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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Taschentuch zu suchen. Statt dessen fand ich etwas anderes: einen Revolver, und zwar dieselbe Waffe, die ich immer schon getragen hatte, das Gegenstück des Revolvers, den mir die Ägypter an jenem dunklen Abend vor tausend Jahren abgenommen hatten. Ein Smith & Wessen achtund dreißiger Special mit einem Lauf von zwei Zoll, in einem an der Seite offenen Halfter.
      Ich befestigte das Halfter an meinem Gürtel, und zwar ein Stück vor der rechten Hüfte, zog eine cremefarbene Leinen jacke an, die hinter der Tür hing, und steckte mir eine Schachtel Patronen in die Tasche.
      Auf dem Tisch im Wohnzimmer fand ich ein Kartenspiel. Damit hatte ich gerechnet, denn wo Legrande und Pete sind, gibt es auch Spielkarten. Ich ging hinaus, folgte einem Pfad den Hügel hinunter und erreichte unten den weißen Strand.
      Es ist schließlich gleichgültig, wie man die Spannung in sich los wird, und es wurde ohnehin höchste Zeit, einmal festzustellen, ob ich etwas verlernt hatte.

    4

    Im offenen Kampf hat jeder vernünftige Soldat lieber einen guten Karabiner in der Hand als eine Pistole oder einen Revolver. Was auch die Wildwest-Filme darüber behaupten mögen – auf größere Entfernung als fünfzig Schritt taugt eine normale Handfeuerwaffe nicht viel, und die meisten Leute würden auf zehn Schritt Entfernung nicht einmal ein Scheunen tor treffen.
      Trotzdem gibt es für jemanden, der damit umzugehen versteht, auf kurze Entfernung nichts Besseres als eine gute Handfeuerwaffe.
      Früher bevorzugte ich immer die Browning P 35, die allge mein übliche Waffe in der britischen Armee, hauptsächlich deshalb, weil ich dann dreizehn Schuß hatte, ohne nachladen zu müssen. Aber eine Pistole hat auch ihre Tücken. Sie besteht aus vielen Teilen, die klemmen oder kaputtgehen können, und kein professioneller Revolvermann, dem ich je begegnet bin, würde freiwillig eine benutzen.
      Bei einem Überfall in Kimpala kam einmal ein Simba mit einem drei Fuß langen Buschmesser wie ein D-Zug auf mich zugeschossen. Ich traf ihn einmal, dann klickte der Stift meiner Pistole auf einen Blindgänger. Das kommt nicht allzuoft vor, und bei einem Revolver hätte sich die Trommel weitergedreht, aber es war eben eine Pistole. Die Browning hatte Lade hemmung, und mein Freund, der bis oben hin unter dem Einfluß einer Droge stand, stürmte weiter auf mich zu.
      Wir verbrachten ein paar interessante Minuten auf dem Boden. Die Erinnerung blieb mir eine ganze Weile. Von da ab benutzte ich nur noch Revolver. Wenn man aus Sicherheits gründen eine Kammer leer läßt, hat man zwar nur fünf Schuß, aber die Waffe ist dafür vollkommen zuverlässig.
      Als ich auf den Strand hinunterkam, war alles still. Das Meer lag wie ein blaugrüner Spiegel vor mir, die Sonne brannte so heiß vom Himmel, daß man die Felsen nicht anfassen konnte, und der weiße Sand reflektierte das Licht. Die Augen schmerzten, alle Gegenstände verschwammen und wurden undeutlich.
      Ich zog meine Jacke aus und schob vorsichtig fünf Patronen in den Smith & Wessen. Ich nahm ihn zuerst in die linke, dann in die rechte Hand. Der alte Zauber machte sich schon wieder bemerkbar. Die Hitze brannte mir durch die dünnen Schuh sohlen und auf meinen Rücken, bis sie ein Teil von mir war wie der Revolverlauf, der sich angenehm in meine Hand fügte. Es war nichts Besonderes daran, keine Spezialanfertigung, kein nachgefeilter Abzug. Es war nur eine erstklassige, serien mäßige, tödliche Waffe, genau wie Stacey Wyatt.
      Ich zog die Spielkarten heraus, steckte fünf davon in einen winzigen Spalt am Rand eines Basaltklotzes und maß eine Entfernung von fünfzehn Schritten aus. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da konnte ich auf diese Entfernung eine Spiel karte innerhalb einer halben Sekunde fünfmal hintereinander treffen, aber seitdem hatte sich manches ereignet.
      Ich duckte mich, dann zog ich und schoß mit ausgestrecktem Arm aus Schulterhöhe. Das Echo der Schüsse rollte über die See davon, während ich sofort nachlud und auf die Spielkarten zuging.
      Von fünf Geschossen nur zwei Treffer! Die anderen drei waren zwar auch nicht weit danebengegangen, aber das genügte mir nicht. Ich kehrte an den alten Punkt zurück, stellte mich hin, wie man es beim Scheibenschießen lernt – Revolver in Augenhöhe – und zielte nacheinander auf jede der Karten. Ich ließ mir viel Zeit dabei.
      Wie erwartet traf ich jetzt fünfmal. Ich stellte frische Karten auf und probierte es

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