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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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LaRose mit einem Ford-Kombi mit Holzpaneelen neben dem Gehsteig gehalten, sich rübergebeugt, die Beifahrertür aufgemacht und mich unter der Krempe seines Stetson mit seinen blauen Augen angeschaut, die man nie mehr vergisst. Er war in jeder Hinsicht ein stattlicher Mann – groß, mit flachem Bauch, die grauen Haare kurz gestutzt wie ein GI, die Haut braun gebrannt wie trockene Tabakblätter –, aber ich hab niemals, weder vorher noch hinterher, so schöne Augen gesehn, jedenfalls nicht bei einem Mann. Sie waren dunkelblau, so wie manchmal das Wasser drunten bei den Florida Keys an einem heißen Tag, kurz vor einem Gewitter, wenn eine tiefdunkle Wolke über das Riff zieht und man fast meint, man könnte die Hand in die Farbe tunken und sie sich auf die Haut reiben wie Tinte – aber aus irgendeinem Grund weiß man auch, dass unter diesem herrlichen Blau, drunten in den Korallenriffen, grade ein Rudel Hammerhaie einen Bonito in rosa Fetzen zerreißt.
    Ich hab mich neben ihn gesetzt, meinen Seesack zwischen die Beine geklemmt und die Tür zugemacht. Die Sitze waren mit wulstigem gelbem Leder bezogen, und das Licht von dem mit Mahagoni getäfelten Armaturenbrett ist auf das Leder gefallen und hat sich in Judes Gesicht gespiegelt.
    »Wirst du gesucht?«, hat er gefragt.
    »Sir?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Nicht mit Haftbefehl.«
    »Was war los?«
    »Ein Mann hat mich hinter Provost’s Saloon mit seinem Gürtel verdroschen. Ein anderer hat mich dabei festgehalten.«
    »Was noch?«
    »Ich hab ihn mir noch in der gleichen Nacht geschnappt. Als er allein war. Diesmal isses anders gelaufen.«
    Er hat die Brusttasche von seinem Hemd aufgeknöpft, eine Camel rausgeholt und sie in den Mund gesteckt, ohne mich einen Moment aus den Augen zu lassen.
    »Das mit dem Haftbefehl war doch nicht gelogen, oder?«
    »Bei so was würd ich nie lügen.«
    »Bei was würdest du denn lügen?«
    »Sir?«
    Als wir weggefahren sind, hab ich gesehen, wie das kleine schwarze Mädchen, das auf dem Mesquitefeuer Steaks gebraten hat, neben dem Haus auf die Straße gelaufen ist und dem Kombi zugewunken hat.
    In dieser Nacht hab ich auf einer blanken Matratze in einer Lehmziegelhütte voller Gartengeräte hinter dem Herrenhaus geschlafen. Ich habe geträumt, ich war auf einem Güterzug, auf einem Viadukt hoch über einer Schlucht, und mit einem Mal knicken die Stützpfeiler weg, und die Räder kreischen und schlagen Funken und versuchen, die Spur zu halten.
    Das Herrenhaus war zwei Stockwerke hoch und aus dunkelroten Ziegeln, hatte weiße Balkons und Wandelgänge auf dem Dach, und um den Hinterhof waren Pappeln als Windschutz gepflanzt. Zu dem Anwesen gehörten eine mit Dachpappe gedeckte Schlafbaracke für die Feldarbeiter, reihenweise Futterpferche, Wellblechwassertanks und Windmühlen für das Vieh, eine rote Scheune voller Heuballen, in die ein Zeppelin gepasst hätte, eine Weide für Judes Vollblüter, die mit einem unter Strom stehenden Drahtzaun umgeben war, ein Schrottplatz, der das reinste Museum war – mit dampfgetriebenen Traktoren und T-Model-Pritschenwagen; etwas abseits davon ein fünfzig Hektar großes Stück bewässertes Land für Gemüse, Melonen und Kantalupen, und durch das bauchhohe Gras in einem langen, abschüssigen Tal, das zu einem Steilufer über dem Fluss führte, zogen Hirsche und spanische Bullen.
    An jedem Zaun war ein Warnschild angebracht, und für diejenigen, die nicht lesen konnten, Tiere oder herumstreunende Mexen, hatte Judes Vormann tote Krähen oder ausgeweidete und eingepökelte Kojoten an die Holzpfosten genagelt.
    Das Licht im Herrenhaus ging um vier Uhr morgens an, wenn Mrs. LaRose, eine schwarzhaarige Deutsche mit roten Backen und dicken Armen, die Jude aus dem Krieg mitgebracht hatte, am Küchentisch im Buch Mormon las, dann zu dem offenen Schuppen neben der Schlafbaracke ging und den Holzofen anschürte.
    An meinem ersten Arbeitstag bin ich früh um sieben an einem Ölbohrturm unmittelbar oberhalb des Rio Grande angetreten, mit drahtverstärkten Handschuhen, Schutzhelm und Stahlkappenstiefeln, und hab am Bohrmeißel malocht, mitten im Lärm der Antriebsmaschine, während das Hebewerk gescheppert, der Flaschenzug am Bohrgestänge geknarrt und gekreischt hat und Bohrschlamm und Salzwasser aus dem Loch geschossen sind, als ob wir auf einen unterirdischen See getroffen wären.
    Eine Woche später ist Jude runter zu meiner Hütte gekommen und hat mit Buford in der Tür gestanden. Der war damals grade

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