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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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auch selten eingeladen.
    Doch von alldem wußte Eddie zu jener Zeit nichts. Er fühlte sich als König mit ihr am Arm. Er führte sie zum Dinner aus und brachte sie in einem Taxi zu ihrem Apartment zurück. Vor der Tür dankte er ihr für den schönen Abend, nahm allen Mut zusammen und küßte sie auf die Wange. Daraufhin brach sie in Tränen aus und sagte, er sei der erste anständige Mann, dem sie in New York begegnet sei. Ehe er wußte, was er sagte, hatte er sich bereits wieder mit ihr verabredet.
    Er verliebte sich in sie bei diesem zweiten Zusammentreffen. Sie besuchten Coney Island an einem heißen Freitag im Juli, und sie trug eine lange weiße Hose und eine himmelblaue Bluse. Überrascht bemerkte er, daß sie offenbar tatsächlich stolz war, mit ihm gesehen zu werden. Sie aßen Eis, fuhren mit der Achterbahn, die sich »The Cyclone« nannte, kauften sich verrückte Hüte, hielten sich bei der Hand und verrieten einander kleine Geheimnisse. Als er sie nach Hause brachte, gestand Eddie ihr offen, daß er in seinem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen sei, und sie überraschte ihn wieder, als sie erwiderte, das gleiche sei bei ihr der Fall.
    Bald vernachlässigte er sein Farmhaus und verbrachte seine ganze Freizeit in New York, wo er auf der Couch eines erstaunten, aber ihn ermutigenden Ingenieurkollegen übernachtete. Carol-Ann nahm ihn nach Bristol in New Hampshire mit, damit er ihre Eltern kennenlernte. Es waren schmächtige, arme und schwer arbeitende Leutchen mittleren Alters. Sie erinnerten ihn an seine eigenen Eltern, hatten jedoch nicht deren starre religiöse Ansichten. Sie konnten kaum glauben, daß sie eine so schöne Tochter in die Welt gesetzt hatten, und Eddie verstand ihre Gefühle; er konnte es ja selbst kaum glauben, daß sich ein solches Mädchen in ihn verliebt hatte.
    Er dachte daran, wie sehr er sie liebte, während er jetzt auf dem Rasen des Hotels Langdown Lawn stand und auf die Rinde der Eiche starrte. Er war in einem Alptraum gefangen, in einem dieser schrecklichen Träume, in die man hineingeriet, wenn man sich glücklich und sicher fühlte, sich aber in einem Anflug müßiger Überlegung ausmalte, was das Schrecklichste wäre, das passieren könnte. Und dann stellte man plötzlich fest, daß es tatsächlich geschah, daß das Schrecklichste auf der Welt unaufhaltsam passierte und man nichts dagegen tun konnte.
    Was es noch schlimmer machte, war, daß sie sich, kurz bevor er von zu Hause losfuhr, gestritten hatten und auseinandergegangen waren, ohne sich wieder zu versöhnen.
    In einem Drillichhemd von ihm und nicht viel mehr hatte sie auf der Couch gesessen, die langen, sonnengebräunten Beine vor sich ausgestreckt, ihr weiches Haar fiel ihr wie ein Schal auf die Schultern. Sie las eine Zeitschrift. Ihre Brüste waren normalerweise ziemlich klein, doch in letzter Zeit waren sie angeschwollen. Es drängte ihn danach, sie zu berühren, und er dachte, warum nicht? Also schob er die Hand unter das Hemd und berührte eine Brustwarze. Sie blickte auf, lächelte ihn voll Zuneigung an, dann las sie weiter.
    Er küßte sie aufs Haar, dann setzte er sich neben sie. Sie hatte ihn von Anfang an überrascht. Zunächst waren sie beide scheu gewesen, doch bald nachdem sie aus ihren Flitterwochen zurückgekehrt waren und miteinander hier in dem alten Bauernhäuschen lebten, hatte sie alle Hemmungen abgelegt.
    Zuerst wollte sie ihn bei eingeschaltetem Licht lieben. Eddie war nicht ganz wohl dabei, trotzdem gab er nach, und es gefiel ihm auch, obwohl es ihn verlegen machte. Dann fiel ihm auf, daß sie die Tür nicht verschloß, wenn sie badete. Danach kam es ihm dumm vor, sich beim Baden einzuschließen, und auch er tat es nicht mehr. Eines Tages marschierte sie dann einfach nackt herein und stieg zu ihm in die Wanne. So verlegen war Eddie in seinem ganzen Leben noch nie gewesen. Keine Frau hatte ihn mehr nackt gesehen, seit er etwa vier Jahre alt gewesen war. Sein Glied schwoll an, während er Carol zusah, wie sie sich die Arme wusch, und er bedeckte es mit einem Waschlappen, bis sie ihn auslachte.
    Sie spazierte im Farmhaus mehr oder weniger bekleidet herum, wie es ihr gerade in den Sinn kam. So, wie sie jetzt gekleidet war, hatte sie nach ihrem Maßstab schon zuviel an – man konnte ein weißes Baumwolldreieck zwischen den Schenkeln sehen, wo das Hemd ihren Slip nicht ganz bedeckte. Normalerweise trug sie noch weniger. Es kam vor, daß er Kaffee in der Küche machte und sie nur in ihrer

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