wusste, war, dass es in seiner Ehe massive Probleme gegeben hatte. Während der polizeilichen Untersuchung der Begleitumstände von Shari Stanwicks Tod war enthüllt worden, dass sie eine außereheliche Affäre gehabt hatte. Bradley Stanwick hatte von der Untreue seiner Ehefrau gewusst und großzügig seinen Anteil an der Schuld auf sich genommen. Er war durch seinen Beruf und seine Forschungsarbeit sehr eingespannt gewesen, sodass er häufig noch bis spät abends in der Klinik gearbeitet oder Kongresse und Fortbildungsveranstaltungen besucht hatte.
    Aber die beiden hatten einander geliebt und waren fest entschlossen gewesen, alles zu tun, damit ihre Ehe wieder funktionierte. Sie hatten eine Eheberatungsstelle aufgesucht und beschlossen, zusammenzubleiben, als Shari Stanwicks bösartiger Tumor diagnostiziert wurde. Tatsächlich hatte ihre Krankheit die beiden einander näher gebracht. Oder zumindest hatte Bradley Stanwick das gegenüber seinen Anklägern behauptet.
    Tiel konnte sehen, dass ihn die Erinnerung an die Untreue seiner Ehefrau selbst nach all diesen Jahren noch immer schmerzte.
    Als er merkte, dass Tiel ihn beobachtete, verschwand die Wehmut aus seinem Gesichtsausdruck. »Das reicht vorläufig«, sagte er in sehr viel schrofferem Ton, als er wahrscheinlich vorgehabt hatte.
    »Sie hat sowieso zu nuckeln aufgehört«, sagte Sabra. »Ich glaube, sie ist eingeschlafen.«
    Während Sabra ihre Kleidung wieder in Ordnung brachte, nahm Tiel das Baby und wechselte die Windeln. Doc legte Sabra behutsam wieder in die Kissen zurück und inspizierte die Windel, die er ihr untergeschoben hatte. »Besser. Gott sei Dank.«
    Das Telefon klingelte. Die sechzig Minuten waren abgelaufen.
    Alle zuckten erschrocken zusammen, plötzlich hellwach. Obwohl sie eine Stunde lang darauf gewartet hatten, war das Schrillen des Telefons ein misstönendes, Nerven zermürbendes Geräusch, denn es symbolisierte die Entscheidung darüber, was mit ihnen geschehen würde. Nun, da die Entscheidung

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