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Nacht über Algier

Nacht über Algier

Titel: Nacht über Algier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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resigniere. Im Leben genügt es nicht, zu wissen, was man will, die Hauptsache ist, es auch zu erreichen. Im Augenblick weiß ich bloß nicht, wie. Also warte ich ab.
    Serdj hat sich der Akten angenommen, die in meinen Schubladen vor sich hin schimmeln. Ein feiner Kerl. Wenn ich meine Zahnprothese verlegt hätte, würde er sich anbieten, mir als Kiefer zu dienen. Ich habe Inspektoren erlebt, die sich schonungslos verausgabt haben, aber ihm kann keiner das Wasser reichen.
    Baya ist ein bißchen in die Breite gegangen. Ihr Busen ist üppiger geworden, und ihr mächtiger Hintern stiftet bei den Kollegen immer mehr Verwirrung. Jeden Morgen kommt sie an, die Tasche voller Schweizer Schokolade. Ich schließe daraus, daß ihr neuer Macker seine Lektion besser gelernt hat als seine Vorgänger.
    Bliss wacht mit wahrer Hingabe über den Laden. Der Vertretungsposten hat ihn auf den Geschmack gebracht. Er hat sich einen Dreiteiler aus glänzendem Stoff und eine garantiert echte Ray-Ban-Brille geleistet, und mit seinem strengen Schlips trägt er die Nase noch höher als zuvor. Einmal bin ich ihm im Korridor begegnet. Er war empört, daß ich grußlos an ihm vorbeigegangen bin. Irre, wie es den Leuten zu Kopf steigt, wenn sie an der Spitze stehen, und sei's auch rein zufällig. Ein paar Minuten später hat er mich zu sich gerufen und mir einen kleinen Auftrag erteilt. Da wurde mir klar, daß ich einschreiten muß, sonst hält er mir demnächst noch die Hand zum Kuß hin ... Glücklicherweise wird bald wieder alles in geregelten Bahnen verlaufen. Wie man hört, ist der Direx auf dem Wege der Besserung.
     
    Eines Morgens gegen Viertel vor zehn klingelt mein Telefon. Der Anrufer sprudelt wie ein Wasserfall. Anfangs kapiere ich nichts von dem Gekeuche, er spricht so schnell, daß ich ihm kaum folgen kann. Der Kerl macht mir klar, daß er keine Zeit hat, und fleht mich an, ins »Cafe Nedroma«, nicht weit von der Zentrale, zu kommen. Ich frage ihn, wer er sei. Er hängt auf, nicht ohne noch einmal auf unserem Treffen zu bestehen. Ich wäge das Für und Wider ab. Zehn Minuten später betrete ich das fragliche Cafe gegenüber dem Busbahnhof. Das Publikum ist bunt gemischt, tatterige Greise, ein paar Reisende, die auf die Ankunft ihres Busses warten, und ein oder zwei hoffnungslose Jugendliche. Außer dem dicken Kassierer, der mich von seinem Tresen aus beobachtet, scheint mir niemand Aufmerksamkeit zu schenken.
    Ich sehe auf die Uhr.
    Ein Mann kreuzt auf, in jeder Hand eine Strohtasche, sucht ein bekanntes Gesicht und verschwindet wieder, fluchend.
    Das ist nicht der Richtige.
    Drei Minuten später schrillt das Telefon. Der Kassierer nimmt den Hörer ab, dann brummt er:
    »Du hast dich verwählt, Kho.«
    Kaum hat er aufgelegt, klingelt es abermals.
    »He!« regt der Kassierer sich auf. »Ich hab dich nicht einfach abgehängt, okay? Ich hab gesagt, daß du dich verwählt hast. Das hier ist ein Cafe und nicht die Telefonzentrale eines Polizeireviers. Dein Bulle arbeitet nicht bei mir, okay?«
    Ich reiße ihm den Hörer aus der Hand. Am anderen Ende der Leitung macht der Unbekannte dem Kassierer weitere Vorhaltungen.
    »Es reicht, Llob am Apparat. Warum bist du nicht im Cafe?« Der Unbekannte beruhigt sich. »Ich kann nicht kommen.«
    »Was? Du bestellst mich hierher und kommst nicht?«
    »Ich trau den Diensttelefonen nicht. Sie werden alle abgehört. Ich hatte nicht vor, dich im Cafe zu treffen. Ich wollte mich lediglich an einem vertrauenswürdigeren Telefon mit dir unterhalten.«
    »Worüber?«
    »Ich sitz in der Scheiße, Kommissar. Sie wollen mich kaltmachen. Ich bin jetzt seit drei Wochen auf der Flucht. Ich werde allmählich wahnsinnig.«
    »Wer bist du?«
    Ich höre ihn keuchen, im Hintergrund nehme ich Straßenlärm wahr und Leute, die sich etwas zuschreien.
    »Mein Name würde dir nichts sagen«, erklärt er und räuspert sich. »Ich bin nirgends gemeldet.«
    »Wo liegt das Problem?«
    »Ich habe einen Kerl abgeknallt .   Ich will mich stellen.«
    »Brauchst du die Adresse vom nächsten Polizeirevier?«
    »Ich bin nicht zum Späßen aufgelegt, Kommissar«, ereifert er sich. »Es ist sehr ernst. Die High jagt mich, ich brauche jemanden, der mir hilft. Ich will mich ergeben, aber nicht so.«
    »Also erst mal, was ist die High?«
    »Die High Society, verdammt!«
    »Ich kann dir immer noch nicht folgen, Mann!«
    Sein Stöhnen wird vom Trompeten eines Lkw übertönt.
    »Ich kann hier nicht länger bleiben, Kommissar. Sie werden mich

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