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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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ist Joan Howell, die am besten geritten hat. Nächstes Jahr will ich mit meiner Stute dabeisein.«
    »Noch nicht, Queenie. Du gehst auf die Kunstschule, und du trägst unser Kind. Du kannst nicht trainieren.«
    Queenie-Tashina seufzte ein wenig.
    Stonehorn rauchte noch eine Zigarette, dann fiel er ohne Übergang in einen tiefen Schlaf.
     

Newt Beats
     
    Der lange Sommerabend ging endlich zur Nacht über. Mond und Sternenlicht wurden in der Hauptstraße streckenweise von Laternen, Leuchtreklamen und überhellen Schaufenstern verdrängt. In ihren neu erbauten Teilen wurde sie eine rote, grüne, gelbe, weiße Straße, eine flimmernde Straße, eine Straße, in der die Häuser wie Schatten hinter dem grell-inhaltlosen Neon verschwammen. Die Fahrbahnen waren von Autos verstopft, die Parkverbote waren alle in Kraft. Die Verkehrsampeln arbeiteten. Gehorsam hielten die Fahrer vor den weißen Streifen, wenn sich Fußgänger einfanden, um die Straße zu kreuzen. Ein Fußgänger, der an nicht bezeichneter Stelle passierte, hatte zehn Dollar Strafe zu zahlen, daher waren die Fahrer vor solchen Überraschungen im allgemeinen sicher. Die Polizei verhielt sich unauffällig.
    Stonehorn und Tashina waren mit ihrem Wagen in die Hauptstraße gelangt. Die Häuser, die die Straße säumten, hatten zumeist nicht mehr als zwei Stockwerke, die Mehrzahl war einstöckig. Die Stadt hatte Raum, sich auszubreiten. Die Häuser bestanden aus Holz; es gab nur wenige Steinbauten: Hotels, Behörden, Postamt, Museum und Schule.
    Dem Wagen der Kings folgte ein zweiter, der die Geschwindigkeit hielt und jede Wendung mitmachte. Darin saß Russell, der mit Joe das Team beim Kälberfangen gebildet hatte.
    Auf den Bürgersteigen flanierten Gäste, die von auswärts zu dem Rodeo gekommen waren, Farmer, Rancher, Cowboys, Bürger noch kleinerer Städte, die New City am Abend genießen wollten. Wer immer es vermochte, war als Cowboy gekleidet oder trug wenigstens ein Stück Cowboykleidung, zumeist den für das gegebene Klima überhaupt sehr praktischen breitkrempigen Hut.
    Das Beat- und Tanzvergnügen war in einer großen neuen Vergnügungsstätte angesagt, die mit dieser Veranstaltung eröffnen wollte. Sie lag an der Haupt- und Ausfallstraße. Es war eine riesige rechteckige Baracke mit einem noch geräumigeren Parkplatz an der Seite. Der Haupteingang öffnete sich unmittelbar zur Straße. An der dem Parkplatz gegenüberliegenden Längsseite sowie an der hinteren Schmalseite befand sich offenes Gelände mit Lautsprecheranlage und zwei zusätzlichen Tanzflächen. Dieses Gelände konnte auch von der Straße her unmittelbar betreten werden, der Eingang schloß sich an die große Baracke an. Die Zufahrten zum Parkplatz lagen an der Vorder- und Rückseite, somit an der Hauptstraße und der Parallelstraße hinter dem ganzen Gelände. Vor dem Gelände waren in der Hauptstraße die Parkverbotsschilder an beiden Straßenseiten aufgestellt. Dem Haupteingang unmittelbar gegenüber mündete eine Nebenstraße, eine Straße mit Werkstätten, die jetzt im Dunkel lag. An dieser Nebenstraße endete die neue zusammenhängende Häuserreihe der Hauptstraße, und es begann eine alte Siedlung von Einfamilienhäusern, einstöckigen Holzhäusern, die zum Teil abbruchreif oder infolge ihres baufälligen Zustandes schwer vermietbar waren, zum Teil aber schon den neuen Aufschwung von New City verkündeten und im Laternenschein ihre lustigen Farben zeigten. In den neuen Einfamilienhäusern war durchweg, in den alten zum Teil noch Licht, andere lagen im Dunkel. Überall trennten Vorgärten diese Häuser vom Fahrdamm. Einen Bürgersteig gab es hier, vor der Ausfallpassage, nur noch als Andeutung. Vor dem Vergnügungsgelände herrschte schon großer Andrang von Wagen und Menschen, obgleich mit Rücksicht auf das Rodeo der Beginn der Veranstaltung erst auf zehn Uhr nachts angesetzt war. Stonehorn fuhr in den Parkplatz ein, zahlte die Gebühr und wies gleichzeitig die Eintrittskarten für sich und Queenie vor, die er sich als Rodeo-Teilnehmer und -Sieger durch die Rodeo-Manager im voraus verschafft hatte. Es parkten schon ziemlich viele Wagen, und der Einweiser beobachtete, ob Stonehorn den nächstzweckmäßigen Platz wählte. Das war der Fall. Stonehorn und Queenie stiegen aus, und Stonehorn führte sie noch kreuz und quer zwischen den Wagen durch, bis er alles zu wissen schien, was hier zu erspähen war. Einen Pontiac hatte er etwas eingehender gemustert als die übrigen Wagen. Dieser

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