Nacht über den Wassern
noch retten könnte. Als der Name »Harry Vandenpost« fiel, wäre er vor Freude fast in die Luft gesprungen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, warum Vandenpost, den er für einen netten jungen Amerikaner aus reicher Familie hielt, mit falschen Papieren reiste, aber er war dem Mann dankbar dafür, daß er die Aufmerksamkeit von Luther ablenkte. Die Polizei sah sich nicht weiter um, Luther blieb unbemerkt, und der Plan konnte in die Tat umgesetzt werden.
Doch nun griff Captain Baker ein, dem es allmählich reichte. Eddie hatte sich kaum vom ersten Schrecken erholt, als Baker die Bombe platzen ließ: Die Tatsache, meinte er, daß wirklich ein Komplize an Bord gewesen war, ließe darauf schließen, daß jemand ernstlich die Befreiung Gordinos betrieb. Daher müsse Gordino von Bord geschafft werden. Eddie wagte nicht, sich die katastrophalen Folgen auszumalen.
Es war zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Baker und Ollis Field gekommen, in deren Verlauf der FBI-Mann damit drohte, den Captain wegen Behinderung der Justiz belangen zu lassen. Schließlich hatte Baker mit Pan American in New York telefoniert und der Zentrale das Problem aufgebürdet. Die Fluglinie hatte zu Eddies großer Erleichterung entschieden, Gordino weiterfliegen zu lassen.
Immerhin hatte Eddie in Shediac auch eine gute Nachricht erhalten: eine verschlüsselte, aber dennoch eindeutige Botschaft von Steve Appleby, die ihm bestätigte, daß ein Küstenwachboot der amerikanischen Marine in der Nähe des Landungsplatzes patrouillieren werde. Es sollte bis zur Wasserung außer Sichtweite bleiben und dann jedes Boot, das mit der notgelandeten Maschine Kontakt aufnahm, abfangen.
Das machte Eddie die Sache erheblich leichter. Nun, da er wußte, daß die Gangster hinterher geschnappt wurden, konnte er den Plan reinen Gewissens in die Tat umsetzen.
Die Sache war schon fast gelaufen. Das Flugzeug näherte sich dem Treffpunkt und flog nur mit zwei Motoren.
Captain Baker war in Windeseile an Eddies Seite. Der verlor zunächst kein Wort, sondern stellte die Treibstoffzufuhr mit zittriger Hand um, so daß der Flügeltank auf Steuerbord nun sämtliche Motoren speiste. Dann ließ er die Backbordmotoren wieder an und sagte: »Die Flügeltanks auf Backbord sind leer, und ich kann sie nicht nachfüllen.«
»Und wieso nicht?« herrschte der Captain ihn an.
Eddie deutete auf die Handräder und sagte, wobei er sich wie ein Verräter vorkam: »Ich habe die Pumpen angestellt, aber es tut sich nichts.«
Die Instrumente zeigten weder Treibstoffluß noch -druck zwischen den Reservetanks und den Zufuhrtanks an. Außerdem gab es an der Rückwand der Steuerkabine vier Glasvisiere, durch die man den Treibstoff in den Leitungen überprüfen konnte. Captain Baker betrachtete sie der Reihe nach. »Nichts!« sagte er. »Wieviel ist im Flügeltank auf Steuerbord?«
»Der ist beinahe trocken – es reicht noch für ein paar Meilen.« »Und wieso haben Sie das jetzt erst bemerkt?« fragte Baker verärgert.
»Ich dachte, wir würden pumpen«, gab Eddie schwach zurück.
Das war eine unzulängliche Antwort, die den Captain wütend machte. »Wie konnten denn beide Pumpen zur gleichen Zeit ausfallen?«
»Ich weiß auch nicht – aber Gott sei Dank haben wir ja noch eine Handpumpe.« Eddie griff nach dem Hebel neben seinem Tisch und setzte die Handpumpe in Bewegung, die gewöhnlich nur dann zum Einsatz kam, wenn der Ingenieur während des Fluges Kondenswasser aus den Treibstofftanks abließ. Das hatte er gleich nach dem Start in Shediac besorgt und dabei absichtlich übersehen, das F-Ventil nachzustellen, welches das Entweichen des Wassers ermöglichte. Anstatt die Flügeltanks zu füllen, kippten seine kraftvollen Pumpbewegungen nun also noch mehr Treibstoff über Bord.
Der Captain hatte davon natürlich keine Ahnung, und es war kaum damit zu rechnen, daß ihm die Einstellung des F-Ventils auffiel, zumal er sich durch die Visiere selbst davon überzeugen konnte, daß kein Treibstoff durchlief.
»Es funktioniert nicht!« rief er. »Es ist mir ein Rätsel, wie alle drei Pumpen zur gleichen Zeit ausfallen können!«
Eddie blickte auf seine Anzeigen. »Der Flügeltank auf steuerbord ist fast trocken«, sagte er. »Wenn wir nicht bald wassern, fallen wir vom Himmel.«
»Alle Mann zur Notwassernng vorbereiten!« befahl Baker. Dann deutete er mit dem Finger auf Eddie. »Mir behagt Ihre Rolle in dieser Sache nicht, Deakin«, sagte er eisig. »Ich traue Ihnen nicht.«
Eddie
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