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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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überreden, mich unverzüglich fortzubringen. Aber Drake war in New York. Und was, wenn auch Luke nicht kommen würde? Mein Verstand geriet in Panik, flatterte verzweifelt wie ein eingesperrter Vogel. Rye Whiskey! Er mußte mir helfen! Oder Troy! Oder Parson!
    Irgend jemand! Bitte, kann mir nicht irgend jemand helfen, von diesem Verrückten wegzukommen? Was hatte er meiner Großmutter angetan, daß sie vor ihm davongelaufen war?
    Schon den Gedanken daran konnte ich kaum ertragen. Mein einziger Trost war, daß es bald hell werden mußte. Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper, so wie Mammi es immer mit mir getan hatte, wenn ich einen bösen Traum hatte und sie an mein Bett gekommen war. Und das hier war mehr als ein böser Traum. Ich hatte Angst davor, wieder einzuschlafen; Angst, daß ich aufwachen und Tony wieder nackt neben mir vorfinden würde. Meine Augenlider jedoch wurden immer schwerer, und ich glitt in einen Schlaf der Erschöpfung.
    »Guten Morgen«, sang Tony fröhlich. Ich blinzelte und sah, wie er die Vorhänge weit aufmachte. Das helle Sonnenlicht vertrieb die letzten Schatten. Tony öffnete die Fenster, um frische Luft hereinzulassen, und die Vorhänge begannen über dem Fensterbrett einen lustigen Tanz. Ich blieb regungslos auf meinem Kissen liegen, sagte kein Wort und sah ihm zu, wie er im Zimmer herumlief. Er trug einen frischen, hellblauen Morgenmantel aus Seide und sah unglaublich munter aus.
    Wollte er mich glauben machen, daß die Geschehnisse der vergangenen Nacht sich nur in meiner Phantasie abgespielt hatten?
    »Noch einen Augenblick, dann kommt dein Frühstück«, sagte er munter.
    »Es hilft nichts, wenn du jetzt nett zu mir bist, Tony. Ich habe nicht vergessen, was gestern geschehen ist.«
    »Gestern!« er drehte sich zu mir um und lächelte. »Oh…
    gestern abend. Du meinst, als ich dich anschrie, unten in der Halle. Ich habe es dir doch schon erklärt und mich dafür entschuldigt, Annie. Du solltest nicht so nachtragend sein. Wir haben alle unsere Schwächen.«
    »Ich rede nicht davon. Ich rede davon, daß du mitten in der Nacht in mein Zimmer gekommen bist«, fauchte ich ihn an.
    Ich empfand nicht das geringste Mitleid mehr mit ihm. Er mußte für das, was er tat, die Verantwortung tragen; und so oder so – ich war entschlossen, noch an diesem Tag das Haus zu verlassen.
    »Was? Du hattest wieder so einen Traum? Armes Kind!
    Was du alles durchmachen mußt.« Er schüttelte den Kopf und preßte die Lippen zusammen wie ein besorgter Großvater.
    »Nun, wenn du erst etwas Ordentliches im Magen hast – «
    »Bring mir meinen Rollstuhl. Ich fahre jetzt zum Telefon.«
    »Den Rollstuhl? O nein, Annie, heute nicht. Du brauchst mindestens einen Tag strenge Bettruhe nach den Anstrengungen gestern. Ich bringe dir das Frühstück heute ans Bett. Ist das nicht wunderbar?«
    »BRING MIR MEINEN ROLLSTUHL!« forderte ich in dem schärfsten Tonfall, den ich mir ihm gegenüber jemals herausgenommen hatte. Er starrte mich einen Augenblick lang an; dann ging er hinaus, als hätte er meine Worte überhaupt nicht gehört.
    »TONY!«
    Er drehte sich nicht mehr um und schloß diesmal selbst die Tür.
    »DU KANNST MICH HIER NICHT WIE EINE
    GEFANGENE BEHANDELN!«
    Wütend zog ich mich zum Sitzen hoch und schob meine Beine langsam über die Bettkante. Ich fühlte mich schwach und müde, aber meine Entschlossenheit war riesengroß. Ich würde diesen Raum verlassen, und wenn ich hinauskriechen mußte! Ich mußte Rye finden. Ich war mir sicher, daß er mir helfen würde.
    Als ich gerade vorsichtig meine Beine auf den Boden stellte, kam Tony mit dem Frühstückstablett hereingerauscht.
    »O nein, Annie. Du mußt dich so hinsetzen, daß du am Kopfende des Bettes lehnst. Dann kann ich den Tisch über deine Beine stellen.«
    Er stellte das Tablett auf den Nachttisch, packte meine Oberarme und drückte mich zurück ins Bett. Meine schwache Gegenwehr hatte keinerlei Wirkung.
    »Bitte«, schrie ich. »Bitte, laß mich aufstehen.«
    »Wenn du gegessen und dich ausgeruht hast, werde ich sehen, wie es dir geht, Annie. Ich verspreche es dir.« Er lächelte mich an, als wären wir die besten Freunde, und begann, meinen Bettisch aufzubauen. Dann stellte er das Frühstück darauf und trat zurück. Sein Mund war zu einem fratzenhaften Grinsen verzerrt.
    Er ist verrückt, dachte ich. Irgend etwas war in der vorhergehenden Nacht mit ihm geschehen. Weitere Versuche, ihn zu erreichen, schienen keinen Sinn mehr zu haben.
    Ich

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