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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen
Autoren: Jack Higgins
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dunkle Brille wieder auf und wandte sich ihm zu. »Wie mir meine amerikanischen Anwälte mitteilen, konnte die Angelegenheit in dem mir zugestandenen Zeitraum geregelt werden. Zufälligerweise bin ich…« Er zögerte und fuhr dann unter offenkundigen Schwierigkeiten fort: »…aufgrund eines unglücklichen und für mich persönlich äußerst tragischen Zwischenfalls jetzt in der Lage, der Hauptversammlung zu versichern, daß der Ersatz des durch meine Leichtfertigkeit verlorengegangenen Geldes die geringste meiner Sorgen darstellt.«
      Damit erzielte er tatsächlich bei den meisten von ihnen die gewünschte Wirkung. Ein Raunen ging durch den Raum, dann hob mein Großvater die Hand. »Das mußt du uns erklären, Karl.«
      Hoffer nickte. »Die Sache ist ganz einfach. Wie ihr alle wißt, ist meine liebe Frau vor einiger Zeit bei einem Autounfall in Frankreich ums Leben gekommen. Selbstverständlich hat sie das recht erhebliche Vermögen, das sie von ihrem ersten Mann geerbt hatte, ihrer Tochter Joanna vermacht. Ich wurde zum Vermögensverwalter bestellt mit der Maßgabe, daß ich Erbe sein sollte, falls das Mädchen den Zeitpunkt seiner Volljährig keit nicht erlebt.«
      Er verkrampfte die Hände, bis die Knöchel weiß hervor traten, und sah vor sich auf den Tisch. »Ich kann es auch jetzt noch nicht ganz fassen, aber ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren müssen, daß meine Stieftochter heute morgen unter tragischen Begleitumständen im Gebiet des Monte Cammarata umgekommen ist.«
      Wenn ein Sizilianer wirklich etwas liebt, dann ist es eine hübsche Geschichte. Hoffer hatte sie jetzt alle gepackt.
      »Meine Stieftochter wurde vor einigen Wochen entführt, und zwar durch einen Banditen, den viele von euch nur zu gut kennen: Serafino Lentini.«
      Als der Name genannt wurde, spuckte der Mann mit den Hosenträgern auf den Fußboden. Die anderen wurden unruhig.
      »Ich bin mit meinen Sorgen nicht zu dieser Versammlung gekommen, weil ich wußte, daß man mir nicht helfen konnte. Uns allen war klar, daß Serafino Lentini kein Freund der Gesellschaft war, auch wenn er ein- oder zweimal als Sicario eingesetzt worden war.«
      »Du sprichst von ihm in der Vergangenheit, Karl«, bemerkte Großvater. »Dürfen wir daraus schließen, daß er sich jetzt dort befindet, wo er hingehört?«
      »Das ist die einzige gute Nachricht, die ich dieser Versammlung heute überbringen kann«, sagte Hoffer. »Wir alle wissen, daß die Polizei in solchen Angelegenheiten hilflos ist, deshalb habe ich, als Lentini von mir ein Lösegeld forderte, den Betrag zusammengekratzt und mich mit ihm gemäß seinen Bedingungen persönlich auf der Straße nach Bellona getroffen. Er nahm das Geld und lachte mir ins Gesicht, als ich meine Stieftochter wiederhaben wollte. Er hatte beschlossen, sie bei sich zu behalten.«
      »Seltsam«, unterbrach ihn Großvater geschickt. »Ich war immer der Meinung, daß Serafino gewisse wesentliche Dinge abgehen, die zu einem Casanova gehören.«
      Hoffer hielt inne, warf ihm einen scharfen Blick zu und konterte dann mit genau der richtigen Bemerkung: »Es war ja nicht ich, gegen den sein Verhalten gerichtet war. Er zeigte damit seine Verachtung für die Gesellschaft – für uns alle.« Er zuckte die Achseln und breitete die Arme aus. »Ich konnte doch nicht einfach dasitzen und Daumen drehen, während das arme Kind von diesen Männern namenlose Entwürdigungen zu dulden hatte. Ich hatte früher schon Gelegenheit, mich manchmal der Dienste eines irischen Söldners zu bedienen, eines gewissen Oberst Burke, der wegen seiner Einsätze im Kongo sehr bekannt geworden ist. Ich dachte mir, ein Mann seiner Art könnte vielleicht das fertigbringen, was kein anderer vermochte: in die Wildnis der Cammarata eindringen und meine Stieftochter in Sicherheit bringen. Ich flog nach Kreta und traf mich dort mit Burke. Er erklärte sich bereit, das gefährliche Unternehmen mit Hilfe von drei Männern zu wagen, die im Kongo unter ihm gedient hatten.«
      Selbst ich mußte ihm nun interessiert zuhören. In dem Salon war es still geworden wie in einer Kirche.
      »Erst als Oberst Burke und seine Männer eintrafen, machte ich eine erstaunliche Feststellung: Einer von ihnen war der Enkel des Capo – ein junger Mann namens Wyatt.«
      Damit hatte er Barbaccia wieder den Ball zugespielt. Der fing ihn geschickt auf. Wahrscheinlich hatte er schon darauf
    gewartet.
      Er hustete und brachte es fertig, ein
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