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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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die’s darauf an.«
    »Worauf?«
    »Auf den großen Abgang. Wenn’s ihnen keiner abnimmt, machen sie es selber. Die meisten von denen wären besser dran gewesen, wenn ihre Mutter sie gleich weggeschmissen und die Nachgeburt großgezogen hätte.«
    »Lust auf eine kleine Spitztour?«
    »Die Gegend ist Feindesland, Streak. Lass Jimmy Ray Dixon sein. Der is ’ne wandelnde Werbekampagne für den Klan.«
    »Bis später dann.«
    »Ach, leck mich doch«, sagte er, zog sein Sportsakko an, steckte sich einen mit Puderzucker bestreuten Beignet in den Mund und kam hinter mir her.
    Der Poolsalon war sechs Straßen von einer Sozialsiedlung namens Desire entfernt. Die Fenster waren vergittert, die Mauern aus Bimsstein und über und über mit Graffiti besprüht. Ich parkte an der Bordsteinkante, stieg aus und schaute unwillkürlich einmal die Straße auf und ab.
    »Wir sind hier weit oben am Mekong, Dave. Häng dein Abzeichen raus«, sagte Clete.
    Ich zog meine Dienstmarke aus dem Etui und hakte sie vorne an meinen Gürtel, hörte, wie jemand die Kugeln zurechtrückte und das Queue auf die Tischkante knallen ließ, dann ging ich durch die Tür in den dunklen Innenraum.
    Die niedrige Decke sah aus, als könnte sie jeden Moment auf die Spieler herabfallen. Die Bar nahm die ganze Längsseite des Raums ein, der voller Pooltische stand, über denen Lampen mit Blechschirmen hingen, die rauchige Lichtkegel auf die Filzbespannung warfen. Niemand schaute uns offen an; stattdessen nahm man uns wie selbstverständlich zur Kenntnis, so wie ein Fischschwarm reagiert, wenn ein Räuber in der Nähe ist. Bis auf einen Mann, der aus der Toilette kam, sich mit einem Blechkamm durch die Haare fuhr, einen Blick nach vorn warf und dann aus dem Notausgang stürmte.
    Jimmy Ray Dixon saß allein an einem Kartentisch im hinteren Teil des Raums, hatte ein Kontobuch vor sich, einen Taschenrechner, einen Aschenbecher, in dem eine Zigarre mit Filterspitze lag, und einen Stapel Abrechnungszettel. Er trug einen blauen Anzug, ein gestärktes rosa Hemd mit hohem Kragen und eine braune Strickkrawatte samt einer goldenen Krawattennadel mit einem roten Stein.
    »Ich hab Sie im Fernsehn gesehn, als Sie sich für den Mann eingesetzt ham, der meinen Bruder umgebracht hat«, sagte er, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. Er griff mit seinem Stahlhaken nach einer Quittung und legte sie wieder hin.
    »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte ich. Ich wartete, aber er widmete sich weiter seiner Arbeit. »Sir?«, sagte ich.
    »Was?«
    »Dürfen wir uns setzen?«
    »Machen Sie, was Sie wollen, Mann.«
    Clete ging zur Bar und holte sich einen Schnaps und ein Bier, drehte dann einen Stuhl um und setzte sich neben mich.
    »Jemand hat einen Auftrag für Mingo Bloomberg erteilt«, sagte ich.
    »Ich hab gehört, dass er sich bei euch im Knast am Wasserrohr aufgehängt hat«, sagte Jimmy Ray.
    »Das hat sich ja schnell rumgesprochen.«
    »Wenn so ’ne Type abkratzt, gibt’s hier ’n Festzug.«
    »Er hat mir erzählt, dass ein Schwarzer aus Miami auf ihn angesetzt ist. Er sagte, der Typ sieht aus wie ein zwei Meter großer Haufen Affenscheiße.«
    Clete nahm sich eine Hand voll Erdnüsse aus einer Schale am Nebentisch und ließ den Blick zur Bar schweifen.
    »Vielleicht denken Sie mal drüber nach, wo Sie hier sind«, sagte Jimmy Ray.
    »Haben Sie was von einem Mechaniker aus Miami gehört?«, fragte ich.
    »Ich sag Ihnen mal, wie ich die Sache seh. Sie ham jemand als Verräter hingestellt und ihn eingelocht, sodass er nicht abhaun konnte. Und vielleicht drückt jetzt jemand das Gewissen. Wissen Sie, was ich meine?«, sagte er.
    »Ich glaube, dass der gleiche Killer dahinter steckt, der auch Lonnie Feltons Drehbuchautor umgelegt hat.«
    »Könnt schon sein. Aber um so was kümmer ich mich nicht.«
    »Worum kümmern Sie sich dann?«
    »Schau, Mann, folgendermaßen sieht’s aus. Ein kluger Mann hat seine Finger hier und dort drinstecken. Muss ja nicht unbedingt was Schlechtes dabei sein. Weil der Typ, nach dem Sie mich gefracht ham, nämlich ein Bruder is’. Ich sag’s Ihnen ungern so direkt, aber mit Ihrer Einstellung haut was nich’ hin. Die is’ ja nicht viel anders wie die von dem Bauernsack droben in Angola.«
    Clete beugte sich vor, knackte eine Erdnussschale und warf sich die Nuss in den Mund.
    »Hast du noch Mädels laufen, Jimmy Ray?«, fragte er, ohne jemanden anzuschauen.
    »Du gehst mir langsam auf den Wecker, Macker.«
    »Ich hab hier zirka zehn Ausgebüxte gezählt.

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