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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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angewiesen wären, wäre uns nicht wohl in der Haut, richtig?«
    »Richtig.«
    »Wir würden uns Sorgen machen, daß er die Seiten wechselt, wenn die gegnerische ihm ein verlockenderes Angebot macht. Also, was meinst du, was ist sein Preis?«
    »Hmmm.« Mac schwieg einen Augenblick. »Ich weiß nicht«, gestand er schließlich.
    Nancy dachte wieder daran, daß Danny einen Richter hatte bestechen wollen. »Erinnerst du dich, als Vater Danny aus der Patsche half? Es war der Fall Jersey Rubber.«
    »Und ob! Aber keine Einzelheiten am Telefon, okay?«
    »Okay. Können wir uns diesen Fall irgendwie zu Nutzen machen?«
    »Ich wüßte nicht, wie.«
    »Um ihm zu drohen.«
    »Daß wir es aufdecken, meinst du?«
    »Ja.«
    »Haben wir Beweise?«
    »Nein. Es sei denn, es gibt etwas in Vaters alten Unterlagen.«
    »Die hast du doch alle, Nancy.«
    Mehrere Kartons mit Vaters persönlichen Papieren standen im Keller von Nancys Haus in Boston. »Ich habe sie nie durchgesehen.«
    »Und jetzt reicht die Zeit dazu auch nicht.«
    »Aber wir könnten bluffen«, sagte sie nachdenklich.
    »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Ich denke nur laut. Hör zu. Wir könnten Danny zu verstehen geben, daß sich etwas in Vaters alten Papieren befindet, mit dem wir an die Öffentlichkeit treten könnten.«
    »Ich wüßte nicht, wie …«
    »Warte, Mac – ich habe eine Idee.« Nancys Stimme hob sich aufgeregt, als sie die Möglichkeiten erkannte. »Angenommen, die Anwaltskammer, oder wer immer dafür zuständig ist, beschlösse die Wiederaufnahme der Untersuchung im Fall Jersey Rubber.«
    »Warum sollte sie das?«
    »Jemand könnte sie darauf hinweisen, daß da etwas nicht koscher war.«
    »Gut, was dann?«
    Nancy hatte das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Angenommen, sie hören davon, daß sich ausschlaggebende Beweise unter Vaters Unterlagen befinden?«
    »Sie würden dich ersuchen, ihnen Einblick in diese Papiere zu gestatten.«
    »Läge es bei mir, das zuzulassen?«
    »Bei einer Untersuchung durch die Anwaltskammer, ja. Bei einer strafrechtlichen Untersuchung könntest du allerdings durch eine gerichtliche Verfügung aufgefordert werden, die Papiere vorzulegen, dann bliebe dir natürlich gar nichts anderes übrig.«
    Der Plan formte sich schneller in Nancys Kopf, als sie ihn in Worte fassen konnte. Sie wagte kaum zu hoffen, daß er funktionieren würde. »Hör zu, ruf bitte Danny an«, sagte sie eindringlich, »stell ihm folgende Frage…«
    »Einen Moment, ich brauche einen Bleistift. Okay, fang an.«
    »Frag ihn folgendes: Wenn es im Fall Jersey Rubber eine Untersuchung durch die Kammer gäbe, wäre er dann damit einverstanden, daß ich Vaters Papiere zur Einsicht zur Verfügung stelle?«
    »Glaubst du, er wird nein sagen?« Mac klang verwirrt.
    »Ich glaube, er wird in Panik geraten, Mac. Er wird schreckliche Angst bekommen. Er weiß nicht, was vorhanden ist – es könnte alles mögliche sein, Notizen, Terminkalender, Schriftstücke …«
    »Ich begreife langsam, was du vorhast.« Nancy hörte die Hoffnung in seiner Stimme. »Danny würde glauben, daß du etwas hast, was er will …«
    »Er wird mich bitten, ihn zu decken, wie Vater es getan hat. Er wird mich bitten, der Kammer meine Einwilligung zum Einblick in die Papiere zu verweigern. Und ich werde es ihm zusichern – unter der Bedingung, daß er mit mir gegen die Fusion mit General Textiles stimmt.«
    »Einen Moment, bevor du den Korken knallen läßt. Danny ist zwar korrupt, aber nicht dumm. Wird er nicht argwöhnen, daß wir uns das Ganze nur ausgedacht haben, um ihn unter Druck zu setzen?« »Natürlich«, antwortete Nancy. »Aber er kann nicht sicher sein. Und er hat nicht viel Zeit, darüber nachzudenken.«
    »Du hast recht. Und momentan ist es unsere einzige Chance.«
    »Willst du es versuchen?«
    »Ja.«
    Nancy fühlte sich viel besser. Es war doch noch nicht alles verloren, und ihr Kampfgeist war wieder erwacht. »Ruf mich bei unserer nächsten Zwischenlandung an.«
    »Wo ist die?«
    »Botwood in Neufundland. Wir müßten in etwa siebzehn Stunden dasein.«
    »Gibt es dort überhaupt Telefon?«
    »Muß es wohl, wenn sie einen Flughafen haben. Du solltest den Anruf rechtzeitig buchen.«
    »Gut. Ich wünsche dir einen schönen Flug.«
    »Danke. Wiederhören, Mac.«
    Sie hängte die Hörmuschel an den Haken. Sie war bester Stimmung. Es war natürlich nicht sicher, daß Danny tatsächlich auf ihre Finte hereinfallen würde, aber allein schon einen Plan zu haben war ein

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