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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Schweinemastbetrieb an einer Bahnstrecke ohne Gleise, einen verfaulten und zusammengebrochenen hölzernen Wasserturm und einen einstöckigen, vorne mit Schindeln verkleideten Saloon, hinter dem ein kleines schwarzes Mädchen über einem Mesquitefeuer Steaks gebraten hat. Der Gehsteig war fast höher als die Pick-ups und die Pferde, die davor standen, die Bretter waren rotbraun verfärbt von den rostigen Zaumringen und voller Blut, weil an dem Tag jemand einen Puma geschossen hatte, den er mit einem Draht um den Hals an der Halterung einer Carta-Blanca-Reklame aufgehängt hat, die genauso blau geglüht hat wie der Himmel über den Bergen.
    Die Decke in dem Saloon war aus gehämmertem Blech, weiter hinten standen Karten- und Dominotische, vorne gab’s eine Bar mit alten Handtuchringen und einem Wandspiegel, einem Messinghandlauf und Spucknäpfen, und an die Stützpfosten waren Hirschgeweihe genagelt. Etliche Cowboys und Ölmänner saßen beim Stud-Poker, kippten ihre Kurzen und spülten mit einem Schluck Pearl oder Grand Prize nach.
    Auf einer Schiefertafel über der Bar war angeschrieben, was es alles zu essen gab. Der Barkeeper hatte einen roten Kinnbart, tief in den Höhlen liegende Augen und dicke, speckige Arme. Eine Schwarze hat einen Teller Sandwiches mit Grillfleisch in die Durchreiche gestellt und die Glocke geläutet. Das Brot war buttergelb und goldbraun an den Röststellen, ganz weich in der Mitte, dort, wo es mit der Grillsoße durchtränkt war. Der Barkeeper stellte vier Flaschen Pearl-Bier auf ein Tablett und brachte sie zu dem Kartentisch.
    »Wie viel kostet die Linsensuppe ohne Brot?«, hab ich gefragt. Ich hab die Hände flach auf den Tresen drücken müssen, weil unmittelbar vor mir eine Holzschüssel voller Cracker und Pickles stand.
    »Zwanzig Cents«, sagte er.
    »Was macht eine kleine Portion?«
    »Wo kommst du her, mein Junge?«
    »Aus Louisiana.«
    »Komm hintenrum. Ich sag dem Nigger, dass er was für dich machen soll.«
    »Ich hab nicht um ein Almosen gebeten.«
    Er hat seine Schürze hochgezogen, ein Feuerzeug aus seiner Bluejeans geholt und sich eine Zigarette angezündet. Er hat sie geraucht, einen Tabakbrösel ausgespien. Dann hat er die Schale mit den Crackern und den Pickles weggenommen und hinter sich auf die Bar gestellt, neben die Whiskeyflaschen, den Rum und den Tequila.
    »Du kannst hier nicht einfach rumhocken«, sagte er.
    Draußen hatte es wieder angefangen zu regnen, und ich hab gesehen, wie das Wasser von der Carta-Blanca-Reklame in die Schnauze des toten Pumas getropft ist. Seine Augen waren zugenäht, wie wenn er eingeschlafen wäre. Ein Mann hat die Tür aufgemacht, und der Regen ist rein auf den Boden gestoben.
    »Wie weit ist es zum LaRose-Haus?«, hab ich gefragt.
    »Was willst du denn da draußen?«
    »Mister LaRose hat gesagt, dass ich rauskommen soll.«
    Der Zigarettenrauch ist aus seinem Mundwinkel aufgestiegen. Sein Gesicht hat sich verdüstert, so als ob er hin- und hergerissen wäre zwischen Angst, Misstrauen und Ärger über sich selber und zugleich noch mehr Angst hat, dass man ihm ansieht, was in ihm vorgeht.
    Er ist zum andern Ende der Bar gegangen und hat zum Telefon gegriffen, das auf dem Tresen stand. Als er den Hörer wieder aufgelegt hat, konnte er mir nicht in die Augen schaun.
    »Mister LaRose sagt, du sollst dir was bestellen. Er kommt vorbei, wenn’s aufhört zu regnen«, hat er gemeint. Er hat die Schüssel mit Crackern und Pickles wieder vor mich hingestellt, hat dann mit einem Öffner an der Wand eine Flasche Malzbier aufgehebelt und sie neben die Schüssel gestellt.
    »Wie wär’s mit einem Steak mit Eiern und gedünsteten Tomaten?«, hab ich gesagt.
    »Sonst noch was?«
    »Wie wär’s mit ein paar Bratkartoffeln?«
    »Noch was?«
    »Wieso fährt auf einem Laster mit Bohrgeräten ein Mexikaner mit einem M-1-Karabiner mit?«, hab ich gefragt.
    Er hat sich über die Bar gebeugt. Seine Kleidung roch nach Schweiß und Seife. »Wo hast du das gesehen?«, hat er gefragt.
    »Als ich von Norden durch den Fluss gekommen bin.«
    »Schon mal gehört, dass es westlich des Pecos weder Gott noch Gesetz gibt?«
    »Nein.«
    »Wenn du Mexen siehst, vergiss es, heißt das.«
    »Ich versteh nicht recht.«
    »Das is’ ’n Thema, mit dem man sich am besten nicht befasst«, hat er gesagt.
    Eine Stunde später, als es draußen wieder klar und trocken war und der Himmel hinter den Bergen blass wurde und man meilenweit über den Beifuß hinwegschaun konnte, hat Jude

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