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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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der aus dem türkisen Schwimmbecken aufstieg, und ich hörte, wie Persephone mit stetem Fußschlag und gleichmäßigen, weit ausholenden Armzügen durch das Wasser schwamm.
    »Dave Robicheaux hier. Würden Sie uns bitte reinlassen, Persephone?«, rief ich.
    »Nicht mal im Traum«, meldete sie sich aus den Dampfwolken.
    »Sie haben die Prüfungsaufgaben für Karyn LaRose gestohlen und sind deswegen vom College geflogen. Warum lassen Sie sich von Karyn noch mal in was reinziehen?«
    »Wie bitte?«
    »Stellen Sie sich mal Folgendes vor. Sie und alle Ihre Freunde sind gemeinsam mit Karyn und Buford LaRose in einem Flugzeug. Karyn und Buford sitzen im Cockpit. Plötzlich fängt die Maschine Feuer. Es gibt nur zwei Fallschirme an Bord ... Was glauben Sie, wer die wohl kriegt?«
    In der anschließenden Stille hörte ich, wie sie Wasser trat und dann hinten aus dem Becken stieg.
    Sie hatte ein Handtuch um den Kopf geschlungen und trug Sandalen und einen weißen Bademantel, der sich eng an ihren schlanken Leib schmiegte, als sie zum Tor kam. Sie schloss auf, zog den Torflügel zurück, wandte sich um und ging wortlos zu einem eisernen Tisch.
    Sie strich mit dem Handtuch die Haare zurück, hatte den Kopf nach hinten geneigt, als sei sie über alles erhaben, und schien uns überhaupt nicht wahrzunehmen.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte sie. Ihre Wangen waren blass und leicht eingesunken, die Stimme klang belegt, und ihr Lippenstift passte farblich genau zu den Purpurwinden, die an der Mauer hinter ihr wucherten.
    Clete glotzte sie fortwährend an.
    »Hat er nichts zu essen gekriegt?«, fragte sie.
    »Entschuldigen Sie bitte. Aber meiner Meinung nach sehn Sie genauso aus wie Cher, die Filmschauspielerin. Sie haben sogar ein Tattoo«, sagte er.
    »Gott, Sie haben Ihre Augen aber auch überall«, sagte sie.
    »Yeah. Mir ist auch das Loch drüben beim Komposthaufen aufgefallen. Habt ihr No Duh Dolowitz dort begraben?«, fragte er.
    »Den kleinen Kerl mit dem schmierigen Schnurrbart? Geht es darum?«, erwiderte sie.
    »Er hätte nicht hierher kommen sollen, Persephone. Er dachte, er tut mir einen Gefallen. Es war ein Versehen.«
    »Aha. Meinen Sie etwa, ich tu ihm was?«
    »Ich trau’s Ihnen zu.«
    »Ihre Freunde interessieren mich nicht,
Dave.
Es stört Sie doch nicht, wenn ich Sie ›Dave‹ nenne? Immerhin reden Sie mich auch mit Vornamen an, ohne mich um Erlaubnis zu fragen.«
    »Mookie Zerrang ist ein schlechter Ausputzer, Seph. Er macht’s nicht des Geldes wegen. Das heißt, dass Sie ihn nicht im Griff haben.«
    »Haben Sie diese Töne auch meinem Vater gegenüber angeschlagen, oder nehmen Sie sich das nur bei mir raus, weil ich eine Frau bin?«
    »Ja, um ehrlich zu sein, ich glaube, das habe ich.«
    »Streak will damit sagen, dass er Didi Gee mit einem Geldsack voller Flügelmuttern windelweich geprügelt hat. Er hat das gemacht, weil Ihr alter Herr seinen Halbbruder hat erschießen lassen. Es gibt sozusagen alte Bande zwischen euren Familien.«
    Clete hatte die Mundwinkel nach unten gezogen, sein Gesicht glühte, und die Narbe, die sich quer durch seine Augenbrauen und über die Nase zog, war straff gespannt. Sie versuchte, seinem Blick standzuhalten, wandte sich dann ab und schaute zu den Dampfwolken, die aus dem Swimmingpool stiegen.
    »Was sollte das?«, fragte ich ihn, als wir wieder im Pick-up saßen.
    »Wie gesagt. Ich hab die Schnauze voll von dem Gesindel. Weißt du, was unser größter Auftritt gewesen ist? Als wir den Drogendealer und seinen Leibwächter hinten in ihrem Caddy abgeknallt haben. Mann, der Sitz hat ausgesehn, als ob jemand ’ne Kuh durch’n Wolf gedreht hat. Gib’s zu, das war ein klasse Tag.«
    »Grundverkehrte Einstellung, Cletus«, sagte ich.
    »Eines Tages wirst du draufkommen, dass wir zwei gar nicht so verschieden sind, Dave.«
    »Aha?«
    »Dann erschießt du dich wahrscheinlich.«
    Er versuchte, ernst zu bleiben, doch ich sah, wie seine Augenwinkel zuckten.
    »Du änderst dich nie, Streak«, sagte er und schaute mich wieder so keck und lausbubenhaft an wie eh und je.
    Ich ließ den Motor an, schaute nach vorn und sah Whitey Zeroski, den Fahrer der Limousine, auf uns zukommen. Er trug eine graue Chauffeursuniform und eine graue Mütze, die er tief in die Augen gezogen hatte, wie beim Militär.
    »Was macht ihr denn hier?«, sagte er, beugte sich durch das Fenster auf meiner Seite und schaute wie gebannt auf den Donut, den Clete sich gerade in den Mund stecken wollte.
    »Willst du

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