Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
einging, setzte er nach: »Wenn du meinst, du kannst Persephone Green Zunder geben, hast du dich getäuscht. Didi Gee war ihr alter Herr, und die ist doppelt so schlau wie der und genauso skrupellos.«
»Sie wird genauso enden wie er.«
»Didi ist an Krebs gestorben. Wir haben ihn nie gekriegt.«
»Ist doch egal, wodurch man auf dem Friedhof landet.«
»Was denn, haben wir etwa einen Freibrief?«, sagte er, stieg dann aus dem Pick-up und schlenderte quer über die Straße zur Gartenmauer. Die Palmen, die über die Mauer hinausragten, standen dunkelgrün im Nebel. Ich hörte ein lautes Klatschen, sah dann, wie Clete sich bückte und zwischen den dicken schmiedeeisernen Gitterstäben durch das Tor spähte. Er kam zurück, nahm sich einen weiteren Donut, hob seinen Kaffeebecher vom Boden auf und setzte sich hin. Er schüttelte den Kopf, als wolle er ein Bild loswerden.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Wir haben allenfalls sieben Grad, und die schwimmt nackt im Pool rum. Hat ’n ganz schönen Zug drauf ...« Er trank einen Schluck Kaffee und schaute zu dem eisernen Gartentor. Er schürzte die Lippen, hatte offensichtlich noch immer ein Bild vor Augen. »Verflucht, ich will dir keinen Scheiß erzählen, Streak, aber die Möpse von der Braut solltest du mal gesehen haben.«
»Schau lieber nach vorn«, sagte ich.
Eine graue Pullmanlimousine hielt vor dem Haus, dahinter ein gemieteter Möbelwagen. Dock Green stieg hinten aus der Limousine und ging mit schnellen Schritten den Gartenweg hinauf.
»Auf geht’s«, sagte Clete. Er holte meinen japanischen Feldstecher aus dem Handschuhfach und richtete ihn auf den Fahrer der Limousine, der gerade die Windschutzscheibe abwischte. »Hey, das ist Whitey Zeroski«, sagte er. »Weißt du noch, die Matschbirne, die früher mal ’ne Pizzeria im Channel gehabt hat? Er hat mal für den Stadtrat kandidiert, hat seine Karre voller Wahlplakate und Lautsprecher gehängt und ist am Samstagabend ins Farbigenviertel gefahren. Der hat überhaupt nicht begriffen, warum die ihm sämtliche Fenster zerdeppert haben.«
Kurz darauf hörten wir Dock und Persephone Green auf der anderen Seite der Mauer.
»Es muss nicht so enden«, sagte er.
»Du hast ein bisschen zu oft über die Stränge geschlagen. Hoffentlich waren’s die Mädels wenigstens wert«, erwiderte sie.
»Das ist vorbei. Ich schwör’s dir ... Komm, steig aus dem Wasser und red mit mir. Wir könnten irgendwo frühstücken gehen.«
»Bye, Dock.«
»Wir gehören zusammen, Seph. Uns kann nix auseinander bringen. Das kannst du mir ruhig glauben.«
»Ich sag’s dir ungern, aber ich bin gerade dabei, dich zu vergessen. Ich muss jetzt Rückenschwimmen üben ... Schau gefälligst woandershin, Dock ... Du kommst da sowieso nicht mehr ran.«
Wir hörten, wie sie sich vom Beckenrand fallen ließ und mit gleichmäßigen Zügen durchs Wasser schwamm.
»Los, wir knöpfen uns beide vor«, sagte Clete.
»Nein, damit reiten wir No Duh nur noch tiefer rein.«
»Wo bleibt dein Verstand, Dave? Der Typ würde dich allenfalls noch anscheißen, wenn’s dir dreckig geht. Hier geht’s doch vor allem um eins: Mookie Zerrang aus seinem Loch zu treiben, damit wir ihn am Wickel haben.«
»Wir müssen abwarten, Clete.«
Ich sah ihm seinen Ärger und Unmut deutlich an. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. Sie war hart wie eine Schinkenkeule. Als er nichts sagte, zog ich die Hand zurück.
»Danke, dass du mitgekommen bist«, sagte ich.
»Ach verflucht noch mal, is’ ja große Klasse. Weißt du, warum ich in New Orleans Cop gewesen bin? Weil wir gegen sämtliche Vorschriften und Regeln verstoßen konnten, ohne dass uns einer was gewollt hat. Aus dieser Stadt wird erst dann wieder was, wenn wir die ganzen Scheißer in die Kanalisation gejagt und die Deckel zugemacht haben, weil sie nämlich genau da hingehören.«
»Ich glaube, Persephone ist dir zu Kopf gestiegen, Partner«, sagte ich.
»Du hast Recht. Ich hätte lieber Verbrecher werden sollen. Da lebt sich’s leichter.«
Eine gute halbe Stunde schleppten Dock und zwei Arbeiter seine Büromöbel raus, den Computer, die Akten und eine riesige Glasflasche mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit, in der ein konservierter Rotluchs schwamm. Seine Pfoten waren ans Glas gedrückt, als ob er ertrinke.
Dann fuhren alle drei mit dem Möbelwagen weg. Die Limousine blieb stehen. Clete und ich stiegen aus und gingen zum Gartentor. Durch die Gitterstäbe und die Bananenstauden sah ich den Dampf,
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