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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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wie Rauchfahnen von ihren Rücken auf. Ich fuhr mit meinem Pick-up am Rande eines abgeernteten Zuckerrohrfeldes entlang, kletterte durch das Gatter und ging über die Piniennadeln in den Schatten der Bäume, wo es nach aufgewühlter Grasnarbe und frischen Pferdeäpfeln roch.
    Ich wartete nicht, bis er mich begrüßte. Ich zog ein Foto aus der Brusttasche meines Hemds und zeigte es ihm.
    »Erkennen Sie den Mann?«, fragte ich.
    »Nein. Wer ist das? Ein Sträfling?«
    »Mingo Bloomberg. Er hat mir erzählt, dass er für Jerry Joe Plumb Geld bei Ihnen abgeliefert hat.«
    »Tut mir Leid. Ich kenne ihn nicht.«
    Ich zog ein zweites Foto aus der Tasche, eine Polaroidaufnahme, und hielt sie ihm in der offenen Hand hin.
    »Das wurde letzte Nacht aufgenommen«, sagte ich. »Wir hatten ihn zu seinem eigenen Schutz eingesperrt. Aber er hat sich mit einem Handtuch in der Dusche erhängt.«
    »Sie können einen vielleicht in aller Frühe erschrecken, Dave. Schaun Sie, Jerry Joe hat Beziehungen zu einer Reihe von Gewerkschaften. Wenn ich seine Spenden ablehne, verliere ich möglicherweise etliche tausend Stimmen von Gewerkschaftlern in den Bezirken Jefferson und Orleans.«
    »Klingt jedenfalls einigermaßen unverfänglich.«
    »Tut mir Leid, wenn das nicht Ihren Moralvorstellungen entspricht... Gehen Sie noch nicht. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Er ging tiefer in den Wald hinein. Obwohl am Morgen Raureif auf den Zuckerrohrstoppeln gewesen war, trug er nur ein T-Shirt zu seiner Khakihose, den halbhohen Stiefeln und der Reitkappe. Sein Trizeps wirkte dick und hart, die Haut spröde und schuppig – ein Andenken an seine Angeltour unten an der West Cote Blanche Bay, wo er im Frühherbst Rotbarsche gefangen hatte. Er wandte sich um und wartete auf mich.
    »Kommen Sie, Dave. Sie hatten doch Ihren Auftritt, als Sie mit diesen Horrorbildern zu meinem Haus gekommen sind. Jetzt können Sie auch fünf Minuten für mich erübrigen«, sagte er.
    Das Gelände war abschüssig, führte durch Persimonenbäume, Zwergpalmen und ein trockenes Bachbett, das voller Laub lag. Ich hörte die Pferde hinter uns wiehern, hörte ihren Hufschlag auf dem weichen Boden. Vor mir sah ich das spiegelnde Sonnenlicht auf dem Bayou und die Umrisse einer Gruft aus schwarzem Marmor, die von Grabsteinen, einem Teppich aus Pilzen und einem verfallenen Eisenzaun umgeben war. Die Grabsteine waren mit grünem Moos überwuchert, die eingemeißelten französischen Inschriften verwittert und nur noch schwer zu erkennen.
    Buford stieß das schwere Eisentor auf und wartete, dass ich eintrat.
    »Meine Urgroßeltern liegen in dieser Gruft«, sagte er. Er strich mit der Hand über einen glatten Stein und hielt bei einem runden, rosa weißen Ornament inne, durch das sich ein Riss zog. »Erkennen Sie die Blume? Mein Urgroßvater und seine beiden Brüder sind mit den Knights of the White Camellia geritten.«
    »Ihre Frau hat es mir erzählt.«
    »Sie haben sich dessen nicht geschämt. Sie waren anständige Männer, auch wenn manches von dem, was sie getan haben, falsch war.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich glaube, dass es nie zu spät ist, Buße zu tun. Ich glaube, dass wir die Vergangenheit wieder gutmachen, sie in gewisser Weise bereinigen können.«
    »Und das haben Sie mit den Rittern der Weißen Kamelie vor?«
    »Ich tu das für meine Familie. Ist daran etwas auszusetzen?«, sagte er. Er schaute mich unverwandt an. Das Wasser auf dem Bayou floss ruhig und langsam dahin, und am Rande der abgestorbenen Wasserhyazinthen schwammen Brautenten. »Dave?«
    »Ich geh jetzt lieber«, sagte ich.
    Er stupste mit den Fingern vorn an meine Windbluse. Aber ich sagte nichts.
    »Ich habe mit Ihnen über ein sehr persönliches Thema gesprochen. Sie maßen sich allerhand an«, sagte er und betrachtete mich mit funkelndem Blick. Ich wandte mich ab. »Sind Sie schwerhörig?« Wieder stupste er mir gegen die Brust, diesmal fester.
    »Lassen Sie das«, sagte ich.
    »Dann antworten Sie mir.«
    »Ich glaube nicht, dass sie anständige Männer waren.«
    »Sir?«
    »Shakespeare sagt es im
König Lear.
Der Fürst der Finsternis ist ein Edelmann. Sie haben Farbige terrorisiert und ermordet. Lassen Sie den Quatsch, Buford.«
    Ich ging durch das Tor und unter den Bäumen hindurch zurück. Ich hörte seine Schritte auf dem Laub hinter mir. Er packte mich am Arm und riss mich herum.
    »Das war das letzte Mal, dass Sie mir den Rücken zugekehrt haben, Sir«, sagte er.
    »Scheren Sie sich zum

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