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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Teufel.«
    Er ließ die Hände herabhängen, öffnete und schloss sie, als ob er unsichtbare Gummibälle knetete. Seine von dicken Adern durchzogenen Unterarme wirkten wie geschwollen.
    »Sie haben mit meiner Frau gevögelt und sie sitzen lassen. Sie werfen mir vor, dass ich einem Unschuldigen nachstelle. Sie beleidigen meine Familie. Ich weiß nicht, warum ich einen Scheißkerl wie Sie jemals auf meinen Grund und Boden gelassen habe. Aber es wird nicht wieder vorkommen. Das versichere ich Ihnen, Dave.«
    Er atmete schwer. Ein finsterer Ausdruck war in seine Augen getreten, wie ein dunkler Vogel mit gekrümmtem Schnabel, verweilte einen Moment und verschwand dann wieder. Linkisch schob er die Hände in seine Gesäßtaschen.
    Ich spürte, wie mein Gesicht spannte, mit einem Mal kalt war im Wind, der vom Bayou wehte. Mein Hals fühlte sich trocken an, wie zugeschnürt, als ob ich eine Gräte im Hals stecken hätte. Ich schluckte, suchte nach einer passenden Antwort. Das Laub und die dürren Zweige knirschten unter meinen Füßen.
    »Wiederholen Sie das, was Sie gerade gesagt haben, wenn Sie mich außer Dienst antreffen ...«, fing ich an.
    »Sie sind ein brutaler Mann und leicht durchschaubar, der ideale Beistand für Aaron Crown«, sagte er und ging unter den Pinien auf das Haus zu. Er schleuderte das Zaumzeug gegen einen Baumstamm.
    In dieser Nacht lag ich im Dunkeln und schaute die Decke an, setzte mich dann auf die Bettkante, doch ich wurde die Gedanken nicht los, die mich heimsuchten wie Spinnen, die aus einer Papiertüte krabbeln. Dichter Bodennebel lag über dem Sumpf, und die toten Zypressen ragten im Mondlicht auf wie morsches Pfahlwerk in einem weißen Meer.
    »Worum geht’s?«, fragte Bootsie.
    »Buford LaRose.«
    »Wegen heut Morgen?«
    »Ich hätte ihn am liebsten in der Luft zerrissen. Ich glaube, ich war noch nie so wütend auf jemanden.«
    »Du musst lockerlassen, Dave.«
    Ich rieb mir mit den Händen über die Knie und atmete aus.
    »Wieso macht er dir so zu schaffen?«, fragte sie.
    »Weil man sich so was von niemandem sagen lässt.«
    »Die Leute haben schon Schlimmeres zu dir gesagt.« Sie legte mir die Hand auf den Arm. »Deck dich zu. Es ist kalt.«
    »Ich mach mir was zu essen.«
    »Hat es was mit seiner Herkunft zu tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie schwieg eine ganze Weile.
    »Oder geht’s um Karyn?«, fragte sie dann.
    Ich ging allein in die Küche, goss mir ein Glas Milch ein und schaute aus dem Fenster auf die Weide meines Nachbarn, wo eine seiner Stuten in vollem Galopp, mit dampfendem Atem und rhythmisch arbeitenden Muskeln am Zaun entlangpreschte, als steigere sie sich in eine Wollust hinein, die sich jeden Moment entladen konnte.
    Am nächsten Morgen parkte ich meinen Pick-up an der Decatur Street, am Rande des French Quarter, und ging über den Jackson Square, an der St. Louis Cathedral vorbei und die St. Ann Street hoch zu dem braun verputzten Haus mit dem Torbogen und dem gepflasterten Innenhof, in dem Clete sein Büro hatte. Kurz vor der Morgendämmerung hatte es geregnet, und die Luft war kühl und klar, und durch das schmiedeeiserne Balkongeländer im ersten Stock hingen Bougainvilleen. Ich schaute durch das Fenster und sah ihn in einen braunen Aktenordner vertieft am Schreibtisch sitzen. Das Hemd spannte sich über seinen Rücken, und seine Brille wirkte in dem breiten Gesicht klein wie ein Kneifer.
    Ich öffnete die Tür und steckte den Kopf hinein.
    »Immer noch sauer?«, fragte ich.
    »Hey, was gibt’s, Großer?«
    »Ich spendier dir einen Beignet«, sagte ich.
    Er dachte darüber nach, schüttelte Finger und Hände aus und folgte mir dann nach draußen.
    »Komm mir bloß nicht mehr mit Aaron Crown und Buford LaRose«, sagte er.
    »Mach ich nicht.«
    »Was treibst du in New Orleans?«
    »Ich muss mir Jimmy Ray Dixon noch mal vornehmen. In seinem Büro hat man mir gesagt, er sei in seinem Poolsalon draußen beim Desire.«
    Er stülpte sich seinen Porkpie-Hut auf den Kopf und blinzelte zur Sonne über den Dächern.
    »Hast du jemals einen Baseball angespuckt, als du Pitcher bei der American Legion gewesen bist?«, fragte er.
    Wir saßen bei Beignets und Kaffee an einem Tisch vor dem Café du Monde. Auf dem gegenüberliegenden Gehsteig, vor dem Eisenzaun, der den Park umgab, standen Straßenmaler an ihren Staffeleien, und man hörte die Schiffshörner draußen auf dem Fluss. Ich berichtete ihm von Mingo Bloombergs Tod.
    »Das überrascht mich nicht. Meiner Meinung nach legen

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