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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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schrie er entgeistert.
    »Ich stehe auf. Siehst Du, das kann ich jetzt schon allein machen!«
    »Hast du denn gar nichts begriffen von dem, was der Arzt gestern gesagt hat? Warte auf mich«, befahl er. »Wenn du zu stehen versuchst und dabei hinfällst, kannst du dir die Knochen brechen. Willst du nach allem, was passiert ist, auch noch sechs Wochen lang in einem Gipsverband herumliegen?«
    Erschrocken hielt ich inne. »Ist gut, Tony. Ich warte«, sagte ich eingeschüchtert.
    Er legte das Kleid ans Fußende des Bettes und schob dann den Rollstuhl zu mir. Ich rutschte weiter zur Bettkante, bis meine Füße den Boden berührten, aber als ich gerade wirklich das Gewicht auf meine Beine verlagern wollte, hob er mich hoch und setzte mich in den Stuhl.
    »Ich glaube, ich hätte es allein geschafft, Tony.«
    »Ich kann kein Risiko eingehen, was dich betrifft, Annie.
    Der Arzt würde mir die Schuld geben, wenn dich irgend etwas zurückwerfen würde.«
    »Ich dachte, ich sollte dafür sorgen, daß meine Muskeln wieder kräftiger werden?«
    »Alles zu seiner Zeit«, sagte Tony belehrend. »Du darfst die Dinge jetzt nicht überstürzen. Und jetzt, was dieses Kleid angeht – «
    »Ich werde mir selbst etwas aussuchen, wenn ich mich gewaschen habe.«
    »Ich helfe Dir«, sagte er, ergriff den Rollstuhl und schob ihn ins Badezimmer, ehe ich ihn selbst in Bewegung setzen konnte.
    »Aber Tony – «
    »Vergiß nicht, was der Arzt über die ›Aber‹ gesagt hat«, erwiderte er. Er drehte den Rollstuhl zur Wanne, so daß ich mich direkt davor befand, und drehte den Hahn auf.
    »Tony, ich kann es nicht zulassen, daß du das alles tust«, protestierte ich.
    »Unsinn. Ich habe so ein schlechtes Gewissen wegen der Geschichte mit Mrs. Broadfield. Ich habe sie schließlich eingestellt. Und nun das! Da ist es doch das Mindeste, daß ich dir selbst die Hilfe zukommen lasse, die du brauchst. Stell dir einfach vor, ich wäre eine männliche Krankenschwester«, fügte er scherzhaft hinzu. »Wie wäre es mit einem Schaumbad?« Er schüttete ein wenig von einem rosa Pulver ins Wasser; dann eilte er hinaus und kam mit einem Waschlappen und Handtüchern wieder.
    »Tony«, sagte ich so freundlich ich konnte, »ich bin eine erwachsene Frau. Ich brauche meine Intimsphäre.«
    »Über diese Dinge solltest du dir keine Gedanken machen«, antwortete er. »Und überhaupt, ich befolge nur die Anweisungen des Arztes.«
    Darauf fiel mir keine Antwort ein. Er drehte den Hahn der Badewanne wieder zu und lächelte auf mich herab.
    »Zeit für das Bad«, sagte er. Ich blickte auf das Wasser und dann auf ihn. Sein graues Haar war ordentlich zurückgekämmt, und seine Augen blickten freundlich, ja liebevoll. »Wenn du erst da drin bist, kannst du dich selber waschen«, bot er mir an.
    »Ich will nur sichergehen, daß du nicht ausrutschst und gegen die Wanne oder den Boden schlägst.«
    Widerwillig zog ich mir mein Nachthemd über den Kopf. Er nahm es mir ab und griff mir unter die Arme, wobei seine Finger die Seiten meiner nackten Brüste berührten. Ich hielt den Atem an. Niemand außer meinen Eltern, meinen Ärzten und meinen Krankenschwestern hatte mich je nackt gesehen, geschweige denn berührt. Tony jedoch schien gar nicht zu bemerken, was er getan hatte. Er schob seinen Arm unter meine Beine, hob mich auf und ließ mich langsam ins Wasser gleiten, bis der Schaum meine Nacktheit verbarg. Ich fühlte mich entsetzlich hilflos, mehr wie ein Kind als wie eine Kranke.
    »So«, sagte er. »Siehst Du, wie einfach das geht? Hier«, fügte er dann hinzu und reichte mir den Waschlappen. »Ich gehe jetzt hinaus und mache dein Bett, während du badest.«
    Etwa zehn Minuten später kam er wieder zurück.
    »Wie geht es dir?«
    »Gut.«
    »Soll ich dir den Rücken waschen? Da bin ich Experte. Ich habe es schon bei deiner Großmutter gemacht und bei deiner Mutter.«
    »Wirklich?« Ich konnte mir nicht vorstellen, daß meine Mutter ihm das gestattet hatte.
    »Ja, ein richtiger Experte«, wiederholte er, nahm mir den Waschlappen aus der Hand und stellte sich ans Ende der Wanne. Ich beugte mich nach vorne, als er mit dem Waschlappen meinen Hals berührte. »Du hast denselben glatten, anmutigen Hals, Annie«, sagte er und führte den Lappen hinunter zu meinen Schultern. »Und dieselben zierlichen, weiblichen Schultern, Schultern, die den stärksten Mann schwach machen können.«
    Ich fühlte, wie er mit dem Waschlappen über meine Schultern, über mein Schlüsselbein und dann

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