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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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fragte ich.
    »Ja, und ich hab ihnen gesagt, dass es den Richtigen erwischt hat. Ich hab ihnen erzählt, dass sein Gewehr unter dem Baum gelegen hat. Ich hab ihnen erzählt, dass Crown beim Ku-Klux-Klan gewesen is’. Die ham mittendrin die Kamera abgestellt.« Er warf einen Blick auf seine Uhr, die er mit dem Zifferblatt nach unten am Handgelenk trug. »Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich muss mich um mein Geschäft kümmern.«
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Ich hab Ihnen nicht geholfen. Hey, Mann, ich bin nicht so wie mein Bruder Ely. Der hat euch geglaubt. Hat gedacht, dass der große Tag bevorsteht. Wissen Sie, wodurch wir alle gleich werden?« Er zog seine Brieftasche hinten aus der Hosentasche, schlug sie mit dem Daumen auf und fischte mit seinem Eisenhaken einen Fünfzigdollarschein heraus. »Durch das hier, Mann«, sagte er und ließ den Schein auf seine Schreibunterlage segeln.
    Tags darauf half ich Bootsie nach dem Abendessen beim Abräumen und Geschirrspülen. Die Sonne war hinter einer rotbraunen Wolkenbank über den Bäumen verglüht, die das Zuckerrohrfeld meines Nachbarn säumten, und durch das Fliegengitter konnte ich den Regen und den Ozonduft im Süden riechen. Alafair rief mich vom Köderladen aus an, wo sie Batist beim Aufräumen half.
    »Dave, hier ist ein Mann mit einem Boot, der ständig am Anlegesteg vorbeikommt«, sagte sie.
    »Was macht er?«
    »Sieht so aus, als ob er ständig durchs Fenster schaut.«
    »Ist Batist da?«
    »Ja.«
    »Gib ihn mir bitte.«
    »Wer ist der Mann in dem Boot?«, fragte ich, als Batist sich meldete.
    »Jemand, der Ohrringe ansteckt.«
    Wie üblich übersetzte Batist wortwörtlich aus dem Französischen und verhaspelte sich prompt mit dem Verb.
    »Belästigt er euch?«, fragte ich.
    »Mich belästigt keiner. Weil ich nämlich gleich zumach.«
    »Worum geht’s dann überhaupt?«
    »Um gar nix, solang er weg is’, wenn ich aus der Tür komm.«
    »Ich komme runter.«
    Die Luft war schwül und roch feucht, rundum schwirrten die Vögel, und der Himmel über dem Sumpf sah aus wie versengtes Blech, als ich die Böschung zum Bootsanleger hinunterging. Batist und Alafair hatten die Cinzano-Schirme, die in den Kabelrollentischen steckten, zusammengelegt und die darüber gespannte Lichterkette eingeschaltet. Das Wasser auf dem Bayou kräuselte sich im Wind, und auf der anderen Seite, vor den Weiden und Zypressen, sah ich einen Mann mit einem dunkelblauen Hemd und einem weißen Strohhut in einem Außenborderboot sitzen.
    Ich ging zum Ende des Anlegestegs und lehnte mich ans Geländer.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«, fragte ich.
    Er antwortete nicht. Sein Gesicht lag im Schatten, aber im Lichterschein vom Bootsanleger sah ich seine goldenen Ohrringe funkeln. Ich ging in den Köderladen.
    »Schalt die Strahler an, Alf«, sagte ich.
    Als sie den Kippschalter umlegte, fiel gleißendes Licht auf das Wasser, so als habe jemand eine Leuchtkugel abgeschossen. In diesem Moment sah ich seine Augen.
    »Geh rauf zum Haus, Alafair«, sagte ich.
    »Kennst du ihn?«, erwiderte sie.
    »Nein, aber wir schicken ihn trotzdem wieder weg. Und jetzt tu, was ich dir gesagt habe, okay?«
    »Ich seh nicht ein, wieso ich ...«
    »Komm schon, Alf.«
    Sie reckte den Kopf, zog ihre beste Schnute, ging durch die Fliegengittertür hinaus und ließ sie hinter sich zuknallen.
    Batist brühte auf dem kleinen Butankocher hinter dem Tresen eine Kanne Kaffee auf. Er bückte sich, ohne die Zigarre aus dem Mund zu nehmen, und blickte durch das Fenster hinaus auf den Bayou.
    »Was hast du mit dem Kerl vor, Dave?«, fragte er.
    »Erst mal sehen, wer er ist.«
    Ich ging wieder hinaus und stützte mich mit den Händen auf das Geländer des Bootsstegs. Die Strahler auf dem Dach des Köderladens vertrieben die letzten dunklen Schatten rund um den Mann im Boot. Er hatte lange Haare, wie ein Indianer aus dem neunzehnten Jahrhundert, das Gesicht war unrasiert, die Haut dunkel und körnig, wie mit schwarzem Pfeffer eingerieben. Seine Arme waren mit scharlachroten Tätowierungen überzogen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Im Gegensatz zu den üblichen Knastmotiven zogen sie sich in Streifen an den Armen hinab, fächerten sich auf und waren miteinander verwoben, so als seien sämtliche Adern auf der Haut nachgezogen worden.
    Doch es waren vor allem die Augen, die einen in ihren Bann schlugen. Jägeraugen, unnatürlich grün, flackernd vor Energie, so als ob er lauter verborgene Feinde

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