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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Gegenteil der Fall. Mein Rat an sie war, dass sie sich Dendy gegenüber behaupten sollten.« Die beiden Väter hatten einen finsteren Blick getauscht, » J edenfalls«, hatte Davison hinzugefügt, »nehme ich stark an, dass sie etwas Geld gebrauchen konnten. Ronnie arbeitet nach der Schule auf einem Golfplatz, um sich ein bisschen Taschengeld zu verdienen, aber sein Verdienst würde ganz sicher nicht ausreichen, um einen Umzug nach Mexiko zu finanzieren. Ich schätze, da er mich heute nicht zu Hause angetroffen hat, hat er in seiner Verzweiflung stattdessen beschlossen, das hier zu tun.«
    Er hatte dabei auf den Laden gezeigt, sein Ausdruck kummervoll. »Mein Junge ist kein Dieb. Seine Mutter und sein Stiefvater haben ihn gut erzogen. Er ist ein guter Junge. Ich nehme an, er hat sich zu dieser Verzweiflungstat hinreißen lassen, weil er keine andere Möglichkeit sah, um für Sabra und das Baby zu sorgen.«
    »Er hat für sie gesorgt, allerdings. Er hat ihr Leben ruiniert!«
    Ohne sich um Dendy zu kümmern, hatte Davison Calloway gefragt: »Also, wie ist der Plan? Haben Sie überhaupt einen Plan?«
    Calloway hatte Ronnie Davisons Vater ins Bild gesetzt. Mit einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr hatte er hinzugefügt: »Vor siebenundfünfzig Minuten hat er uns eine Stunde Zeit gegeben, um Mr. Dendy dazu zu überreden, ihn und Sabra in Ruhe zu lassen. Sie wollen seine Garantie, dass er sich nicht in ihr Leben einmischen wird, dass er ihr Baby nicht weggeben wird. Dass -«
    »Das Baby weggeben?« Davison hatte Dendy mit unverhülltem Entsetzen angesehen. »Sie haben den beiden gedroht, ihr Baby wegzugeben?« Sein verächtlicher Gesichtsausdruck sprach Bände. Mit einem traurigen Kopfschütteln hatte er sich wieder Calloway zugewandt. »Was kann ich tun?«
    »Sie sollten sich darüber im Klaren sein, Mr. Davison, dass Ronnie wegen mehrerer Straftaten unter Anklage gestellt wird.«
    »Das bin ich. Und ich schätze, er weiß es auch.«
    »Aber je eher er diese Geiseln freilässt und sich ergibt, desto besser wird er bei dem Prozess davonkommen. Bisher ist niemand verletzt worden. Jedenfalls nicht ernstlich. Und ich möchte, dass es auch so bleibt, sowohl um Ronnies willen als auch der anderen wegen.«
    »Er wird nicht verletzt werden?«
    »Sie haben mein Wort darauf.«
    »Okay. Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
     
    Diese Unterhaltung hatte dazu geführt, dass Cole Davison im Laden anrief, gerade als das Ultimatum ablief.
    »Dad!«, rief Ronnie überrascht. »Von wo rufst du an?«
    Tiel und Doc traten ein paar Schritte näher und hörten aufmerksam auf das, was Ronnie ins Telefon sagte. Seiner Reaktion nach zu urteilen, hatte er nicht damit gerechnet, dass der Anruf von seinem Vater kommen würde.
    Nach dem, was Gully ihr zuvor erzählt hatte, wusste Tiel, dass die beiden einander nahe standen. Sie konnte sich vorstellen, dass Ronnie in diesem Moment eine Mischung aus Scham und Schuldbewusstsein fühlte, wie es jedem Kind ergeht, wenn es von einem Elternteil, den es liebt und respektiert, bei einer Missetat ertappt wird. Vielleicht konnte Mr. Davison seinem Sohn in aller Deutlichkeit klar machen, in welchen Schwierigkeiten er steckte, und ihn dazu überreden, die Sache schleunigst zu beenden und sich der Polizei zu stellen.
    »Nein, Dad, Sabra geht es so weit gut. Du weißt, was ich für sie fühle. Ich würde niemals etwas tun, was ihr schaden könnte. Ja, ich weiß, sie gehört in ein Krankenhaus, aber -«
    »Sag ihm, dass ich dich nicht verlasse«, rief Sabra ihm zu.
    »Es geht nicht nur um mich, Dad. Sabra sagt, sie wird nicht gehen.« Während er seinem Vater zuhörte, wanderte sein Blick zu Sabra und dem Baby. »Der Kleinen scheint es auch ganz gut zu gehen. Miss McCoy und Doc haben sich um die beiden gekümmert. Ja, ich weiß, es ist ernst.«
    Die Gesichtszüge des jungen Mannes waren angespannt vor Konzentration. Tiel sah sich nach ihren Mitgeiseln um. Alle, einschließlich der beiden Mexikaner, die noch nicht einmal die Sprache verstanden, saßen reglos und schweigend da, die Gesichter von einem wachsamen, misstrauischen Ausdruck erfüllt.
    Doc fühlte Tiels Augen auf sich, als ihr Blick zu ihm schweifte. Er hob die Schultern in einem leichten Achselzucken, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Ronnie zu, der den Telefonhörer so fest umklammert hielt, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen; die Finger seiner anderen Hand verkrampften sich nervös um den Griff

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