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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Sohn eines anglo-irischen protestantischen Geistlichen, der seinerzeit leidenschaftlich für die Republik gekämpft hatte. Mit siebzehn hatte sich Burke im Zweiten Weltkrieg der Irischen Garde angeschlossen und war bald zum Fallschirmjägerregiment versetzt worden. Als junger Leutnant war er bei Arnheim ausgezeichnet worden, als Hauptmann im Malaya-Konflikt, und dann wurde er bald zum Major befördert.
      Aber warum hatte er dann abgedankt? Es gab dafür keine offizielle Erklärung, die einigermaßen überzeugend wirkte. Burke hatte seinerzeit gesagt, die Armee sei ihm ganz einfach zu zahm geworden. Aber in der Zeitung hatte eine Geschichte gestanden, voller vorsichtiger Andeutungen, die auf etwas anderes schließen ließ: die Möglichkeit einer Verhandlung vor dem Kriegsgericht, die eine unehrenhafte Entlassung aus der Armee zur Folge gehabt hätte, wenn er nicht freiwillig gegangen wäre.
      Wieder fiel mir unser erstes Zusammentreffen im ›Licht von Lissabon‹ ein. Was hatte Lola von ihm gesagt? Ein halber Mann – groß in allen Dingen, nur nicht da, wo es drauf ankommt. Das wäre möglich. In dieser Welt war alles möglich.
      Aber das stimmte nicht. An einem solchen Morgen konnte ich das einfach nicht akzeptieren. Die Welt war schön, diese Welt außerhalb des Lochs. Ich spürte die Wärme, die Luft, das Licht, die Geräusche ringsum, und Sonne und Farbe machten mich beinahe benommen.
      Er stand auf, lehnte sich an die Balustrade und sah hinauf aufs Meer. »Hübsches Fleckchen, nicht wahr?«
      Ich nickte. »Wem gehört es?«
      »Einem gewissen Hoffer – Karl Hoffer.«
      »Und wer soll das sein?«
      »Ein österreichischer Finanzmann.«
      »Ich glaube nicht, daß ich den Namen schon einmal gehört habe.«
      »Das kannst du auch nicht. Er hält nicht viel von Publicity.«
      »Ist er reich?«
      »Er ist Millionär. Es war übrigens sein Gold, das du an Bord hattest, als du erwischt wurdest.«
      Das war eine recht interessante Neuigkeit. Ein Millionär, der sich nebenbei mit Goldschmuggel beschäftigte – nach meiner Erfahrung war das eine so seltene Erscheinung wie eine Gans mit blauem Schwanz. Herr Hoffer schien ein Mann mit ungeahnten Möglichkeiten zu sein.
      »Wo ist er jetzt?«
      »In Palermo«, antwortete Burke. Seine Stimme klang so, als hätte ich ihm durch meine Frage manches erleichtert. Erklärte das vielleicht auch Petes Bemerkung über die Mädchen in Sizilien?
      »Als wir in das Flugzeug stiegen, habe ich dich gefragt, wohin es gehen sollte«, sagte ich. »Du sagtest mir, vorerst nach Kreta. Die zweite Station ist vermutlich Sizilien?«
      »Hunderttausend Dollar geteilt durch vier plus Unkosten, Stacey.« Er setzte sich wieder, beugte sich über den Tisch und verschränkte die Finger so fest, daß ihm die Knöchel weiß herausstanden. »Was hältst du davon?«
      »Für einen Auftrag?« fragte ich. »Einen Auftrag in Sizilien?«
      Er nickte. »Höchstens eine Woche Arbeit und leicht ver dientes Geld, wenn du mitmachst.«
      Plötzlich paßte alles wunderbar zusammen. »Jetzt brauchst du wahrscheinlich Stacey, den Sizilianer, wie?«
      »Klar.« Jedesmal, wenn er sich aufregte, kamen seine irischen Eigenheiten an die Oberfläche wie die Sahne in der Milch. »Bei deinen sizilianischen Verbindungen kann gar nichts passieren. Ohne dich glaube ich ganz ehrlich nicht, daß wir eine Chance hätten.«
      »Das ist sehr interessant«, sagte ich. »Aber etwas hätte ich gern gewußt, Sean: Wo würde ich jetzt im Augenblick sitzen, wenn diese Geschichte auf Sizilien nicht dazwischenge kommen wäre? Wenn du mich nicht gebraucht hättest?«
      Er starrte mich bewegungslos an wie einen Schmetterling, der an der Nadel steckt, wollte etwas sagen, brachte aber nichts heraus.
      »Du Schweinehund«, sagte ich. »Du kannst dir deine hunderttausend Dollar an den Hut stecken.«
      Seine Hände lösten sich und ballten sich zu Fäusten. Sein Gesicht wurde so schnell milchweiß, als fände da eine chemische Reaktion statt, und in den Tiefen dieser grauen Augen regte sich etwas.
      »Seit dem ›Licht von Lissabon‹ haben wir einen weiten Weg zurückgelegt, nicht wahr, Oberst?« Ich stand auf, ohne auf seine Antwort zu warten, und ließ ihn sitzen.
      In meinem kühlen, schattigen Schlafzimmer packte mich erst so richtig die Wut. Meine Hände zitterten. Ich hatte Schweiß im Gesicht und öffnete die oberste Schublade der Kommode, um nach einem

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