Nacht über der Prärie
nicht hatte galoppieren können. Joe stand durch und zog das Lasso ein.
Er hatte das zweite seiner Pferde wieder. Er schwang sich auf, und da das Temperament des Tieres zwar lebhaft, aber doch sanft war, gelang es ihm leicht, es ohne Zaum zu reiten. Er mußte jetzt den Fuchs fangen, der Mary gehörte und den er im Stich gelassen hatte. Mary kam schon von unten herauf. Der Fuchs war nicht so wendig und unternehmungslustig wie die Pferde der Kings, auch war er nicht durch Fremde verschreckt und verjagt wie Kings Pferde, und die beiden Reiter trieben ihn rasch in die Enge. Joe ließ Mary den Spaß, ihr Lasso zu werfen und sich den Fuchs zu holen. Er dankte und grüßte mit der Hand und ritt nun auf der Stute zu seinem Haus, während Mary und der Bub mit den drei Pferden der Booths auf ihre eigene Ranch zurückkehrten. Joe brachte die Stute zu dem verletzten Dunkelbraunen in die Koppel und sah auch schon das Cabriolet vor dem Haus.
Queenie schloß ab und kam zu ihrem Mann.
»Mach etwas zu essen«, sagte er, »ich werde dann wohl die Nacht unterwegs sein.«
Queenie ging ins Haus. Stonehorn holte sich seine Taschenlampe und suchte in der Koppel und rings um die Koppel alle Spuren ab. Das nahm etwas mehr Zeit, als Queenie zum Kochen brauchte. Sie hatte nur Beeren, Mehl und Speck da und ein paar Rüben. Alles nicht gerade Stonehorns Lieblingsgerichte, aber das war jetzt nicht die Frage. Sie feuerte tüchtig im Ofen ein und kochte möglichst schnell.
Sobald Stonehorn alles an Fährten entdeckt hatte, was er jetzt in der Nacht und in der Eile finden konnte, aßen er und Queenie hastig. Stonehorn nahm dann eine seiner beiden Pistolen in den Halfter am Gürtel; jedermann mochte sehen, daß er bewaffnet war, wenn er einen Pferdedieb verfolgte. Er nahm auch sein Jagdgewehr mit und Reservemunition. Die zweite Pistole und das zweite Jagdgewehr blieben Queenie.
»Du hast die Schußwaffen, Tashina. Nimm keine Rücksicht mehr. Er ist’s gewesen. Kein anderer. Er war aber nicht allein. Es kann leicht sein, daß ich ein paar Tage oder auch länger wegbleibe. Ich suche den Schecken und die zweite Stute. Falls sich das hier mit dir allein nicht machen läßt, so bringe den Dunkelbraunen zu deinem Vater, und geh du ins Schulinternat. Auf alle Fälle erstattest du morgen Anzeige bei der Polizei.«
»Gegen wen?«
»Gegen Unbekannt.«
Sie umarmten sich. Er drückte sie mit einer Gewalt an sich, die sie erschreckte, denn sie spürte daraus, wie es in ihm aussah.
Sie begleitete ihn zur Koppel und gab ihm das Geld, das sie noch hatte, bis auf einen kleinen Rest, den sie nicht entbehren konnte.
Er schwang sich auf die Stute und ritt fort. Queenie schaute ihm nach, bis er in der Dunkelheit und zwischen Bäumen verschwand.
Dann ging sie in die Koppel und liebkoste den Dunkelbraunen, dessen Bißwunden wohl lange zur Heilung brauchen würden. Sie schob die Stangen wieder sorgfältig vor, rief die Hunde herbei, gab ihnen einen kleinen Rest der Mahlzeit, damit sie sich beim Hause niederließen, und schloß sich dann in der Hütte ein. Im Ofen war noch Feuer; sie öffnete die Ofentür um einen Spalt, so daß sie etwas Licht hatte, und überprüfte Pistole und Jagdgewehr. Sie stellte den Munitionskasten zu sich auf ihre Lagerstatt. Sie nahm auch die Feuerwaffen zu sich, ebenso das Messer. Dann legte sie sich auf das Lager, auf die Decken, auf denen sie sonst mit Joe gelegen hatte, und auf einmal überwältigte es sie. Da an der Wand noch Joes weißes Hemd und seine schwarzen Jeans hingen, stand sie auf, legte das Gesicht in diese Kleider und weinte.
Unterdessen handelte Stonehorn nach folgenden Erwägungen: Den Dieben, so sagte er zu sich selbst, war viel, doch nicht alles nach Plan geglückt. Der Schecke war weg, wahrscheinlich befand er sich in ihrer Hand. Es hatte einen nicht vorhergesehenen Kampf der Hengste gegeben; der Dunkelbraune war verletzt; sie hatten ihn stehenlassen. Eine Stute hatten sie wohl leicht mitnehmen können, wenn es ihnen darum zu tun war.
Die zweite, Queenies trächtiges Tier, war ihnen entlaufen, oder sie hatten sie auch absichtlich laufen lassen, um Stonehorns Aufmerksamkeit auf dieses Tier zu lenken. Ihr Vorsprung hatte sich vergrößert. Stonehorn war überzeugt, daß man den Schecken und die fehlende Stute nicht nur verjagt hatte – dazu hätte ein Mann genügt –, sondern daß man sie verschleppte und verkaufen wollte. Nach den Spuren zu urteilen, waren die Tiere eingefangen.
Es war die Frage, wo die Diebe
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