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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Darunter drei, die dem Geier, bei dem sie sich die Kaution geliehen haben, nicht mal die Zinsen zahlen. Der Typ mit den heißen Ohren, der durch den Notausgang abgehauen ist, hat drüben in Algiers eine von Dock Greens Nutten kaltgemacht«, sagte Clete.
    »Wenn du telefonieren willst, bitte«, sagte Jimmy Ray.
    »Kein schwarzer Killer treibt sich ohne Erlaubnis in der Stadt rum. Warum soll der die Feste feiern, und du schiebst den Blues?«
    »Mein Blues kommt allenfalls aus der Jukebox, übrigens von Jerry Joe Plumb gestellt, mit dem Sie, glaub ich, aufgewachsen sind«, sagte Jimmy Ray zu mir.
    »Crown muss weiter sitzen, damit Buford LaRose nach Baton Rouge kommt. Sagen Sie mir, dass Sie nichts damit zu tun haben«, sagte ich.
    Er schaute zu der Uhr über der Bar. »Die Schulkinder kommen gleich raus. Habt ihr irgendwas in euerm Auto, das ihr behalten wollt? ... Entschuldigt mich, ich muss sehn, wie viel ich mir heut Abend zu futtern kaufen kann.«
    Er nahm seinen Taschenrechner und tippte die Zahlen von einem Abrechnungszettel ein.
    An diesem Abend kehrten Alafair und ich den Schuppen und das Pferdegatter aus, in dem sie ihren Appaloosa hielt. Dann luden wir das Stroh und die ausgetrockneten grünen Pferdeäpfel auf eine Schubkarre und vergruben sie in dem Komposthaufen bei unserem Gemüsegarten. Der Himmel war grau, die Luft kühl und regennass und roch nach Benzin und Chrysanthemen.
    »Wer ist der Mann unten am Bootsanleger, Dave?«, fragte Alafair.
    Er hockte zusammengekauert da, hatte uns den Rücken zugekehrt. Er trug einen Fedora, eine dunkelbraune Hose und eine abgewetzte Lederjacke. Er schnitzte an einem Zuckerrohrstängel herum, schnitt dicke Streifen ab und steckte sie sich, zwischen Daumen und Messerklinge geklemmt, in den Mund.
    »Er war heut Nachmittag im Laden. Er hat einen roten Fallschirm auf dem Unterarm tätowiert«, sagte sie.
    Ich stellte den Fuß auf das Schaufelblatt und stützte mich mit dem Arm auf den Stiel. »Jerry Joe Plumb«, sagte ich.
    »Ist der Mann böse?«
    »Darüber bin ich mir nicht recht im Klaren. Sag Bootsie, dass ich gleich komme.«
    Ich ging hinunter zum Bootssteg und stützte die Hände aufs Geländer. Jerry Joe schaute nach wie vor auf das braune Wasser. Dann klappte er sein Taschenmesser mit dem Handballen zu. Die Klinge schimmerte matt wie eine alte Blechmarke.
    »Ist dir klar, dass ich dir was schulde?«
    »Wofür?«
    »Ich hab vor langer Zeit mal was von dir mitgehn lassen.«
    »Ich kann mich nicht mehr dran erinnern.«
    »Doch, kannst du wohl. Ich hab’s dir immer übel genommen.«
    »Was ist los, Partner?«
    Die Narbe an seinem Augenwinkel sah aus wie ein zusammengeknüllter weißer Faden.
    »Meine Mama hat früher im Haus von Buford LaRoses Eltern geputzt... Der alte Herr konnte ein elender Mistkerl sein, aber er hat mir drüben in Westtexas einen Job als Ölbohrer verschafft, als ich grad mal siebzehn war, und später hat er mich bei den Fallschirmjägern untergebracht. Aber was mir immer zu schaffen gemacht hat, war die Art, wie der alte Herr Buford behandelt hat, vielleicht, weil ich zum Teil dafür verantwortlich gewesen bin. Meinst du etwa, die stutzen dich nicht zurecht, bloß weil sie reich sind? Es reicht nicht, dass die gewinnen; jemand muss verlieren. Ich will damit sagen, dass sich jeder Scheiß aus der Welt schaffen lässt. Du bist da keine Ausnahme, Dave.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts.«
    »Die machen dich fertig.«
    Was folgt, sind Jerry Joes Worte, die ich hier wiedergebe, so gut ich kann.

13
    Bei San Antonio ist mir das Geld für Bus und Verpflegung ausgegangen, und den texanischen Polizeistreifen hab ich auch nicht über den Weg getraut, weil die der Meinung waren, dass Landstraßenteeren ein Mittel ist, das gegen so gut wie alles hilft. Folglich bin ich fünf Meilen die Bahngleise entlanggelaufen, bis ich einen schweren Zug mit zwei Loks gehört habe, bin dann losgerannt, dass mir mein Seesack nur so ins Kreuz geschlackert ist, neben einer Reihe leerer Flachachser her – das sind Güterwaggons ohne Federn –, die geschlingert und geschaukelt haben, wenn sie über die Weichen gerumpelt sind, und auf dem Nebengleis ist mir mit Volldampf ein Personenzug entgegengekommen. Aber ich hab in vollem Lauf die Tür aufgekriegt, meinen Seesack auf den Boden geschmissen und bin reingekrochen, in den warmen Duft nach Kornsäcken und Stroh, das im Wind rumgewirbelt ist, rauf auf den Zug, der schrill pfeifend dahinrauschte.
    Kurz vor der Morgendämmerung

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