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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Flugzeugen übernehmen und Treibstoff verkaufen, und er hoffte, sich irgendwann auch eine eigene Maschine für Charterflüge leisten zu können. Sein heimlicher Traum war, einmal eine eigene Fluglinie aufbauen zu können, wie Juan Trippe, der Gründer von Pan American und Pionier in diesem Geschäft.
    Er betrat die Grünanlage des Hotels Langdown Lawn. Die Pan Am Crews hatten Glück, daß es ein so schönes Hotel so verhältnismäßig nahe beim Imperial-Airways-Komplex gab. Es war ein typisch englisches Landhaus, von einem sehr netten und zuvorkommenden Ehepaar geführt, das an sonnigen Nachmittagen den Tee sogar draußen servierte. Eddie Deakin ging ins Haus und sah in der kleinen Empfangshalle als erstes seinen zweiten Ingenieur, Desmond Finn, der für alle nur Mickey hieß. Mickey war ein fröhlicher, unbekümmerter Bursche mit strahlendem Grinsen und einem Hang zur Heldenverehrung, soweit es Eddie betraf, den diese Anbetung äußerst verlegen machte. Mickey telefonierte gerade, und als er Eddie jetzt sah, sagte er: »Oh, warten Sie! Sie haben Glück, er kommt gerade herein.« Er reichte Eddie den Hörer. »Ein Anruf für dich.« Diskret ließ er Eddie allein und stieg die Treppe hinauf.
    »Hallo?« sagte Eddie in die Sprechmuschel.
    »Ist dort Edward Deakin?«
    Eddie runzelte die Stirn. Die Stimme war ihm nicht bekannt, und niemand nannte ihn Edward. »Ja, ich bin Eddie Deakin. Wer sind Sie?«
    »Warten Sie. Ich gebe Ihnen Ihre Frau.«
    Eddie erschrak. Weshalb rief Carol-Ann aus den Staaten an? Irgend etwas mußte passiert sein.
    Einen Augenblick später hörte er ihre Stimme. »Eddie?«
    »Hallo, Schatz, was ist los?«
    Er hörte, wie sie in Tränen ausbrach.
    Die gräßlichsten Vorstellungen kamen ihm in den Sinn: Das Haus war abgebrannt; jemand war gestorben; sie hatte irgendeinen Unfall gehabt oder eine Fehlgeburt…
    »Carol-Ann, beruhige dich. Fehlt dir etwas?«
    Zwischen Schluchzern sagte sie: »Mir – geht‘s – gut …«
    »Was ist es denn?« fragte er besorgt. »Was ist passiert? Versuch, es mir zu erklären, Baby.«
    »Diese Männer – kamen ins Haus.«
    Eine eisige Hand legte sich um Eddies Herz. »Welche Männer? Was haben sie getan?«
    »Mich in einen Wagen geschleppt.«
    »Großer Gott, wer sind sie?« Seine hilflose Wut war wie ein Druck auf die Brust, und er mußte um Atem ringen. »Haben sie dir etwas getan?«
    »Mir fehlt nichts – aber, Eddie, ich habe solche Angst.«
    Er wußte nicht, was er sagen sollte. Zu viele Fragen drängten sich ihm auf. Irgendwelche Männer waren in ihr Haus gekommen und hatten Carol-Ann zu einem Wagen geschleppt! Was ging da vor? Schließlich fragte er nur: »Aber warum?«
    »Sie sagen es mir nicht.«
    »Was sagen sie denn?«
    »Eddie, du mußt tun, was sie verlangen. Mehr weiß ich nicht.« Trotz seiner Angst spürte Eddie, wie ein Widerwillen in ihm aufstieg. Was sollte dieses Katz-und-Maus-Spiel? Doch er zögerte keine Sekunde. »Ich werde alles tun, aber was …«
    »Versprich es!«
    »Ich verspreche es!«
    »Gott sei Dank!«
    »Wann ist es passiert?«
    »Vor zwei Stunden.«
    »Wo bist du jetzt?«
    »In einem Haus, nicht weit von…« Er hörte einen schrillen Schrei.
    »Carol-Ann, was ist passiert? Bist du in Ordnung?«
    Er erhielt keine Antwort. Wütend, verängstigt und hilflos umklammerte Eddie den Hörer, bis sich seine Fingerknöchel weiß unter der Haut abhoben.
    Dann ertönte die Stimme des vorherigen Sprechers. »Hören Sie mir genau zu, Edward.«
    »Sie hören mir zu, Scheißkerl!« tobte Eddie. »Wenn Sie ihr auch nur ein Haar krümmen, bringe ich Sie um! Das schwöre ich bei Gott! Ich werde Sie aufspüren, und wenn ich den Rest meines Lebens dazu brauche, und wenn ich Sie gefunden habe, Sie Mistkerl, drehe ich Ihnen eigenhändig den Hals um! Haben Sie mich verstanden?«
    Einen Moment herrschte Schweigen, als hätte der Mann am anderen Ende nicht mit einem solchen Wortschwall gerechnet. Schließlich sagte er: »Führen Sie sich nicht auf wie ein Wilder, so einen langen Arm haben selbst Sie nicht.« Er hörte sich ein wenig erschrocken an, aber er hatte recht: Eddie konnte im Moment gar nichts tun. Der Mann fuhr fort: »Hören Sie jetzt mal gut zu!«
    Nur mühsam hielt Eddie die Zunge im Zaum.
    »Sie bekommen Ihre Anweisungen im Flugzeug, und zwar von einem gewissen Tom Luther.«
    Im Flugzeug! Was hatte das zu bedeuten? War dieser Tom Luther ein Passagier? »Was wollen Sie von mir?« fragte Eddie.
    »Maul halten! Luther wird es Ihnen sagen. Und

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