Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Zypressen gesäumten Sees hinter der alten Burke Hall befand.
Ich rief im Oil Center an, wo er nebenbei eine therapeutische Praxis unterhielt, und erfuhr von seiner Empfangsdame, dass ich ihn im Red Lerille’s Health & Racquet Club antreffen könnte.
»Sind Sie sicher? Wir wollten zusammen essen gehen«, sagte ich.
»Doktor LaRose geht montags immer zum Training«, antwortete sie.
Reds Studio nahm einen ganzen Häuserblock ein – ein Riesenkomplex, in dem es beheizte Schwimmbecken gab, Squash- und Tennisplätze, Box- und Basketballhallen, Laufbahnen drinnen und draußen, dazu klimatisierte Säle voller Hanteln, Drückbänke und Übungsgeräte.
Ich suchte Buford eine halbe Stunde lang, bis ich durch das schmale Glasfenster an der Tür zum Dampfbad für Männer schaute und ihn auf den gelb gekachelten Sitzstufen hocken sah, nackt, in eine durchweichte Zeitung vertieft.
Ich besorgte mir im dazugehörigen Laden den Schlüssel für ein Schließfach, zog mich aus, ging ins Dampfbad und setzte mich neben ihn.
Er verzog das Gesicht, als er von seiner Zeitung aufblickte. Dann lächelte er, fast so, als freute er sich.
»Sie haben ja eine komische Art, Verabredungen einzuhalten«, sagte ich.
»Haben Sie meine Nachricht nicht erhalten?«
»Nein.«
»Ich habe auf Sie gewartet. Ich dachte, Sie kommen nicht mehr«, sagte er.
»Merkwürdig. Ich war pünktlich.«
»Nicht nach meiner Uhr«, sagte er und lächelte wieder.
»Ich wollte Ihnen noch mal sagen, dass mir meine Bemerkungen auf Ihrer Party Leid tun.«
»Es wäre doch unnötig gewesen, dass Sie sich wegen so was so viele Umstände machen.«
Der Thermostat schaltete sich ein, und im Nu war der Raum voller frischer Dampfwolken. Ich spürte, wie mir die Hitze, die die Kacheln ausstrahlten, in die Oberschenkel und hinauf zum Rücken kroch. Ich wischte mir mit der Hand den Schweiß aus den Augen.
»Sie haben sich den Unterkiefer angeschlagen«, sagte er.
»Wir hatten dieses Wochenende einen Besucher in unserem Köderladen. Die Polizei von New Orleans meint, dass es sich um einen mexikanischen Volksfestarbeiter handelt, der aus einer Entzugsanstalt abgehauen ist.«
Er nickte, blickte gleichgültig auf die gekachelte Wand vor uns, stemmte die Handballen auf den Treppenabsatz und ließ die Rückenmuskeln spielen, während ihm der Schweiß aus jeder Pore seines straffen, braun gebrannten Körpers quoll. Ich betrachtete ihn von der Seite, das hübsche Profil, die intelligenten Augen, die immer so ungerührt und über jede Leidenschaft erhaben wirkten.
»Haben Sie Ihren Doktor sowohl in englischer Sprache als auch in Psychologie gemacht, Buford?«, fragte ich.
»Das eine oder andere ist mir einfach in den Schoß gefallen. Da ist also gar nicht so viel dabei.«
»Beeindruckend ist es schon.«
»Weshalb sind Sie hier, Dave?«
»Ich komme mir vor, als ob ich mit dem Arm in einen Müllschlucker geraten bin. Sie wissen ja, wie das ist. Wenn man einen Finger reinsteckt, sitzt man im Nu bis zum Ellbogen fest.«
»Wir sind also wieder beim gleichen Thema«, sagte er.
Andere Männer gingen in den Dampfschwaden auf und ab, schwangen die Arme und atmeten tief durch.
»Woher kennen Sie Aaron Crowns Tochter?«, fragte ich.
»Wer sagt denn, dass dem so ist?«
»Sie selber.«
»Sie ist in New Iberia aufgewachsen. Wenn sie sagt, sie kennt mich, na fein ... Dave, Sie haben keine Ahnung, womit Sie mir da zusetzen, dass Sie möglicherweise benutzt werden, um alles zu ruinieren, woran Sie glauben.«
»Warum erklären Sie’s mir nicht?«
»Das ist kaum der richtige Ort dafür.«
Wir duschten und gingen dann zum Ankleiden in den menschenleeren abgeschlossenen Bereich neben dem großen Raum mit den Schließfächern. Er trocknete sich mit einem Handtuch ab, zog einen schwarzen Nylonslip und ein Paar Gummilatschen an und kämmte sich vor dem Spiegel die Haare. Die Muskeln an seinem Rücken und den Seiten wirkten wie braunes Wasser, das über Steine sprudelt.
»Ich stecke wirklich in der Klemme, Dave. Diese Filmleute aus New York wollen Aaron Crowns Unschuld beweisen. Die können mir den ganzen Wahlkampf verhunzen«, sagte er.
»Glauben Sie, dass die ein persönliches Interesse an der Sache haben?«
»Na klar, Geld verdienen wollen sie ... Wachen Sie auf, mein Guter. In diesem gottverdammten Land drischt doch derzeit jeder auf die Liberalen ein. Diese Typen schwimmen mit dem Strom. Ein Weißer, der zu Unrecht wegen Mordes an einem schwarzen Bürgerrechtler verurteilt
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