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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Pontiac stand nächst der hinteren Ausfahrt, daneben befand sich ein Buick.
    Als Joe und seine junge Frau den Parkplatz verlassen hatten und vor dem Haupteingang anlangten, durch den der Einlaß erfolgte, gab Stonehorn Queenie den Zündschlüssel des Wagens und sagte: »Ich warte hier auf dich. Fahre den Wagen bitte hinaus und dort gegenüber in die kleine dunkle Straße, wo Russell mit seinem Wagen wartet. Er wird unsere beiden Wagen bewachen. Auf dem Parkplatz fühle ich mich nicht wohl, da gibt es zu viel Behinderungen, wenn man schnell sein will.«
    Daß Stonehorn und Queenie sich trennten, konnte nicht weiter auffallen, denn Stonehorn wurde jetzt von anderer Seite angesprochen. »Unseren Glückwunsch, Mister King, unseren herzlichsten Glückwunsch! Das ist wirklich großartig gewesen. Hawley war auch sehr beeindruckt.«
    Joe sah sich Kate Carson und Haverman gegenüber. Er verstand sich zu der Andeutung einer dankenden Kopfbewegung.
    »Und jetzt gehen Sie natürlich tanzen mit Ihrer jungen Frau? Wo… na, sie war doch eben noch hier?«
    »Sie ist noch einmal zum Wagen zurückgegangen.«
    »Haverman und ich wollen uns das Treiben hier ein wenig ansehen, in den Anfängen wenigstens. Später könnte es zu turbulent werden. Oder wie denken Sie? Sie kennen doch…«
    Kate Carson verschluckte, was sie hatte sagen wollen, und das war auch besser. Joe rechnete ihr das Bemühen, nicht in unsichtbar umherstehende Fettnäpfchen zu treten, als einen Pluspunkt an.
    »Sie glauben doch auch, daß zunächst alles noch in seinen Grenzen bleibt?« formulierte sie unverfänglich.
    »Bin nicht zuständig, Missis Carson. Am besten fragen Sie unter der Hand einen Polizisten, ob Ausschreitungen erwartet werden oder nicht.«
    »Wer viel fragt, erhält viele Antworten. Kommen Sie, Haverman, werden Sie nicht wieder bedenklich. Sie müssen unter die Leute, Sie werden sonst noch ein Bürokrat. – Ja?« Kate Carson hatte es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, ihren Kollegen zu betreuen, solange dessen Frau ihres Rheumaleidens wegen auf Kur war und er sich als herzleidender Strohwitwer allein durch sein Beamtendasein schleichen mußte.
    Mit ihrem letzten, halb fragenden Ausruf wandte sich Kate Carson wieder King zu. Sie hatte den Eindruck, daß er noch etwas sagen wollte. Joe nahm die Gelegenheit wahr. »Entschuldigen Sie… aber vielleicht hat Mister Haverman mit seiner Vorsicht recht. Ich habe meine junge Frau dabei. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich unauffällig bei einem der Polizisten erkundigen könnten, ob wir unseren Tag trotz der Newt Beats in Ruhe und mit Vergnügen werden beschließen können oder ob die Polizei etwas wittert. Die Polizei hat hin und wieder auch einmal eine gute Nase, und Sie können sich als Angestellte des Bundes ausweisen.«
    Kate Carson lachte ungezwungen. »Joe, Sie sind nach wie vor ein ausgesprochenes Biest. Erlauben Sie mir, das zu sagen, ich könnte in etwa Ihre Mutter sein.«
    Joe King war keineswegs gekränkt. Er lächelte undefinierbar.
    Kate Carson aber machte sich tatsächlich auf den Weg, um sich Auskunft bei der Polizei zu holen. Als sie zurückkam, berichtete sie: »Die sind selbst unsicher. Wir halten uns also ganz in der Nähe des Hauptausgangs, Haverman, dann sind wir sofort draußen, wenn die Begeisterung der Jugend ihre modernen Formen annimmt oder wenn die Alkoholwellen in Menschengestalt heranbranden.« Sie zog den Widerstrebenden mit sich.
    Unterdessen hatte Queenie den Wagen zum Erstaunen des Parkwächters wieder hinausgefahren. Er machte ein bedauerndes Gesicht, als er die junge Frau verschwinden sah; er glaubte wohl, daß sie sich mit ihrem Ehemann entzweit habe und auf das Fest verzichte.
    Queenie fuhr über die Hauptstraße hinweg in die dunkle Seitenstraße unmittelbar gegenüber und fand dort Russells Wagen, der in Fahrtrichtung stand. Sie stellte den ihren davor ab. Russell kam herbei, öffnete und schloß galant den Wagenschlag, und da Queenie soviel Höflichkeit für einen Vorwand hielt, fragte sie gleich: »Was ist los?«
    »Noch nichts, Queenie. Ich will Ihnen aber sagen, damit Sie Bescheid wissen: Ich liege unter Ihrem Wagen. Es könnte ja immerhin etwas zu reparieren sein. Aber wenn sie mal schnell losfahren, denken Sie auf alle Fälle dran.«
    »Vielleicht lassen wir Sie dann unbeschädigt zurück.«
    »Kann passieren. Früher, wissen Sie, hat sich ein richtiger Westmann unter das Pferd gehängt, wenn er nicht getroffen werden wollte. Na, das kam mir in den Sinn.

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