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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sie es doch tun.
    Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Stimme zu senken. Die Leute an den Nachbartischen waren verstummt. Peter schaute sich verlegen in der Gaststube um. »Es wundert mich nicht, daß du dich nicht wohl fühlst in deiner Haut«, fuhr Nancy fort. »Nach allem, was ich für dich getan habe! Die ganzen Jahre habe ich dich geschützt, deine dummen Fehler gedeckt und dir den Vorsitz überlassen, obwohl du nicht einmal einen Kirchenbasar organisieren könntest! Nichtdestotrotz hast du versucht, mir die Firma zu stehlen! Wie konntest du das nur tun? Fühlst du dich nicht wie ein erbärmlicher Wurm?«
    Er errötete tief. »Du hast mich nie geschützt – du hast immer deine eigenen Interessen verfolgt!« protestierte er. »Du wolltest immer der
    Boß sein – aber du hast die Stellung nicht gekriegt! Ich hab‘ sie bekommen, und seither arbeitest du darauf hin, sie mir wegzunehmen!«
    Das war so ungerecht, daß Nancy nicht wußte, ob sie lachen, weinen oder ihm ins Gesicht spucken sollte. »Du Idiot, ich habe immer nur daran gearbeitet, daß du deinen Chefsessel behalten kannst!«
    Schwungvoll zog er einige Papiere aus seiner Brusttasche. »Auf diese Weise?«
    Nancy erkannte ihren Bericht. »Genau«, versicherte sie ihm. »Dieser Plan ist die einzige Möglichkeit, wie du deine Stellung behalten kannst.«
    »Während du die Leitung übernimmst! Das habe ich gleich durchschaut!« Er blickte sie trotzig an. »Deshalb habe ich einen eigenen Plan ausgearbeitet.«
    »Der nicht funktioniert!« entgegnete Nancy triumphierend. »Ich habe einen Platz im Clipper und komme zur Vorstandssitzung.« Zum erstenmal wandte sie sich nun an Nat Ridgeway. »Ich fürchte, du wirst auch jetzt die Leitung von Blacks Schuhen nicht bekommen, Nat.«
    »Sei da nicht so sicher!« sagte Peter.
    Sie blickte ihn an. Sie kannte ihn nicht so aggressiv. Er konnte doch keinen Trumpf im Ärmel haben? So klug war er nicht. »Du und ich besitzen je vierzig Prozent, Peter. Tante Tilly und Danny Riley gehören die restlichen Anteile. Sie haben sich immer nach mir gerichtet. Sie kennen mich, und sie kennen dich. Ich mache Geld, und du verlierst es, das wissen sie, auch wenn sie um Pa‘s Andenken willen höflich zu dir sind. Sie werden so abstimmen, wie ich es möchte.«
    »Riley wird für mich abstimmen«, widersprach Peter bockig.
    Etwas an seiner Sturheit beunruhigte sie. »Warum sollte er für dich abstimmen, nachdem du die Firma so gut wie zugrunde gerichtet hast?« sagte sie verächtlich, aber sie war nicht so zuversichtlich, wie sie sich zu klingen bemühte.
    Er spürte ihre Besorgnis. »Jetzt kriegst du‘s mit der Angst, nicht wahr?« höhnte er.
    Bedauerlicherweise hatte er recht. Sie begann tatsächlich, sich Sorgen zu machen. Er wirkte nicht so am Boden zerstört, wie er es eigentlich sein sollte. Sie mußte herausfinden, ob hinter seiner Großmäuligkeit noch etwas steckte. »Du bluffst ja nur«, sagte sie herausfordernd.
    »Tu ich nicht!«
    Wenn sie ihn weiter verhöhnte, würde es ihm keine Ruhe lassen, bis er bewiesen hatte, daß sie sich täuschte, so gut kannte sie ihn. »Du tust immer so, als hättest du ein As im Ärmel, aber gewöhnlich ist es bloß eine Niete.«
    »Riley hat es versprochen.«
    »Und Riley ist so vertrauenswürdig wie eine Klapperschlange«, sagte sie abfällig.
    Das reizte Peter. »Nicht, wenn er – einen Ansporn hat.«
    Das war es also! Er hatte Danny Riley bestochen. Das beunruhigte Nancy nun wirklich. Danny war korrupt. Was hatte Peter ihm angeboten? Sie mußte es wissen, damit sie das Angebot unmöglich machen oder auch überbieten konnte. »Wenn dein Plan auf Danny Rileys Verläßlichkeit baut, brauche ich mir wirklich keine Gedanken zu machen!« Sie lachte höhnisch.
    »Er baut auf Rileys Habgier«, entgegnete Peter.
    Sie wandte sich an Nat und sagte: »Ich an deiner Stelle würde gesunde Skepsis walten lassen.«
    »Nat weiß, daß es stimmt, was ich sage«, erklärte Peter selbstzufrieden.
    Nat hätte sich offensichtlich gern herausgehalten, aber als sie ihn beide auffordernd anblickten, nickte er bestätigend.
    »Er gibt Riley für sein Büro einen ordentlichen Brocken bei General Textiles.«
    Das war ein echter Schlag, und Nancy stockte der Atem. Es gab bestimmt nichts, was Riley lieber war, als einen Fuß in eine große Gesellschaft wie General Textiles hineinzukriegen. Für ein kleines New Yorker Anwaltsbüro war das eine einmalige Chance. Und um einen solchen Preis würde Riley sogar seine

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