Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
Ahnung, warum ich nicht zuhören durfte. Wahrscheinlich wollte er nicht, daß ich mich zu sehr aufregte. Als sie zurückkamen, sahen beide wesentlich fröhlicher aus.
    »Annie«, sagte der Arzt. »Sie sind ganz eindeutig dabei, sich wieder vollkommen zu erholen. Trotzdem ist es gerade jetzt sehr wichtig, daß Sie die Dinge nicht überstürzen und dadurch einen Rückschlag erleiden.«
    »Oh, das werde ich nicht tun.«
    »Vor allem müssen Sie meine Anweisungen haargenau befolgen. Verstehen Sie das?« Ich nickte. »Der Grund, weshalb Sie einen Zusammenbruch erlitten haben, nachdem Sie aufgestanden sind, ist, daß Sie körperlich noch immer sehr geschwächt sind. Wir wollen jetzt erst einmal Ihre Kraft für den vor Ihnen liegenden Kampf aufbauen, jetzt wo Ihre Beine wieder anfangen zu funktionieren. Ich werde Ihre Therapie Ihrem Zustand anpassen und habe Mr. Tatterton bereits einige diesbezügliche Instruktionen gegeben. Auf jeden Fall komme ich übermorgen wieder, um Sie nochmals zu untersuchen.«
    »Kann ich morgen früh nicht anfangen, die Gehhilfe auszuprobieren? Ich möchte gleich nach dem Aufstehen versuchen, ein wenig zu stehen und zu gehen.«
    Dr. Malisoff wechselte einen Blick mit Tony; dann sah er mich an, wobei er sein Kinn nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger massierte.
    »Annie, ich habe Mr. Tatterton die Stufen Ihrer Genesung sehr genau beschrieben. Tun Sie nichts, ohne ihn vorher um Erlaubnis zu fragen, ja?«
    »Ja, aber – «
    »Kein Aber. Solche Aber führen zu Komplikationen«, fügte er lächelnd hinzu. »Kann ich mich auf Sie verlassen?« Ich wandte meinen Blick ab, unfähig, meine Enttäuschung zu verbergen. »Na, na, Sie sollten glücklich sein, denn Sie sind auf dem besten Weg.« Er tätschelte meine Hand und wandte sich zur Tür. Tony verabschiedete sich von ihm, begleitete ihn jedoch nicht nach unten, sondern blieb bei mir. Mit traurigen blauen Augen blickte er auf mich herunter.
    »Als du zusammengebrochen bist, war ich mir sicher, daß wir dich wieder ins Krankenhaus bringen müßten. Jetzt haben wir so gute Nachrichten, und doch siehst du nicht glücklich aus.«
    »Ich will endlich ins normale Leben zurückkehren, Tony.«
    »Natürlich.« Er stand einen Moment lang nachdenklich da; doch plötzlich begann er zu strahlen, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. »Aber ich habe noch eine Überraschung für dich! Und jetzt, da deine Genesung voranschreitet, bin ich darüber noch glücklicher!«
    »Was ist es?« Er sah tatsächlich freudig erregt aus – seine Augen wirkten wieder jung und hatten einen weichen blauen Glanz.
    »Als wir damals den Aufzug installierten, beschloß ich eine Rampe an der Haupttreppe bauen zu lassen, und das ist heute nachmittag geschehen. Du kannst jetzt selbst im Rollstuhl zur Treppe fahren und dich hinuntergleiten lassen. Dann kannst du die Rampe hinabrollen und alle Wege und Pfade des Parkes entlangfahren. Natürlich werde ich dich die ersten Male begleiten, aber im Lauf der Zeit – «
    »Es wird nicht mehr lange dauern, und ich werde auf meinen Beinen hinausgehen, Tony.« Einen Augenblick später bereute ich, daß ich diese Worte so schnell und schroff hervorgestoßen hatte. Er wirkte auf einmal niedergeschlagen wie ein kleiner Junge, der gerade gescholten wurde, aber ich konnte es auch nicht ändern. Mein Fortschritt hatte mich mit so viel Hoffnung erfüllt, und nun erzählten mir Tony und der Arzt, daß ich noch viel länger Geduld haben müßte, als ich geglaubt hatte!
    »Natürlich. Ich wollte dich nicht – «
    »Aber ich bin dir doch so dankbar für alles, was du getan hast, Tony. Ich kann es gar nicht mehr erwarten, hinaus und in den Park von Farthy zu gehen. Hab Dank für alles, Tony. Ich bin sicher, daß ich ohne dich nicht so schnell gesund werden könnte.«
    Seine Miene hellte sich wieder auf.
    »Ich freue mich, daß du so denkst, Annie. Oh«, meinte er dann und blickte zu der Staffelei hinüber, »wie ich sehe, bist du mit deinem Bild vorangekommen. Wie wunderbar.« Ich beobachtete sein Gesicht, als er sich freudig erregt meinem Werk zuwandte. Doch wenige Augenblicke später verschwand sein Lächeln und damit alles, was ihn hatte strahlend und jung erscheinen lassen. Dann wandte er sich um und starrte aus dem Fenster, als könnten seine Augen die Finsternis durchdringen, die die Nacht über den Park von Farthy gebreitet hatte…
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
    »Bisher ist es ja nur ein Entwurf.«
    »Ja.« Als er mich wieder anblickte, lag

Weitere Kostenlose Bücher