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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Schicksal. Er sagte kein Wort. Die meisten Gefange- nen widersetzen sich irgendwie und sei es nur dadurch, daß sie leugnen, daß es irgendeinen Grund gäbe, weswegen man sie festhalten sollte. Shed sah aus wie ein Mann, der das Gefühl hat, daß er für das Allerschlimmste schon lange überfällig sei. »Setz dich«, befahl ich ihm und zeigte auf einen Stuhl an dem Tisch, wo wir Karten gespielt hatten. Ich nahm mir einen zweiten Stuhl, drehte ihn um, setzte mich darauf, verschränkte die Arme auf der Lehne und parkte mein Kinn auf den Unterarmen. »Wir haben dich kalt er- wischt, Shed.«
Er starrte bloß auf die Tischplatte, ein Mann, der jede Hoffnung verloren hatte. »Hast du was zu sagen?«
»Es gibt doch nichts zu sagen, oder?«
»Oh, ich denke, es gibt eine ganze Menge zu sagen. Du hängst ganz sicher mit dem Arsch in der Schlinge, aber noch bist du nicht tot. Vielleicht kannst du dich noch aus der Sache rausre- den.«
Seine Augen weiteten sich leicht, dann erstarben sie wieder. Er glaubte mir nicht. »Ich bin kein Inquisitor, Shed.«
Seine Augen erwachten kurz zum Leben.
»Es stimmt. Ich hab mich an Bullock gehängt, weil er sich im Stiefel auskannte. Meine Auf- gabe hatte damit nur sehr wenig zu tun. Der Überfall auf die Katakomben ist mir völlig egal. Was mir nicht egal ist, das ist die Schwarze Burg, weil sich da eine Katastrophe anbahnt, aber noch wichtiger bist du mir. Wegen eines Mannes namens Raven.« »Einer deiner Männer hat dich Croaker genannt. Raven hatte eine Todesangst vor einem Ty- pen namens Croaker, den er eines Nachts gesehen hatte, als die Männer des Herzogs sich ei- nige seiner Freunde geschnappt haben.«
Ah ja. Er hatte unsere Razzia gesehen. Verflucht, aber damals war ich auch wirklich hart am Wind gesegelt.
»Ich bin dieser Croaker. Und ich will alles wissen, was du über Raven und Darling weißt. Und über alle anderen, die davon etwas wissen könnten.« Ein leiser Hauch von Trotz legte sich auf seine Miene. »Eine Menge Leute suchen nach dir, Shed. Bullock ist da nicht der einzige. Meine Chefin will dich auch haben. Und sie ist weitaus schlimmer als er. Du würdest sie ganz und gar nicht mögen. Und wenn du das hier nicht richtig anstellst, dann wird sie dich auch bekommen.«
    Ich hätte ihn lieber an Bullock übergeben. Bullock interessierten unsere Probleme mit den
Unterworfenen nicht.
Aber Bullock war gerade nicht in der Stadt. »Da ist auch noch dieser Asa. Ich will all das über ihn wissen, was du mir bisher nicht er- zählt hast.« Ich hörte die Frau in der Dunkelheit fluchen. Sie zeterte, als ob Otto und seine Kumpels sie gerade vergewaltigen wollten. Ich wußte es besser. Nachdem sie heute nacht bereits einmal Mist gebaut hatten, hatten sie dazu nicht mehr den Nerv. »Wer ist die Schnalle?«
»Meine Schankmaid. Sie…« Und seine Geschichte quoll aus ihm heraus. Als er erst einmal angefangen hatte, war er nicht mehr aufzuhalten. Mir kam der Gedanke, wie ich mich aus einer möglicherweise peinlichen Lage wieder he- rauswinden konnte. »Stopft ihm das Maul.« Ein Mann legte Shed die Hand über den Mund. »Wir machen jetzt Folgendes, Shed. Immer vorausgesetzt, daß du hier lebend raus willst.« Er wartete.
»Die Leute, für die ich arbeite, werden bereits wissen, daß heute nacht eine Leiche abgelie- fert wurde. Sie erwarten von mir, daß ich den Täter schnappe. Ich werde ihnen also jemanden präsentieren müssen. Das könntest du sein, das Mädel oder ihr beide. Du weißt ein paar Din- ge, von denen ich nicht will, daß die Unterworfenen sie erfahren. Eine Möglichkeit, wie ich deine Auslieferung vermeiden kann, besteht darin, daß du stirbst. Wenn ich muß, kann ich das auf die echte Art und Weise durchziehen. Oder du täuschst es für mich vor. Du läßt die Schnalle Zeugin sein, wie du erledigt wurdest. Kapiert?« Zitternd erwiderte er: »Ich glaube schon.« »Ich will alles wissen.«
»Das Mädchen…«
Ich hob eine Hand und lauschte. Das Gezeter kam näher. »Sie wird von ihrer Begegnung mit den Unterworfenen nicht zurückkehren. Es gibt keinen Grund, warum wir dich nicht freilas- sen sollten, sobald wir getan haben, was wir tun müssen.« Er glaubte mir nicht. Er hatte Verbrechen begangen, von denen er glaubte, daß sie die aller- härteste Strafe verdienten, und die erwartete er jetzt auch. »Wir sind die Schwarze Schar, Shed. Das wird Juniper schon ziemlich bald erfahren. Ein- schließlich der Tatsache, daß wir unsere Versprechen halten. Aber das ist für dich

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