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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Kerl machen einen Riesenaufstand und verklagen die Stadt New Orleans auf fünfzig Millionen Dollar Schadenersatz. Abgesehen davon könnten ein paar Cops in Angola landen. Ham Sie schon mal ’n Cop sitzen sehen? Bedenken Sie mal, was man alles mit dem seinem Essen machen kann, bevor er die Gabel reinsteckt.«
    Ich ließ mir keine Regung anmerken, wartete einen Moment, nahm meine Sonnenbrille aus dem Futteral und klappte sie auf und zu.
    »Worum geht’s Ihnen?«
    »Ich will hier raus.«
    »Darauf habe ich keinen Einfluss.«
    »Ich will aus der Einzelhaft raus.«
    »Unter den Häftlingen sind Sie möglicherweise nicht gut aufgehoben, Mingo.«
    »Wo leben Sie denn? Unter den andern bin ich sicher. Aber wenn ich in Einzelhaft bin und gewisse Cops, die Blut an den Schuhen ham, der Meinung sind, dass ich sie verpfeifen könnte, dann steck ich in der Klemme.«
    »Sie sind ein wichtiger Zeuge. Die lassen Sie nie und nimmer unter die anderen Häftlinge, Mingo.«
    Die Haut an seinem Haaransatz glänzte vor Schweiß. Er steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie aber nicht an. Seine blauen Augen funkelten, als er mich anschaute.
    »Sie haben doch mit den Jungs gearbeitet. Sagen Sie denen, dass ich nicht gesehen hab, was mit dem Kerl passiert ist. Ich schwör sogar einen Meineid, wenn’s sein muss«, sagte er.
    Ich ließ den Blick über sein Gesicht wandern. In seinen blauen Augen waren kleine schwarze Flecken, wie tote Fliegenteile, wie mikroskopisch kleine Spuren all der Erlebnisse, die er nie mehr aus seiner Seele tilgen konnte. »Wie viele Menschen haben Sie aus dem Weg geräumt?«, fragte ich.
    »Was? Wieso fragen Sie denn so was?«
    »Ohne Grund, wirklich.«
    Er versuchte sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Ein Mexikaner war draußen bei Ihnen, stimmt’s? Ein Typ, der durchgedreht is’. Der is’ nicht zufällig dort gewesen.«
    »Weiter.«
    »Der hat H für die Sozialsiedlungen rangeschafft. Er wird Araña genannt, das heißt ›Spinne‹ auf Spanisch. Er stammt aus ’nem Dorf in Mexiko, in dem’s ’ne Kirche mit einer berühmten Statue gibt. Ich weiß das, weil er ständig darüber redet.«
    »Damit kommen wir der Sache schon näher. Wer hat ihn zu meinem Köderladen geschickt?«
    »Was krieg ich dafür?«
    »Wie war’s mit einer Überstellung an die Bundesbehörden?«
    »Das is’ ja noch schlimmer. Da denkt doch jeder gleich ans Zeugenschutzprogramm.«
    »Mehr kann ich Ihnen nicht bieten.«
    Er holte ein Streichholzbriefchen heraus, riss eines an und hielt die Flamme an seine Zigarette, ohne auch nur einmal zu zwinkern, als ihm der Qualm und die Hitze ins Gesicht stiegen.
    »Derzeit gehen Sachen vor sich, die neu sind, die für gewisse Leute einen Riesenreibach bringen. Sie sind da durch den Hinterwäldler drübergestolpert, denjenigen, der Jimmy Ray Dixons Bruder umgebracht hat.«
    »Was für Sachen?«
    Er tippte die Asche in einer kleinen Blechschale ab, hatte den Blick ins Leere gerichtet. Seine Wangen waren rot angelaufen, und um die Finger seiner rechten Hand kräuselte sich Zigarettenrauch.
    »Ich glaube nicht, dass Sie viel anzubieten haben, Mingo. Sonst hätten Sie’s schon getan.«
    »Ich hab’s Ihnen vorgeschlagen. Wenn Sie nicht drauf eingehen wollen ...« Er streifte die Glut von seiner Zigarette ab und steckte den Stummel in die Schachtel zurück. »Sie haben mir grade eine persönliche Frage gestellt. Ich nenn Ihnen eine Zahl, bloß aus Spaß, hat gar nix zu bedeuten, verstanden? Elf. Keiner davon hat’s kommen sehn. Der Typ mit der Matschbirne, der draußen bei Ihnen aufgekreuzt is’, der hat’s zwar probiert, aber das war wahrscheinlich nicht ernst gemeint. Ich sag ›wahrscheinliche Ich bin nämlich halb Jude, halb Ire, ich verkehr nicht in italienischen Restaurants. Ich steh bloß oft draußen vor dem Fenster und schau rein. Hey, Sie sind doch ein schlauer Kerl. Ich weiß, dass Sie eins und eins zusammenzählen können.«
    »Viel Spaß, Mingo«, sagte ich und schlug mit dem Handballen an die Tür.
    Ein paar Stunden später, kurz bevor ich Feierabend machen wollte, klingelte das Telefon auf meinem Schreibtisch.
    Es war, als höre man die Stimme eines Menschen, von dem man genau wusste, dass er nicht weggehen würde, der stets um einen herumlungerte wie eine schlechte Erinnerung und nur darauf wartete, einen in die Vergangenheit zurückzuholen.
    »Wie läuft’s, Karyn?«, fragte ich.
    »Buford ist bis spätnachts in Baton Rouge. Du und ich müssen ein paar Dinge

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