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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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die das Pech hatten, für ihn arbeiten zu müssen. Pete war geblieben, weil er Burke verehrte, er war ihm mit Freuden quer durch die Hölle gefolgt und bereit, es sofort wieder zu tun.
      Ich beobachtete ihn jetzt im Spiegel, wie er unendlich vorsichtig meinen Bart abkratzte, einen bronzegetönten jungen Gott mit kurzem, blondem Haar.
      Legrande lehnte im Türrahmen, sein liebenswertes Bauern gesicht ausdruckslos, eine Gauloise unter dem struppigen Schnurrbart. Wie schon gesagt, kamen die meisten dieser jungen Männer auf der Suche nach Abenteuern in den Kongo, aber es gab einige Ausnahmen. Legrande war eine von ihnen – er war ein Mann, der gnadenlos tötete und zerstörte. Als Scharfschütze der OAS hatte er im Kongo Asyl gesucht, und trotz meiner Jugend war er mir immer mit einer Art von widerwilligem Respekt begegnet. Ich nehme an, das lag hauptsächlich an meinem Geschick im Umgang mit Waffen.
      Pete nahm sehr vorsichtig das angewärmte Handtuch weg und trat zurück. Aus dem Spiegel blickte mir ein Fremder ent gegen. In dem hageren, sonnenverbrannten Gesicht war jeder einzelne Knochen zu erkennen, dunkle Augen sahen durch mich hindurch und warteten still darauf, daß etwas geschah.
      »Du mußt jetzt ein bißchen Fleisch an die Knochen kriegen«, sagte Pete. »Gutes Essen und eine Menge Rotwein.«
      »Und eine Frau«, fügte Legrande völlig ernsthaft hinzu. »Eine gute Frau, die etwas davon versteht, die alles ausgleicht.«
      »Wie ich höre, soll es in Sizilien genug davon geben«, sagte Pete.
      Ich warf ihm einen scharfen Blick zu, aber bevor ich ihn fragen konnte, wie er das meinte, trat von der Terrasse eine Frau herein. Sie zögerte und sah uns unsicher an. Offenbar war sie Griechin und etwa dreißig oder fünfunddreißig Jahre alt. Bei diesen Landfrauen ist das Alter schwer zu schätzen. Sie hatte dickes, nachtschwarzes Haar, das ihr auf die Schultern herabhing, eine olivfarbene Haut, gerade erst beginnende Fältchen im Gesicht und gütige Augen.
      Legrande und Pete begannen zu lachen. Pete stieß den Franzosen in Richtung auf die Tür.
      »Wir überlassen dich jetzt deinem Schicksal, Stacey.«
      Als die Tür sich schon geschlossen hatte, hörte ich in der Ferne noch ihr Lachen. Die Frau trat näher und legte zwei saubere Handtücher und ein weißes Hemd auf das Bett. Sie lächelte und sagte etwas auf griechisch. Da ich diese Sprache nicht verstand, versuchte ich es mit Italienisch, weil im Krieg die Italiener schließlich hier gewesen waren. Aber weder damit noch mit Deutsch kam ich weiter.
      Ich zuckte hilflos die Achseln. Da lächelte sie mich wieder an und fuhr mir mit der Hand durchs Haar, als wenn ich ein Schuljunge wäre. Ich saß immer noch vor dem Tisch, an dem Pete mich rasiert hatte, und sie stand dicht neben mir, ihre festen Brüste in gleicher Höhe mit meinem Gesicht. Sie benutzte kein Parfüm, aber das Kleid, das sie trug, ein billiges Fähnchen aus Baumwolle, kam gerade aus der Wäsche und roch frisch und sauber. Ich spürte plötzlich ein Verlangen in mir, das ich schon beinahe vergessen glaubte.
      Ich sah ihr nach, wie sie durchs Zimmer ging und hinaus durch die Fenstertür, dann holte ich ein paarmal tief Luft. Es war lange her. Verdammt lange. Und Legrande hatte wieder einmal wie üblich genau den wunden Punkt gefunden. Ich zog den Bademantel aus und begann mich anzuziehen.

    Die Villa lag auf einem Hügel etwa siebzig Meter über dem weißen Sandstrand. Früher war sie offenbar ein Bauernhaus gewesen, und jemand hatte eine Menge Geld in den Umbau gesteckt.
      Ich saß an einem Tisch am Rand der Terrasse in der heißen Sonne, und die Frau erschien mit Grapefruitsaft und Rührei mit Schinken auf einem Tablett. Dazu servierte sie eine Kanne echten englischen Tee. Das war mein Lieblingsfrühstück. Ich glaube, noch nie hat mir etwas so gut geschmeckt wie dieses Frühstück hier draußen auf der Terrasse mit dem Blick hinaus über die Ägäis zu den Zykladen, die sich im Norden im Dunst verloren.
      All das kam mir seltsam unwirklich vor, und ich spürte aus allem die Bitterkeit eines falschen Traums heraus. Wo war ich eigentlich? War ich hier, oder saß ich in dem Loch?
      Ich schloß für ein paar Sekunden die Augen, öffnete sie wieder und sah Burke vor mir, der mich ernst betrachtete.
      Er trug ein ausgebleichtes Buschhemd und kurze Khaki hosen, einen alten Filzhut, der sein Gesicht beschattete, und
    einen Zweiundzwanziger Martini-Karabiner

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