Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
seine nachlässig-hochfahrende Haltung angenommen. Er ging natürlich nicht zu seinen Freunden. Er schlenderte noch einmal zum Haupteingang zurück und warf einen Blick auf die Straße. Da, wo für andere Parkverbot bestand, fanden sich ein Rettungswagen, ein Jeep und ein Mannschaftswagen ein, dazu ein kleiner Wagen mit zwei Polizeioffizieren. Viel interessanter war es für Joe, daß eben zwei Mann auf den Parkplatz gingen, die dem Parkwächter kurz einen Ausweis vorgezeigt hatten. Sie würden, ebenso wie vorher Joe, Mikes Buick und Jennys Pontiac bewundern können, daneben die relative Bescheidenheit der Wagen von Regierungsangestellten in den Präriebezirken achtungsvoll registrieren.
    Auf der Hauptstraße, vom Innern der Stadt her, kam eine Wagenkolonne in langsamer Fahrt heran. Ihr folgte ein Kometenschweif Jugendlicher, deren unaufhörliches, klirrendes grelles Geschrei die Straße überschwemmte.
    Die Band nahte sich in einem Chrysler Imperial, gefolgt von zwei Combis für Musikinstrumente und Lautsprecher; den Beschluß machte ein Mercedes, in dem sich vermutlich der Manager den kommenden Anstrengungen näherte.
    Stonehorn ging in den Saal zurück. Er rechnete damit, daß Queenie ihn jetzt brauchen würde.
    Das schrille Geschrei umzingelte schon die Festbaracke. Die begeisterten Jugendlichen ohne Eintrittskarten übersprangen offenbar die Zäune, die das Freigelände abgrenzten, drangen auch auf den Parkplatz ein, und es brandete die erste Welle des zu erwartenden Wahns heran, als die Kassierer und Türhüter niemanden mehr einlassen wollten. Am Tisch von Kate Carson und Haverman waren viele Plätze frei geworden. Die Garde des Etablissements begann mit ihrer Arbeit. Die Leute waren für ihre Aufgabe ausgesucht worden und hatten Erfahrung.
    Es erwies sich als unnötig, schon im ersten Gang die Polizei zu beanspruchen. Die Diskanttöne auf Straße und Vorgelände informierten die Zuhörer, daß geschickte Griffe und Kniffe in gut organisiertem Zusammenwirken sich vorläufig noch gegen die Fans durchzusetzen vermochten.
    Nach den Geräuschen zu urteilen, rollte die Wagenkolonne der Band auf den Parkplatz. Stonehorn beobachtete die kleine Tür hinter dem Podium, die zum Parkplatz führte. Dort mußten die Beats hereinkommen. Der Rest der bezahlten Schlägergarde hatte sich an diesem Platz postiert. Sicher stand auch der Parkplatz unter speziellem Schutz. Die Manöver der Schläger waren wohlüberlegt. Wenn sie nicht viel von Welt und Mensch verstanden, so doch einiges von ihrem Spezialhandwerk. Die Molch-Beats landeten unbeschädigt auf dem Podium. Draußen aber bestätigte das Rachegeheul der ausgeschlossenen Fans, daß die Partie noch nicht zu Ende gespielt war.
    In rapidem Tempo wurden die Instrumente aufgebaut und angeschlossen. Der Lautsprecher funktionierte bereits, auch die Übertragung auf das Freigelände ringsum mit seinen Tanzflächen.
    Es gab keinerlei Tempoverlust, der einen zweiten Sturm hätte herausfordern können. Der junge Mensch mit dem dichten Schopf, der einem tangbehangenen Seeungeheuer glich, war am Mikrophon, und es zeigte sich, daß er nicht nur die, die ihn sahen, sondern auch die, die ihn nicht sehen konnten, bereits unter Suggestion nahm. Es trat Stille ein, damit er sprechen konnte.
    Es war nur ein Wort, das er mit einer gewollt näselnden Stimme sprach: »Eröffnung…«, und schon knallte der Ton des Schlagzeugs in die Ohren, und eine kurze Melodie setzte ein.
    Draußen johlten wieder die Fans, die die Band durch die Straßen begleitet hatten und mit ihnen auf den Parkplatz eingedrungen waren, und jedermann wußte, daß ihr Stoßtrupp nicht mehr lange von dem Sturm auf die Barackentür abzuhalten war. Das Seeungeheuer stand wieder am Mikrophon. »Eine Melodie für das Rodeo… eine Melodie für den Rodeo-King… eine Melodie für Joe King! Joe King!«
    Das Geschrei krachte und knatterte im Saal. Niemand wußte, wer dem Band-Leader der Molche das Geld für die Einleitung einer solchen Ovation gegeben hatte. Das Schlagzeug setzte wieder ein. Es blieb Joe King nichts anderes übrig, als sich von Queenie zu trennen; er wurde auf Schultern gehoben und in die Saalmitte geschleppt. Die Fans hatten unterdessen, schnell spurtend, die Stellung gewechselt; sie brachen im Knäuel linker Hand aus dem Garten in den Saal herein.
    »Newt Beats… Newt Beats… Joe King… Joe King…«
    Cowboyhüte und Jacken flogen hoch. Der Rodeo-König wurde in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Pfiffe

Weitere Kostenlose Bücher