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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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überanstrengt hätte. Aber er kam nicht. Alles blieb still.
    Ich knipste meine Nachttischlampe an und beschloß aufzustehen, um herauszufinden, warum niemand antwortete.
    Doch als ich das Licht angemacht hatte und sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, entdeckte ich etwas Entsetzliches: Mein Rollstuhl war verschwunden und mein Geh-Apparat ebenso! Ich war in meinem Bett gefangen.
    »Das kannst du nicht machen, Tony«, schrie ich. »Du wirst mich nicht länger wie eine Gefangene behandeln. Ich werde weggehen. Hörst du mich? Ich werde morgen weggehen!«
    Keine Antwort. Ich sank zurück in die Kissen. Abermals fühlte ich mich völlig erschöpft und kraftlos. Ich mußte wieder eingenickt sein, denn plötzlich hörte ich eine Bewegung neben meinem Bett. Ich riß die Augen auf, mein Herz hämmerte wild. Ich versuchte schnell, mir den Schlaf aus den Augen zu reiben. Nachdem ich wieder eingeschlafen war, mußte Tony in mein Zimmer zurückgekehrt sein und das Licht ausgemacht haben. Auch das Licht aus dem Wohnzimmer schien weniger hell als zuvor. Ich konnte kaum die Silhouette am Ende des Bettes ausmachen, aber ich erkannte Tonys schattenhafte Gestalt.
    »Tony? Was machst du hier? Warum läufst du im Dunkeln herum, und warum hast du mir meinen Rollstuhl und meinen Geh-Apparat weggenommen?« fragte ich. Er antwortete nicht.
    Er stand einfach da und starrte mich durch die Dunkelheit an.
    »Tony!« schrie ich ihn an, und meine Stimme klang ganz schrill. »Warum antwortest du nicht? Warum stehst du da und starrst mich so an? Du machst mir Angst!« Stille. Dann antwortete er endlich.
    »Hab keine Angst, Leigh«, raunte er.
    »Was?«
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich will dir nicht wehtun.«
    Er sprach, als würde er auf ein kleines Mädchen einreden, das durch sein plötzliches Erscheinen erschrocken war.
    »Tony, was sagst du da?«
    »Ich sage, ich liebe dich, ich will dich. Ich brauche dich wirklich, Leigh.« Aus seinem Mund kam nur mehr ein heiseres, kehliges Flüstern.
    »Leigh? Ich bin nicht Leigh. Ich bin Annie. Tony, irgendetwas stimmt nicht mit dir. Bitte… hol Rye. Ich will mit Rye reden. Ich habe Hunger.« Ich war nervös und verängstigt.
    »Ich habe das Abendessen verschlafen, und ich habe Hunger.
    Ich bin sicher, Rye wird gerne aufstehen und mir etwas machen.« Ich redete immer weiter, in der Hoffnung, ihn aus seinem Traum zu reißen. Er hatte wie ein Schlafwandler gesprochen und blickte so eigenartig starr vor sich hin. »Geh und weck ihn bitte auf. Bitte!«
    »Sie schläft. Sie wird nichts erfahren«, sagte er und trat an mein Bett.
    »Sie? Wer schläft?« Mein Herz klopfte immer heftiger. Es war, als würden meine Lungen im nächsten Augenblick versagen. Ich bekam nur mehr mit Mühe Luft. Mein Gesicht glühte, mein Hals ebenfalls, und mein Mund war wie ausgetrocknet. Ich brachte es nicht einmal mehr fertig, zu schlucken.
    »Nicht, daß es eine Rolle spielen würde. Sie weiß ohnehin nicht, was ich nachts mache und wo ich hingehe. Sie will es gar nicht mehr wissen. Sie hat ihre eigenen Interessen, ihren eigenen Freundeskreis.« Er lachte. »Und sie hatte sich selbst…
    und das hat ihr immer genügt. Aber mir ist das nicht genug, Leigh. Du hattest recht.« Er ergriff meine Hand. Ich zog sie zurück und rutschte so schnell ich konnte auf die andere Seite des Bettes. Die Kraft im unteren Teil meines Körpers, die ich tagsüber verspürt hatte, war völlig verschwunden. Alles, was ich empfand, war Angst und Entsetzen, meine ganze Energie war wie weggeblasen. Ich fühlte mich wie betäubt, und zwar nicht nur in meinen Beinen. Ich mußte ihn wieder zur Vernunft bringen…
    »Tony, ich bin nicht Leigh. Ich bin Annie! Annie!«
    Er stand lange da, regungslos, und sprach kein einziges Wort.
    Ich dachte schon, ich hätte es geschafft; doch dann löste er den Gürtel seines Morgenmantels und ließ ihn auf den Boden gleiten. In dem matten Licht, das aus dem Wohnzimmer fiel, sah ich, daß er splitternackt war.
    O nein, dachte ich. Er bewegte sich wie im Traum, völlig gefangen in einer Phantasiewelt, und es war niemand da, von dem ich Hilfe erhoffen konnte, nicht einmal diese schreckliche Krankenschwester. Ich wollte schreien, um Rye zu wecken, aber dann kamen mir Bedenken, daß Tony womöglich gewalttätig werden könnte. Und Rye schlief im Dienstbotentrakt, der am anderen Ende des Gebäudes lag! Es war kaum zu erwarten, daß er mich hören würde. Meine letzte Hoffnung war, daß ich Tony durch Reden

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