Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
verstünde sie ihn nicht. »Was meinst du?«
    »Du weißt schon. Wenn du dich berührst. Zeig es mir. Dann weiß ich, wie du es magst.«
    »Ich – tu so etwas nicht«, log sie.
    »Nun – als du ein Mädchen warst, bevor du geheiratet hast, hast du es doch bestimmt getan – jeder tut es. Zeig mir, was du da gemacht hast.«
    Sie wollte sich schon weigern, als sie merkte, wie eine merkwürdige Erregung sie überkam. »Du möchtest, daß ich mit mir selbst spiele – da unten –, während du zusiehst?« fragte sie, und ihre Stimme war rauchig vor Verlangen.
    Er nickte und grinste anzüglich.
    »Du meinst – bis zum Ende?«
    »Bis zum Ende.«
    »Das könnte ich niemals«, sagte sie; aber sie tat es.
    Nun berührten seine Fingerspitzen sie gekonnt an genau den richtigen Stellen, mit derselben vertrauten Bewegung und genau dem richtigen Druck; und sie schloß die Augen und gab sich ganz dem erregenden Gefühl hin.
    Nach einer Weile fing sie leise an zu stöhnen und ihre Hüften rhythmisch zu heben und zu senken. Sie spürte seinen warmen Atem auf dem Gesicht, als er sich näher beugte. Dann, gerade als sie die Kontrolle zu verlieren begann, sagte er drängend: »Sieh mich an!«
    Sie öffnete die Augen. Er fuhr fort, sie auf genau die gleiche Weise zu liebkosen, nur ein kleines bißchen schneller. »Schließ die Augen nicht«, bat er. In seine Augen zu blicken, während er das tat, war schockierend intim, ein Gefühl tiefster Nacktheit. Es war, als könne er alles sehen und alles über sie wissen, und eine wundersame Freiheit überwältigte sie, weil sie sich ihm so ganz auslieferte und nichts mehr zu verbergen hatte. Der Höhepunkt kam, und sie zwang sich, den Blick nicht von seinen Augen zu lösen, während ihre Hüften sich ruckhaft bewegten und ihr Gesicht sich verzerrte und ihr Atem keuchend kam bei den ekstatischen Zuckungen, die ihren ganzen Körper erschütterten. Und er lächelte die ganze Zeit zu ihr hinab und sagte: »Ich liebe dich, Diana; ich liebe dich so sehr!«
    Als es vorüber war, griff sie nach ihm und hielt ihn, noch ganz atemlos von den Nachwehen der Lust geschüttelt, fest, als wolle sie ihn nie wieder loslassen. Sie hätte geweint, wenn noch Tränen übriggewesen wären.
    Sie sagte es Mervyn nicht.
    Mark hatte eine Lösung gefunden, und sie ließ sie sich durch den Kopf gehen, während sie ruhig und gefaßt und fest entschlossen nach Hause fuhr.
    Mervyn war im Schlafanzug und Morgenrock, rauchte eine Zigarette und hörte sich Musik aus dem Rundfunk an. »Das war aber ein verdammt langer Besuch«, sagte er sanft.
    Diana war nur ein bißchen nervös, als sie entgegnete: »Ich mußte sehr langsam fahren.« Dann schluckte sie, holte tief Atem und sagte: »Ich werde morgen verreisen.«
    »Wohin?« fragte er ein wenig überrascht.
    »Ich möchte Thea und die Zwillinge besuchen: mich vergewissern, daß es ihnen gutgeht. Man kann ja nie wissen, wann ich wieder eine
    Gelegenheit haben werde. Die Züge fahren bereits jetzt unregelmäßig, und nächste Woche wird das Benzin rationiert.«
    Er nickte zustimmend. »Ja, du hast recht. Besuch sie jetzt, solange es noch geht.«
    »Ich gehe hinauf und packe meinen Koffer.«
    »Pack für mich auch einen, ja?«
    Einen entsetzlichen Moment glaubte sie, er wolle mitkommen. »Warum?« fragte sie bestürzt.
    »Ich habe keine Lust, in einem leeren Haus zu schlafen. Ich werde morgen im Club übernachten. Bist du am Mittwoch zurück?«
    »Ja, natürlich«, log sie.
    »Gut.«
    Sie ging hinauf. Während sie seine Unterwäsche und Socken in einen kleinen Koffer packte, dachte sie: Das ist das letzte Mal, daß ich das für ihn tue. Sie faltete ein weißes Hemd und griff nach einer silbergrauen Krawatte. Gedämpfte Farben paßten zu seinem dunklen Haar und den braunen Augen. Sie war erleichtert, daß er ihr die Geschichte abgenommen hatte, aber auch irgendwie frustriert, als gäbe es noch etwas Unerledigtes. Obwohl sie schreckliche Angst hatte, es ihm ins Gesicht zu sagen, hätte sie ihm doch gerne erklärt, weshalb sie ihn verließ, das wurde ihr jetzt klar. Er sollte wissen, daß er sie enttäuscht hatte; daß er einfach über sie bestimmte, ohne sich irgendwelche Gedanken über sie zu machen; daß sie ihm nicht mehr soviel bedeutete wie früher. Doch das würde sie ihm nie mehr sagen können, und das empfand sie auf seltsame Weise enttäuschend.
    Sie klappte seinen Koffer zu und verstaute Toilettensachen und Make-up in ihrem Kulturbeutel. Komisch, fünf Jahre Ehe mit dem

Weitere Kostenlose Bücher