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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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eilte an mein Bett und sah auf mich herab. »Ich dachte schon… was ist denn passiert?«
    »Oh, eine Art emotionaler Überforderung. Annie und ich haben uns gerade ausführlich über die Sache unterhalten, und sie weiß, was wir jetzt tun müssen, nicht wahr, Annie?« Ich nickte. Er tätschelte noch einmal meine Hand und verließ das Zimmer.
    »Einen Augenblick«, rief Tony ihm nach und folgte dem Arzt. Ich hörte, wie sie sich leise auf dem Gang unterhielten.
    Mrs. Broadfield kam zu meinem Bett, zog meine Decke glatt und schüttelte mein Kissen auf. Ihre Miene war streng und kalt.
    »Sie werden doch deshalb keine Schwierigkeiten bekommen, nicht wahr?« fragte ich sie.
    »Ich? Warum sollte ich Schwierigkeiten bekommen? Ich konnte Ihre Besuchszeiten ja nicht verkürzen oder Ihnen Telefonanrufe verbieten.«
    »Ich dachte nur…«
    »O nein, Annie. Sie sehen doch, daß alle völlig meiner Meinung sind«, sagte sie. Ein breites, kaltes Lächeln der Selbstzufriedenheit glitt über ihr Gesicht. In diesem Augenblick ähnelte sie einem eingebildeten Kater, der sich auf einem Sofa räkelte.
    Einige Zeit später betrat Tony das Zimmer wieder und kam an mein Bett.
    »Fühlst du dich wirklich besser?«
    »O ja, Tony.«
    Er wirkte tief beunruhigt. Der Blick seiner blauen Augen war umwölkt, und die Falten schienen sich noch tiefer in seine Stirn gegraben zu haben.
    »Auch ich war zu leichtfertig. Ich hätte erkennen müssen…«
    »Jetzt ist es ja vorbei«, sagte ich. »Bitte laß uns die Sache vergessen.«
    »O nein, das werden wir nicht. Der Arzt hat mir eben dasselbe gesagt wie dir, und ich bin ganz seiner Meinung. Wir müssen Konsequenzen ziehen.«
    »Konsequenzen?«
    Er nickte Mrs. Broadfield zu, die geradewegs zu meinem Telefon ging und die Schnur aus der Wand zog.
    »Mein Telefon!« protestierte ich.
    »Im Moment keine Anrufe, Annie. Das sind die Anweisungen des Arztes.«
    »Aber Luke wollte mich gleich nach der Abschlußfeier anrufen, um mir zu erzählen, wie seine Rede angekommen ist!« protestierte ich verzweifelt.
    »Bevor ich von hier fortgehe, werde ich unten in der Telefonzentrale veranlassen, daß alle Anrufe für dich in mein Büro weitergeleitet werden. Drake oder ich werden sie dort für dich entgegennehmen, und natürlich werde ich alle Informationen und Neuigkeiten sofort an dich weitergeben.
    Das verspreche ich dir, und du weißt, daß ich meine Versprechen halte, nicht wahr?«
    Ich wandte den Blick ab. Es würde schrecklich für Luke sein.
    Er würde sich bittere Vorwürfe machen, und dabei war es doch so wichtig für ihn, gleich nach der Ansprache mit mir zu reden.
    Ich spürte, wie die Tränen wieder in mir aufstiegen, und mein Herz hämmerte in meiner Brust. Aber dann erinnerte ich mich an Dr. Malisoffs Ausführungen. Ich mußte mir jenes ›dicke Fell‹ zulegen, oder mein Genesungsprozeß würde sich verzögern. Für eine kurze Zeit mußte ich Opfer bringen.
    »Wir wollen doch alle nur dein Bestes, Annie; daher müssen wir die Ratschläge der Ärzte und Therapeuten befolgen. Es sind die besten, die man für Geld bekommen kann. Glaub mir, Annie. Bitte.«
    »Ich glaube dir Tony. Es tut mir nur so leid für Luke.«
    Tony sah mich liebevoll und herzlich an. »Weißt du was, ich werde ihm in deinem Auftrag ein Telegramm schicken, um ihm viel Glück zu wünschen. Gleich jetzt. Würde ihn das nicht aufheitern?«
    »O ja, Tony. Das ist eine wunderbare Idee«, sagte ich aufgeregt.
    »Und ich werde ihn selbst anrufen, um ihm zu sagen, daß es dir gut geht, aber daß die Ärzte im Augenblick neue Anweisungen gegeben haben und du eine Zeit lang Ruhe brauchst«, erklärte er.
    »Bitte sag ihm, er soll sich keine Vorwürfe machen, weil er mich angerufen hat.«
    »Natürlich, das werde ich tun, Annie. Und wenn ich das Gefühl habe, daß er mir nicht glaubt, werde ich auch den Arzt bitten, ihn anzurufen«, schlug er mit einem aufmunternden Lächeln vor.
    »Würdest du das wirklich tun?«
    »Annie«, sagte er, und sein Gesicht wurde ernst, »ich würde alles tun, was in meiner Macht steht, damit du wieder auf die Beine kommst und glücklich wirst. Ich weiß, daß das nicht einfach sein wird, denn du hast die Menschen verloren, die du in deinem Leben am meisten geliebt hast. Aber alles, was ich mir wünsche, ist, daß ich sie zumindest ein klein wenig ersetzen kann. Willst du mich das versuchen lassen?«
    »Ja«, sagte ich leise. Ich war beeindruckt von der Intensität seines Blicks und der Entschlossenheit, die in

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