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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Vielleicht hätte ich gegen meinen Willen im Haus etwas getan, was dich in Gefahr gebracht hätte. Deshalb habe ich zugeschlossen. Es ist aber ganz gut vorübergegangen. Meine Beulen sind unter dem Haar. Heute werden sie übrigens schon wegen des Brunnens kommen. Eine Kommission! Sie wollen sich das Gelände ansehen.«
    Joe und Queenie rösteten die Fische und aßen sie zum Frühstück. Queenie fuhr mit dem Cabriolet zur Schule, da Stonehorn unter allen Umständen zu Hause sein wollte, wenn die Brunnenkommission käme. Unterwegs überholte Queenie den Schulbus. In der Schule wurde sie mitten in der Literaturstunde fahl und sank in sich zusammen. Yvonne brachte sie ins Krankenzimmer und blieb bei ihr sitzen. Queenie trank ein paar Schluck kaltes Brunnenwasser, weiter hatte sie keine Wünsche. Sie lag auf dem Rücken und legte die Hände auf den Leib, in dem sie die Zeichen des neuen Lebens schon spüren konnte. Sie lächelte und schien glücklich.
    Da sie nachmittags zur Heimfahrt den Wagen zur Verfügung hatte, kam sie früher als sonst zurück.
    Schon von der Talstraße aus sah sie viele Wagen vor dem Hause der Booths parken, und sie kannte einige davon: Eivies Ford, Isaacs Studebaker, die alte hohe Karosserie des Wagens, der Jimmy White Horse gehörte, den Dienstwagen des Superintendent und einen ihr unbekannten Ford. Als sie auf die Höhe des Ranchhauses der Booths gelangte, trat aus diesem Hause Stonehorn und winkte ihr, mit dem Sportcabriolet ebenfalls heranzufahren. Sie tat dies; Stonehorn dirigierte mit einigen Handzeichen, wie sie sich am geschicktesten mit ihrem Wagen anbauen könne, ohne in den Morast zu geraten.
    Er ging ihr entgegen, um sie in das Haus zu führen, und sagte dabei: »Die Brunnenkommission. Du kannst dir das gleich mit anhören. Sie reden schon über zwei Stunden, aber nun kommen sie wohl zum Schluß.«
    »Warum denn bei Booth?« fragte Queenie noch auf der Diele.
    »Bei uns kannst du soviel Volk nicht unterbringen, Queenie. Und du wirst ja hören.«
    Queenie trat mit Stonehorn in die Stube ein, die der Familie Booth als Eß- und Wohnraum diente und in der sich jene Szene zwischen Joe und Harold abgespielt hatte, von der Queenie nur den Kernpunkt kannte. Sie erfaßte jetzt mit einem raschen Rundblick, wer um den rechteckigen Tisch saß: Isaac, Mary, Hawley, Haverman, Jimmy White Horse, Dave De Corby, Eivie und zwei fremde Herren, die Geschäftsleute oder Ingenieure sein mochten. Mary rückte auf der Couch etwas zur Seite, und Queenie setzte sich neben sie. Stonehorn nahm seinen Platz zwischen Eivie und den beiden fremden Herren wieder ein. Eivie stellte Queenie und diese beiden fremden Herren vor: »Missis King – die Vertreter der Firma, der der Gesundheitsdienst die Einrichtung von Brunnen auf unserer Reservation übertragen hat. Mister Mills, Mister Regehr, Ingenieur.«
    »Behalten Sie gleich das Wort, Eivie«, forderte Hawley den Arzt auf. »Sie sind ja doch die letzte Instanz in dieser Sache.«
    »Meinethalben – wenn Sie sich also entscheiden, von der Verwaltung aus nichts zu tun. Ich fasse das Communique unserer diplomatischen Verhandlungen zusammen und bitte mich zu verbessern, wenn ich mich irre:
    Wir haben zunächst festgestellt: Erstens: daß der Booth-Brunnen – wenn ich einmal der Kürze halber so sagen darf – nicht tief genug, daher unzureichend und durch die immer wieder auftretende Verschmutzung auch hygienisch nicht einwandfrei ist. – Zweitens: daß ein Bohrbrunnen mit elektrischer Pumpe oberhalb des Kingschen Hauses den Idealfall für die King-Ranch und etwaige Nachbar-Ranches auf der gleichen Talseite darstellen würde, zusammen mit einer Wasserleitung bzw. einer Berieselungsanlage. Eine solche Anlage, bis zum Grundwasserspiegel gebohrt, würde bestes und unerschöpfliches Trinkwasser, Pferdetränke und Bewässerungsanlagen, dazu noch Elektrizität hergeben. Sie könnte die Produktivität des Bodens für Wiesen, auch für etwas Acker- und Gemüseanlagen um das Mehrfache heben. – Drittens: Die Kosten für eine solche elektrische Pumpanlage will das Dezernat Ökonomie weder selbst tragen, noch will es Kredit in solcher Höhe zur Verfügung stellen, weil es dem Dezernat unsicher erscheint, ob Pferde- bzw. Viehzucht rentabel und intensiv genug sind, um die erforderliche Summe herauszuwirtschaften bzw. zu verzinsen bzw. zurückzuzahlen. Mister King würde das Geld investieren, wenn er es hätte, aber er hat es zur Zeit nicht. Technisch bestehen keine Bedenken; die

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