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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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von ihrem Irrtum nicht abzubringen.«
    »Wieso Irrtum?«
    »Nun, du kennst den Burschen doch.«
    Stonehorn runzelte die Stirn. »Hast du das denen gesagt?«
    »Nein. Aber ich wollte ihre Spürnase auf den Geruch des toten Leslie Johnson lenken. Es gelang mir nicht. Sie glauben an einwandfreie, durch Rückfragen glänzend bestätigte Papiere wie an ihren Gott und halten sich selbst für die Vollkommenheit. Vielleicht ist auch irgendein höherer Dienstgrad bestochen und im Einverständnis.«
    »Könnte sein. Oder Geoff arbeitet für die Polizei so gut wie für die Gangs.«
    »Dann gibt es nur noch zwei Wege: den Schurken abzuschießen, was ich dir nicht raten würde, wenn es sich irgend vermeiden läßt, oder ihn zu einer neuen beweisbaren Untat kommen zu lassen.«
    »Untat gegen mich, meinst du? Schwierig. Er scheint ein Meister in seinem Handwerk zu sein und nicht ohne weiteres zu Dummheiten zu verführen. – Wem gehört der Cadi?«
    »Dem Lawyer Bergen.«
    »Auf einen so geringfügigen Hering kann es mein Freund nicht abgesehen haben. Er braucht ihn vermutlich nur, um unverdächtig in die Staaten zurückzugelangen. Welche Route plant Bergen?«
    »Über die Hills, wo er sich nachträglich die Labyrinth-Höhle ansehen will, über das National-Monument und die Bad Lands nach San Francisco.«
    »Unbedingt der nächste Weg. Jerome und Caroline?«
    »Im Wagen des Vaters.«
    »Hm.«
    »Stonehorn, ich liebe dich als meinen einzigen Sohn, aber ich weiß auch, daß du über diesen Schuft Herr werden mußt. Ich bringe dein Pferd, Queenie mit den Kindern und Untschida auf deine Ranch. Du läßt dich von Jerome und Caroline einladen, die Fahrt über die Hills und die Bad Lands mitzumachen.«
    »Phhht.«
    »Ja?«
    »Ja. – Aber das ist hoffentlich das letztemal, daß ich mich im Sumpf zwischen Gangs und Polizei tummle. Die Gangster, mit denen sie nie fertig werden, habe ich hassen gelernt. Die Polizei der weißen Männer werde ich niemals lieben lernen.«
    »Es geht auch um dich, Joe, und um ein paar Unschuldige.«
    »Ja, Okute, der Kerl soll sich selbst bloßstellen. Wenn ich dabei noch einmal mit dem Leben davonkomme, will ich aber endlich ganz meinem Stamm gehören. Dort sind die Menschen, die ich brauche und die mich brauchen. Ich habe gesprochen.«
    Joe teilte Queenie nur mit, daß er eine Einladung von Bergens erhalten habe, und es schien so, daß sie ihm diese Möglichkeit, noch mehr vom Lande kennenzulernen, von Herzen gönnte.
     
    Nachdem die Kolonne der beiden Wagen mit Viehtransportanhänger im großen Strom der Rodeo-Besucher die Stadt verlassen hatte, war Joe allein zurückgeblieben. Er hatte Jerome und Caroline noch nicht verständigt. Das ließ er sich bis zum letzten Augenblick.
    Nach dem großen Rodeo-Abschlußsonntag hatte in der Nacht ein Wettersturz stattgefunden. Die Temperaturen waren unversehens um etwa hundert Grad Fahrenheit auf unter Null abgesunken. Die hohen Berge, die die Kulisse zu der Präriestadt bildeten, hatten ihre Häupter mit Schnee bedeckt. Ein Wirbelsturm drohte. Die Hotels heizten mitten im Juli. Alles, was nicht in der Rodeo-Stadt seinen Wohnsitz hatte, flüchtete, ehe die Sturmwarnung die Straßen sperren würde, und so waren die Fahrbahnen noch einmal von Karawanen von Wagen überfüllt. Die Grey-Hound-Busse legten Sonderfahrten ein, und die Telefone der Fluggesellschaften und des Airport schrillten in einem fort. Die Düsenflugzeuge stiegen vollbesetzt in die weiß-blaue Höhe.
    Joe schlenderte in der Umgebung des Georgia-Hotels umher. Er sah den Cadillac aus dem großen mehrstöckigen Garagenhaus neben dem Hotel herausfahren und vor der Hoteltür parken. Lederkoffer in erstaunlicher Menge wurden von den Hotelbediensteten herbeigeschleppt und verschwanden unter der Kontrolle des Fahrers im Kofferraum. Die Klappe schloß sich. Im Wagen selbst wurden noch einige Kleider und Mäntel auf Kleiderbügel in Kunststoffhüllen aufgehängt. Decken lagen bereit. Die Klimaanlage arbeitete. Vater Bergen und seine beiden herangewachsenen Kinder kamen aus dem Hotel. Dr. Bergen setzte sich neben den Fahrer, Jerome und Caroline richteten sich auf den Rücksitzen ein.
    Joe löste sich aus seiner Deckung, trat von hinten an den Wagen heran und ließ sich durch das Fenster sehen.
    Caroline erkannte ihn zuerst und sagte sofort: »Oh, wie nett!«
    »Nehmen Sie mich ein Stück mit… ohne Gepäck?«
    »Immer herein! Aber das ist sehr nett! Wirklich!«
    Vater Bergen sah sich um und zog eine wohlwollende

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