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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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herein wie jemand, der rasch noch seinen Zug erwischen will, und küßte mich auf die Wange. Seit er für Tony arbeitete, hatte er sich dieses hektische Tempo zugelegt. Es schien, als würde sein ganzes Leben nach einem strengen Stundenplan verlaufen.
    Ich spürte, daß er auch genau geplant hatte, wie lange er bei mir bleiben würde. Wenn die Uhr, die Tony ihm kürzlich geschenkt hatte, eine bestimmte Zeit anzeigt, würde er aufstehen und sich verabschieden. Ich konnte nur hoffen, daß Luke sich nicht auch in dieser Weise verändert hatte!
    Offensichtlich hatte niemand Drake von meinen Fortschritten erzählt.
    »Du weißt also noch gar nicht, was in der Zwischenzeit alles geschehen ist? Mrs. Broadfield hat mich praktisch vergiftet, um ihren Willen zu bekommen, Tony hat sie entlassen, und mir geht es um einiges besser!« rief ich erstaunt aus.
    »Nun, ich habe Tony noch nicht gesehen. Ich bin gleich zu dir hochgeflitzt. Aber erzähl du es mir. Was war mit der Krankenschwester?«
    Ich erzählte ihm von Mrs. Broadfields Entlassung. Drake saß da und schüttelte den Kopf.
    »Ich war nie besonders begeistert von ihr, aber sie wurde uns nachdrücklich empfohlen. Da sieht man mal wieder, wie schwierig es ist, hier wirklich kompetente Leute zu bekommen.
    Im Geschäft geht es mir genauso. Ich stelle nämlich auch immer wieder Leute ein, mußt du wissen.« Er unterbrach sich und starrte mich einen Moment lang an. Dann lächelte er. »Du siehst tatsächlich verändert aus, viel lebendiger und kräftiger.
    Du sagtest vorher ja auch, daß du Fortschritte gemacht hast, nicht wahr?«
    »Ja, ich bin aufgestanden… ohne Hilfe!« rief ich aus.
    »Wann?« Er sah mich skeptisch an.
    »Gestern abend. Aber der Arzt und Tony sagen mir immer nur, ich solle mich nicht überanstrengen. Ö Drake, ich habe keine Lust, mich weiter zu schonen! Ich freue mich so darauf, nach Winnerrow zurückzukehren!«
    Er nickte nachdenklich, wobei er mich mit schmalen Augen musterte, so wie Tony es oft tat.
    »Ich bin mir sicher, Annie, was auch immer sie dir sagen, sie wollen nur dein Bestes.«
    »Aber das ist doch widersinnig«, beharrte ich. »Ich weiß, daß ich stehen kann. Und ich sollte mit diesem Gehapparat üben«, fügte ich hinzu und deutete auf das Gerät in der Ecke.
    Er zuckte die Achseln.
    »Wahrscheinlich soll man ihn erst in einer bestimmten Phase der Erholung einsetzen… weil er sonst vielleicht mehr schadet als er nutzt. Ich weiß es nicht, Annie. Ich studiere nicht Medizin.«
    »Luke schon«, sagte ich. Drake zuckte zusammen, als hätte ich ihn geschlagen. »Ich wünschte, er wäre hier. Ich verstehe einfach nicht, warum er nicht kommt«, fuhr ich nachdenklich fort und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ich habe ihm mehrere Nachrichten hinterlassen«, meinte Drake zögernd.
    »Bestimmt hat er sie nicht bekommen.«
    »Keine einzige?«
    »Es sieht ihm einfach nicht ähnlich, daß er so lange nichts von sich hören läßt«, sagte ich.
    »Die Menschen verändern sich, wenn sie aufs College überwechseln. Ich glaube, ich habe dir das schon erklärt.«
    »Luke nicht«, beharrte ich. »Drake, liegt dir etwas an mir?
    Liegt dir wirklich etwas an mir?«
    »Natürlich. Wie kannst du so etwas fragen?«
    »Dann möchte ich, daß du mich zur Treppe schiebst. Ich werde mit dem Aufzug hinunterfahren, und du wirst mich zum nächsten Telefon schieben. Ich möchte Luke jetzt selbst anrufen. Tony hat mir versprochen, daß er ein Telefon in mein Zimmer legen lassen würde, aber er hat es immer noch nicht getan. Und allmählich zweifle ich daran, daß er wirklich versucht hat, Luke zu erreichen.«
    »Warum? Wenn er doch gesagt hat, daß er es versuchen wird… und wenn er versprochen hat, dir ein Telefon ins Zimmer legen zu lassen – «
    »Nein, nein, er vergißt oft, was er gesagt oder versprochen hat. Glaube mir, ich kenne ihn besser als Du, Drake. Ich glaube, Tony ist ein wenig senil, und es wird jeden Tag schlimmer.«
    »Was? Also, ich arbeite ständig mit ihm zusammen und – «
    »Glaub mir, manchmal bringt er alles durcheinander… wenn er über meine Mutter, meine Großmutter und meine Urgroßmutter spricht. Er scheint dann zu glauben, daß sie noch leben… Mittlerweile tut es mir leid, daß ich ihm zuliebe dem Friseur erlaubt habe, mein Haar zu färben. Das hat ihn noch mehr verwirrt.« Jetzt, da ich es Drake erzählte, erschien mir alles noch viel besorgniserregender.
    Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Annie, du bist es, die ein

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